Frenz, Bernd: Der Sklave – Blutorks 2 (Buch)

Bernd Frenz
Der Sklave
Blutorks 2
Titelillustration von Kerem Beyit
Blanvalet, 2010, Taschenbuch mit Klappenbroschur, 366 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-442-26609-8

Von Carsten Kuhr

Hellhäuter, Schlangenmenschen auf ihren Lindwürmern und die Schattenelfen der Legion der Toten fallen im Auftrag König Gothars über das Reich der Blutorks her. Eine beispiellose Militärmacht schickt sich an, die als unbezwingbar geltende Heimat der wilden Kämpfer zu überrennen. Auch wenn die Orks noch so kampfesmutig und blutrüstig sind und sie Unterstützung durch ihre Schamanen, die das Blut der Erde beschwören, erhalten, diesen schieren Massen an Kriegern können sie nicht widerstehen.

Zunächst sieht es noch gut aus für unsere wackeren Kämpfer. Die Priester haben das Rad des Feuers beschworen, die Erde selbst bäumt sich auf, spuckt ihr glühendheißes Inneres aus, um die angreifenden Heere aufzuhalten. Und auch die Äxte der Orks halten reichlich Ernte unter den Truppen des Königs aus der fliegenden Festung. Dann aber weben die Lichtbringer des Königs ihre Zauber, das Rad des Feuers kommt zum Stillstand. Selbst als sich die alten Kämpen, die Veteranen, dem Ruf des Bluts der Erde folgend für ihre Kameraden aufopfern, können sie die Niederlage nicht mehr aufhalten.

Nur Wenigen gelingt es, zu überleben. Eine der Überlebenden, Ursa, der Ork-Priesterin, gelang es in einer letzten Anstrengung die fliegende Zitadelle Gothars abstürzen zu lassen, das Blatt wenden konnte sie damit aber auch nicht mehr. Urok, die zweite Feuerhand, wird gefangengesetzt und ins Reich des Königs verschleppt. Schon auf dem Weg in die Verbannung aber spricht die Macht des Bluts der Erde zu ihm. Es gilt, lang verstopfte Adern der Macht wieder zu öffnen, auf dass das Blut der Erde, gleichberechtigt mit dem Leib des Meeres und dem Atem des Himmels, frei fließen kann. So wartet auf Urok nicht nur die Befreiung seines Volkes, sondern auch eine Aufgabe, die ihn tief in die Mysterien seines Volkes eintauchen lässt. Damit noch nicht genug, soll er in der Arena von Sangor, den Massen zur Freude, in einem blutigen Kampf gegen einen Schattenelfen antreten …

Völker-Romane, unter dem Signet könnte man auch diesen zweiten Band der »Blutork«-Trilogie einordnen. Nach dem Hype der letzten Jahre um die Geschichten rund um die tolkienesquen Völker aber hat sich die Begeisterung doch ziemlich abgekühlt, ja werden manche Bücher schon allein aufgrund der Tatsache, dass sie einen entsprechenden Titel tragen, eingeordnet und abgestempelt.
Damit tut man nicht nur dem jeweiligen Werk sondern auch seinem Verfasser oftmals Unrecht. Statt Völker-Roman könnte man vorliegend genauso gut und zutreffend von Sword & Sorcery oder Fantasy-Abenteuer sprechen. Insofern scheint ein Umdenken sowohl in den Verlagshäusern, als auch bei den Lesern dringend angeraten.

Inhaltlich bietet sich der Stoff spannend an. Die Orks werden zwar als blutrünstige, wilde Krieger portraitiert, darüber hinaus jedoch mit einer glaubwürdigen Kultur hinterfüttert.
In den Stammesverbänden gilt das Recht des Stärkeren, gleichzeitig wird aber sehr großer Wert auf ein ehrbares Handeln gelegt. Nur durch das Vertrauen innerhalb der Gemeinschaft, mit Hilfe der strengen Regeln im Miteinander, können die Orks in der kargen, lebensfeindlichen Umwelt überleben. Dazu gesellt sich eine Naturreligion, die sich um das Magma der Vulkanregion rankt. Dass selbiges einen eigenen Willen hat, semi-intelligent ist und als Machtquelle dient entspricht dann dem Genre.

Ganz bewusst versucht der Autor sich bei der Ausgestaltung des Hintergrunds, aber auch bei dem Entwurf seines Protagonisten, von den üblichen Klischees abzuheben.
Urok ist eben einmal nicht der dumme, triebgesteuerte Berserker, sondern ein Ork, der seinen dicken Schädel auch zum Denken nutzt.

Im Mittelteil der Trilogie werden, nachdem die wesentlichen Figuren eingeführt sind, weitere Rätsel und Handlungsansätze eingeführt. Immer deutlicher wird, dass es nicht nur um die Eroberungsgelüste eines despotischen Herrschers geht. Im Hintergrund ziehen andere die Fäden. Andeutungen weisen auf einen Vorfall in ferner Vergangenheit, der die einstmals gleichberechtigten Kräfte der Luft, des Wassers und der Erde geteilt hat. Nur mehr die Luftmagier vermögen in vollem Umfang von ihren Kräften Gebrauch zu machen, während die Flüsse der Macht des Bluts der Erde – welch ein griffiger Begriff, darauf muss man erst einmal kommen – verstopft sind. Hier werden faszinierende Rätsel angedeutet, die im abschließenden Band aufgelöst werden.

Die geschilderten Kämpfe sind spannend und voller Tempo ausgeführt, Rätsel gibt es satt, so dass sich die Lektüre als flüssig und spannend anbietet. Fantasy aus Deutschland – Fantasy, die sich sehen – besser gesagt: lesen – lassen kann.