Angel Staffel 6 Band 5: Ein Engel in der Hölle! (Comic)

Joss Whedon, Bryan Lynch & Juliet Landau
Angel Staffel 6 Band 5
Ein Engel in der Hölle!
(Angel – After the Fall Vol. 6: Last Angel in Hell, 2010)
Aus dem Amerikanischen von Claudia Kern
Titelbild von Nick Runge
Zeichnungen von Franco Urro & Stephen Mooney
Farben von Paolo Maddaleni, 2 B Studio u. a.
Panini, 2011, Paperback mit Klappenbroschur, 144 Seiten, 19,95 EUR, ISBN 978-3-86201-098-1

Von Christel Scheja

Los Angeles ist aus der Hölle zurückgekehrt. Während der Rest des Landes nichts mehr davon weiß, ist den Bewohnern der Stadt umso klarer, was geschehen ist. Denn auch wenn Tote wieder leben und Verwandlungen rückgängig gemacht wurden – die Erinnerungen an die Monate in der Hölle sind geblieben.

Auch Angel und seine Freunde bleiben weiter wachsam, da sie dem Frieden nicht trauen. Außerdem sind einige Freunde und Feinde noch immer nicht sie selbst. So liegt Gunn im Koma und Drusilla scheint in einer psychiatrischen Klinik dem Wahnsinn mehr verfallen zu sein als früher. Doch unbemerkt von den anderen kehren die beiden auf recht schmerzhafte Weise ins Leben zurück. Während der eine mit seiner Schuld ringt und sie durch Illyra zu überwinden lernt, richtet die andere ein Blutbad an, um sich am Ende doch in eine Scheinwelt zu flüchten, in der sie viel glücklicher ist.

Angels und Spikes Aufmerksamkeit ist derweil auf etwas anderes gerichtet. Sie haben gehört, dass die Ereignisse in der Hölle und ihre Heldentaten verfilmt werden sollen. Da auf dem Comic-Con in San Diego die ersten Ausschnitte gezeigt werden sollen, suchen sie die Veranstaltung auf und sind neugierig auf das, was sie da erwartet. Außerdem soll dort auch ein Artefakt versteigert werden, das einige von ihnen töten könnte. So mobilisieren sie all ihre Freunde um unter den Freaks und Nerds Wache zu halten und notfalls einzugreifen. Allerdings rechnen sie nicht mit dem, was sie dort wirklich erwartet – glühende Fan-Verehrung und ein Zauber, der die Träume und Vorstellungen der Con-Besucher wahr werden lässt.

Während die beiden ersten Geschichten unabhängig für sich stehen und quasi das Schicksal von zwei Nebencharakteren genauer und sehr ernst unter die Lupe nehmen, hängt der Rest zusammen. Denn man erfährt nicht nur, was Angel und Co. auf dem Comic-Con erleben, sondern auch die Handlung des Films, der immer wieder angesprochen wird. Beides erweist sich als humorvolle Hommage an die Leser, Fans und Macher. Man merkt sehr deutlich, dass die Autoren wissen, wovon sie schreiben, weil sie selbst schon oft genug in San Diego waren. So Manches wird dabei auf die Spitze getrieben und persifliert – seien es nun die verzweifelten Appelle der Con-Leitung, der Spaß am Verkleiden oder aber die Verehrung der Helden aus Film, Fernsehen und Comic. Der Genuss dieser Szenen ist umso größer, wenn man bereits weiß, welchen Stellenwert der Comic-Con in San Diego für die Szene hat und vielleicht selbst auf größeren deutschen Veranstaltungen war. Immerhin nimmt es gerade Spike mit Humor, dass er sich im Film als Frau wiederfindet und macht sich auch über den stoischen Angel lustig, der wieder einmal keinen Spaß versteht, so dass man stellenweise nicht aus dem Grinsen herauskommt. Auch der „Film“, dessen Handlung man hier als Comic kennenlernt, nimmt ähnliche Horrorstreifen auf die Schippe, wird doch alles ein wenig überdreht dargestellt.

Die Zeichnungen der ersten Teile sind sehr gelungen, nur die zum „Film“ fallen im Gegensatz zu den vorhergehenden etwas ab, da die flächigen Farben die Steifheit der Figuren noch betonen.

Alles in allem fängt die fünfte „Angel“-Graphic-Novel zwar sehr düster und horrorlastig an, dreht aber erst richtig auf und wird zum Lesegenuss, als die Macher augenzwinkernd und ein wenig frech das Treiben der Fans und Freaks auf den großen Cons und nicht zuletzt die Comic-Serie selbst auf die Schippe nehmen.