Professor Zamorra 1225: Virus-Alarm!, Ian Rolf Hill (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 28. April 2025 07:36

Professor Zamorra 1225
Virus-Alarm!
Ian Rolf Hill
Titelbild: Dirk Berger
Bastei, 2021, eBook, 1,99 EUR
Rezension von Elmar Huber
Aus heiterem Himmel wird Professor Zamorra von der Journalistin Vivian Schmitt, eine seiner ehemaligen Studentinnen, kontaktiert. Gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Roland ist die Umwelt- und Tierwohlaktivistin dabei, die miserablen Zustände in einem niedersächsischen Schweinemastbetrieb aufzudecken. Nachdem der angekündigte Live-Stream der Aktivisten abbricht und Vivian nicht zu erreichen ist, machen sich der Professor und Nicole auf den Weg nach Traben.
Vor Ort treffen sie die beiden Journalisten, die plötzlich eine unerklärbare Gier auf Fleisch entwickelt haben und kurz danach einer unbekannten Infektion zum Opfer fallen. Zamorra und Nicole vermuten die Wurzel der Ereignisse in der Fleischfabrik Asag, was nebenbei auch der Name eines sumerischen Dämons ist, der eine Personifikation der Krankheit und der Schmerzen darstellt.
Ein weiteres Mal packt Ian Rolf Hill in „Virus-Alarm!“ ein aktuelles gesellschaftliches Thema an, das ihm auch persönlich am Herzen liegt, nämlich die unhaltbaren Zustände, die in der massenhaften Fleischproduktion (was an sich schon ein Unwort ist) herrschen. Der Autor verquickt dies sogar noch mit den Auswirkungen des Corona-Virus. Ob das unbedingt als Nebenwirkung den dunklen Mächten zugeschreiben werden sollte, wie hier im Zamorraversum, darüber lässt sich streiten.
Der Beginn des Romans geht flott vonstatten, baut ausreichend Spannung auf und führt dazu in ein nettes Eckchen Deutschlands, dem Emsland. Doch für Lokalkolorit ist wenig Platz, vielmehr sehen sich Nicole und Zamorra bei ihrer Ankunft in Traben einigen Rätseln gegenüber, die zunächst nur verstörend sind, sich aber bald zu einer Gefahr für Leib und Leben der Dämonenjäger auswachsen. Denn freilich steckt eine böse Macht hinter den ungewöhnlich großen Mastschweinen aus dem Betrieb Asag sowie hinter der neu erwachten Fleischeslust der Einwohner. Es handelt sich dabei um einen Dämon, der so etwas wie das Äquivalent zum Fliegendämon Beelzebub aus dem John- Sinclair-Umfeld sein könnte.
Doch auch die normalen Dorfbewohner stehen den Neuankömmlingen ablehnend gegenüber, stellen diese doch eine Gefahr für ihren Arbeitsplatz und damit ihre Existenz dar, sodass sich Nicole und Zamorra plötzlich an mehreren Fronten bedroht sehen.
So ehrenwert das Thema als Aufhänger ist, so klischeehaft erweist sich die Umsetzung nach dem zugkräftigen Auftakt. Gerade das Geschehen im Schlachthof gestaltet sich vorhersehbar. Vom Angriff eines (übergroßen) Schweins bis zum Ausharren in einer Kühlkammer - selbstredend in viel zu dünner Kleidung - ist alles vorauszuahnen. Hier gibt es auch einige Szenen aus dem Schlachtbetrieb, die für zarte Mägen nicht geeignet sind und vielleicht mehr Abscheu verursachen als alle Monster, die man sich ausdenken könnte.
„Virus-Alarm!“ ist ein Romanheft mit kritischer Botschaft, das am Ende insgesamt sehr klischeehaft geraten ist.