Lennox Lethe: Nekrolog - Chronik des Grauens (Buch)

Lennox Lethe
Nekrolog - Chronik des Grauens
2022, Paperback, 156 Seiten, 12,99 EUR

Rezension von Elmar Huber

Im Leben der Schauspielerin Livia Wegener reiht sich ein Erfolg an den nächsten, privat wie beruflich. Doch ihr glückliches Leben, um das sie Tausende Fans beneiden, gerät ins Wanken, als sie eines Morgens ihren eigenen Nachruf in der Zeitung liest. Ihr Regisseur überzeugt sie, dass es sich nur um ein Versehen handeln kann; die Zeitung entschuldigt sich zeitnah für den peinlichen Fehler.

Livia glaubt die Sache damit erledigt und der Vorfall tauge höchstens als zukünftige Party-Anekdote. Doch seit dem Vorfall meldet sich eine Stimme in ihrem Kopf, als hätte sich eine fremde Person in ihrem Gehirn eingenistet, die sie nach und nach in den Wahnsinn treibt. Offenbar hat der kleine Schock Livia doch mehr zugesetzt, als sie sich eingestehen will.

Tags darauf ist für Livia Wegener nichts mehr, wie es war. Am Film-Set wurde sie ersetzt, nahestehende Personen erkennen sie nicht wieder, Social Media-Beiträge und private Gegenstände verschwinden. Es scheint, als würde Livia Wegeners Leben Schritt für Schritt ausgelöscht werden.


Lennox Lethes Debüt-Roman „Nekrolog - Chronik des Grauens“ beginnt mit eben diesem Nachruf auf Livia Wegener. der derart launig formuliert ist, dass der Autor seine Leserschaft schon nach diesen zwei Seiten komplett für sich eingenommen hat.

Zwar erinnert das Buch ein wenig an Richard Bachmanns „Der Fluch“ (im Schnelldurchlauf), doch geht Livia Wegeners Verschwinden über den körperlichen Verfall hinaus. Die Schauspielerin scheint buchstäblich immer mehr aus der Welt zu verschwinden und das sogar rückwirkend, bis sich niemand mehr an sie erinnern kann.

Die Kapitel sind mit Wochentagen und Uhrzeiten überschrieben, sodass man ein gutes Gefühl für die zunehmende Verzweiflung bekommt, die Livia überrollt. Was zunächst noch ein Scherz sein könnte, steigert sich kontinuierlich, bis im Kopf der Schauspielerin blanke Paranoia herrscht.

Die Einteilung erlaubt dem Autor auch, mit der Chronologie zu spielen und diese gegen Ende aufzubrechen, um die Story zum Ausgangspunkt der Ereignisse zu führen.

Lennox Lethe jongliert seine Story bemerkenswert souverän, erhöht von Szene zu Szene den Spannungsbogen und streut immer wieder Brotkrumen, um den Leser, beginnend vom noch locker erzählten Auftakt bis hin zum blutigen und konsequenten Finale, auf die Auflösung vorzubereiten.

„Nekrolog - Chronik des Grauens“ ist ein eindrucksvoll eigenständiger Debüt-Roman, der die Phantastik-Landschaft um eine neue Facette bereichert.