K. D. Seed: Die Liebessklavin der Piraten (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 27. Mai 2025 08:04

K. D. Seed
Die Liebessklavin der Piraten
Blue Panther Books, 2025, Taschenbuch, 190 Seiten, 12,90 EUR
Rezension von Irene Salzmann
K. D. Seed ist das Pseudonym einer Autorin, die von sich verrät, dass sie schottische Wurzeln hat, in München Wirtschaft studierte und nun in Wien lebt. Das Schreiben erotischer Geschichten erachtet sie als einen Ausgleich zu ihrem Alltag. Bei Blue Panther Books sind gegenwärtig die Titel „Die Sklavin und der Gladiator“ und das vorliegende „Die Liebessklavin der Piraten“ erhältlich.
Weil Alice bisher jeden Bewerber um ihre Hand abgelehnt hat, will der strenge Vater, ein vermögender Kaufmann, die widerspenstige Tochter in ein Kloster sperren. Auf Anraten des Dienstmädchens Annike, der Alice ihre ersten erotischen Erfahrungen verdankt, flieht sie von zu Hause und bittet ihren Liebhaber, den jungen Schmied Joris, ihr mit Hose und Hemd auszuhelfen.
Als Junge verkleidet, gelingt es ihr, auf einem Handelsschiff anzuheuern, hoffend, weit weg von den Niederlanden in der Neuen Welt ein freies Leben führen zu können. Allerdings wird das Segelschiff von Piraten aufgebracht und Alice‘ Maskerade von der Piratin Beth durchschaut. Sie und Käpt’n James bieten den Überlebenden an, sich ihnen anzuschließen oder aus eigener Kraft zu versuchen, den nächsten Hafen zu erreichen.
Alice muss einsehen, dass sie, als Frau entlarvt, nicht länger an Bord bleiben kann, und so schlecht hört sich die Offerte der Piraten nicht an. Es kommt sogar besser, als befürchtet, denn man akzeptiert sie als neues Mitglied der Mannschaft, bildet sie aus - und Beth holt Alice gar in ihr Bett und in das von James.
Bei der nächsten Kaperfahrt haben die Piraten jedoch Pech. Zwar siegen sie, doch die Beute ist gering, das Schiff beschädigt und der Proviant verlorengegangen. Aufgrund der Wetterlage wird beschlossen, nicht nach Nassau zurückzukehren, sondern im nächsten Hafen neue Vorräte zu beschaffen und die Reparaturen in einem Versteck fortzusetzen, obschon die Gefahr besteht, entdeckt, verhaftet und gehenkt zu werden.
Mit einem kleinen Boot umgehen James, Beth, Alice und zwei weitere Matrosen nachts die Wachtposten und suchen, während ein Mann, Adam, zurückbleibt, in der Ansiedlung nach dem Markt. Prompt werden sie entdeckt. Allein Alice kann zum Boot fliehen. Sie hat eine verwegene Idee, wie sie mit Adams Hilfe James und Beth, die noch am Leben sind und eingekerkert wurden, vielleicht retten können.
K. D. Seed wartet mit einer spannenden Rahmenhandlung auf, wenngleich auf den erotischen Szenen natürlich der Schwerpunkt liegt. Die Handlung wirkt inspiriert von Filmen wie „Unter Piratenflagge“ (mit Errol Flynn, 1935), „Die Piratenkönigin“ (mit Jean Peters, 1951), „Der Rote Korsar“ (mit Burt Lancaster, 1952), „Pirat der sieben Meere“ (mit Rod Taylor, 1961) oder, wenn man es etwas moderner wünscht, „Die Piratenbraut“ (mit Geena Davis, 1995), „Fluch der Karibik“ (mit Johnny Depp, 2003). Die eine oder andere Sex-Klamotte gibt es freilich auch im Mantel-und-Degen-Genre.
Das Stichwort Nassau grenzt die Geschehnisse auf das frühe 18. Jahrhundert ein, als die Hauptstadt der Bahamas (Karibik) kurzzeitig eine „Republik der Piraten“ war. Auch belegt sind weibliche Kapitäne analog der fiktiven Beth dieses Romans, darunter Anne Bonny, Mary Read, Grace O’Malley (Piratinnen waren bereits Thema von diversen Docutainments im TV und Sachbüchern). Auf die Motive der Piraten einzugehen, führt an dieser Stelle zu weit; gewiss war ihr Leben weniger fröhlich und glorreich, als es in vielen Filmen und (romantischen) Romanen dargestellt wurde und wird.
Immerhin schildert K. D. Seed weder das Leben auf dem Festland noch auf See, weder das der Bürgerlichen und Armen noch der Ausgestoßenen als Ponyhof. Wer sich dem ihm zugedachten Schicksal auf die eine oder andere Weise zu entziehen vermag, braucht viel Glück, um sich ein etwas besseres Leben aufzubauen, aber es gibt keine Garantie, dass dieses ewig wärt - wie Alice und ihre neuen Freunde feststellen müssen. Dessen ist sich die Hauptfigur bewusst, die bisher immer auf die Füße fiel. Sie steht nun vor der Wahl, ihr eigenes Leben zu retten und sich womöglich als Hure durchzuschlagen, denn eine schutzlose Frau hat kaum andere Möglichkeiten, oder die ihr erwiesene Freundlichkeit zu vergelten und, wenn ihr Plan glückt, mit den Kameraden in die Freiheit zu fliehen.
Selbst wenn man all die vorherigen glücklichen Zufälle großzügig beiseite wischt, etwas hanebüchen wirkt die Story insbesondere gegen Ende, als auf Teufel komm raus nochmal Spannung erzeugt wird: Die Piraten stimmen darüber ab, ob sie eineinhalb Tage hungrig ins sichere Nassau segeln oder in einem gefährlichen Hafen Proviant holen (vom befürchteten Unwetter keine Spur). Statt dass ein möglichst der Sprache mächtiger Anführer mit vertrauenswürdigen Matrosen an Land geht, während der andere die Reparaturen überwacht, begeben sich alle namentlich bekannten Piraten in Führungsposition an Land, inklusive einem Verräter (man fühlt sich richtig heimisch, denn so kennt man das: zum Beispiel Perry Rhodan, Atlan und die wichtigsten Mitglieder des Mutanten-Corps stehen auch stets an vorderster Front, während das Backup-Team um Reginald Bull auf der Erde die langweilige Polit-Chose am Hals hat; beziehungsweise Captain Kirk, Mr. Spock und Pille lassen die Brücke/Krankenstation vom „Raumschiff Enterprise“ verwaist zurück für Scotty, Sulu oder Chekov - völlig unlogisch und gefährlich für alle).
Allerdings geht es der Leserschaft weder um Lektionen in Geschichte noch um logisches Handeln, und für ein Zuviel an Nebencharakteren ist das Buch nicht ausgelegt. Den Auftrag, einen abwechslungsreichen erotischen Roman zu schreiben, hat K. D. Seed unzweifelhaft bestens erfüllt, wobei der farbenfrohe Piraten-Background das i-Tüpfelchen liefert, den Titel aus dem Einerlei der vielen „Er trifft sie im Café und legt sie auf dem WC flach“ oder „Sie trifft sie im Insekten-Kochkurs, beide naschen an diesen, aneinander und dem Koch“ heraushebt. Danke und weiter so!
„Die Liebessklavin der Piraten“ macht Spaß, denn die Story ist flüssig erzählt, abwechslungsreich und spannend, auch was die Erotik betrifft. Es gibt kleine Schönheitsfehler, aber weil die Handlung, die sonst nur Nebensache ist, gut funktioniert, kann man damit leben und ist gespannt auf weitere Bücher der Autorin.