Erik R. Andara: Hoffnungslos tot - Die Krankheit zum Tode (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 25. April 2025 14:10

Erik R. Andara
Hoffnungslos tot - Die Krankheit zum Tode
Titelbild: Erik R. Andara
Hammer Boox, 2022, Taschenbuch, 114 Seiten, 8,95 EUR
Rezension von Elmar Huber
Sechs Jahre zuvor veränderte die chinesische Grippe die Welt. In Asien und im Osten Europas kam es zu einer Massenflucht in den Westen, so dass in den Grenzgebieten unkontrollierte kleine Kriegsherde entstanden sind, um sich den potenziellen Trägern der tödlichen Krankheit zu erwehren. Nun hat das Virus auch den Knast erreicht, in dem Paul Timor wegen Doppelmordes einsitzt.
Als „Angestellter“ von Attila fühlte sich Paul bisher im Gefüge der Gefängnishierarchie vergleichsweise sicher, bis ein Toter plötzlich die Augen wieder aufschlägt und seinem Appetit auf Menschenfleisch nachgibt.
Wie bereits im Vorwort geschrieben, repräsentiert „Hoffnungslos tot - Die Krankheit zum Tode“ nicht den bedächtigen Stil, für den Erik R. Andara durch seine Veröffentlichungen wie „Hinaus durch die zweite Tür“ (BLITZ Verlag, 2020) oder „Das alte Haus am Nordrand“ (Whitetrain, 2023) bekannt ist. Statt zurückhaltende Weird Fiction bekommt man hier eine geradlinige Zombie- (oder Infizierten-) Novelle, die ungebremst nach vorne geht.
Dennoch ruht sich der Autor nicht auf Blut- und Gewalt-Orgien aus, sondern geht seine Story aus einer anderen Ecke an. Statt die Action zu fokussieren, bleibt die Erlebnisperspektive durchgehend bei Paul. So kommt es zu eindringlichen Szenen, in denen dieser über Stunden nur die Geräusche von Sirenen und Schüssen hört und in dieser Zeit allein seinen panikerfüllten Gedanken nachhängt, während anderswo in dem Gefängniskomplex Mord und Totschlag regieren.
Natürlich kommt es danach doch noch zu Momenten, in denen eine direkte Begegnung mit den bereits reichlich lädierten Infizierten stattfindet. Filmreife Idee: eine Masse von hungrigen Untoten drängt vehement gegen eine bruchsichere Scheibe, hinter der Paul gefangen ist.
Insgesamt muss man Erik Andara Anerkennung zollen, dass er innerhalb dieser ausgelutschten Prämisse in aller Kürze einen erstaunlichen Ideenreichtum beweist. Die überschaubare Länge und das abrupte Ende sind es auch, die „Hoffnungslos tot - Die Krankheit zum Tode“ eher zu einer reduzierten, doch nichtsdestoweniger bemerkenswerten Fingerübung machen, als zu einer ausgereiften Novelle.