Freja Lind: Entführt und lustvoll benutzt (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 22. April 2025 08:25

Freja Lind
Entführt und lustvoll benutzt
Blue Panther Books, 2024, Taschenbuch, 198 Seiten, 12,90 EUR
Rezension von Irene Salzmann
Die Künstlerin Rina hat viel Freude an den Kursen, die ihr tägliches Brot sichern und sie mit talentierten Hobby-Zeichnern zusammenbringen. Besonders angetan hat es ihr aktuell der begabte Christoph, von dem sie sich zu ihrer eigenen Überraschung überreden lässt, ihm als Akt-Modell zu dienen.
Danach passiert, was passieren muss.
Doch das Glück ist nur von kurzer Dauer. Christoph ist plötzlich verschwunden. Rina, die sich missbraucht fühlt, betrinkt sich und kommt auf einem fremden Anwesen zu sich, bewacht, genauso wie mindestens eine weitere eingesperrte Person - Christoph? -, von einem jungen Mann, den sie Terry nennt und den sie auf ihre Seite zu ziehen versucht als möglichen Fluchthelfer.
Er begleitet sie stets durch das Haus und bringt sie regelmäßig zu seinem Boss, der unsichtbar bleibt und von ihr verlangt, Akte von erlesen schönen Models beim Sex anzufertigen. Allerdings ist er mit ihren Arbeiten nie zufrieden, was Rina damit erklärt, dass den jungen Frauen und Männern, so attraktiv sie auch sein mögen, die Gefühle füreinander fehlen.
Daraufhin veranlasst der mysteriöse Boss ein Treffen zwischen Rina und dem Model André mit dem Wunsch, dass das fehlende Hineinversetzen in die Personen durch ein besseres Kennenlernen behoben werde, und für das Wie gibt es bloß eine Möglichkeit, die André ihr anbietet und die Rina zu genießen beschließt.
Ihre Kooperation scheint Terry zu missfallen, wird jedoch mit weiteren Zugeständnissen belohnt, welche sie zur Flucht nutzt. Aber sie wird gefasst. Als Rina wieder zu sich kommt, befindet sie sich in ihrer Wohnung. Christoph ist bei ihr. Alles war lediglich ein böser Traum. Und doch scheint etwas nicht zu passen. Rina rätselt vergeblich, was sie stört. Eine zufällige Begegnung bringt den Stein ins Rollen und offenbart viele Überraschungen, letztendlich sogar eine Tragödie. Mit all dem hätte niemand gerechnet.
Freja Lind verwohnt die Blue-Panther-Books-Leser immer wieder mit flüssig und unterhaltsam geschriebenen Romanen, die eine richtige Handlung aufweisen und somit weit über das 08/15-Erotik-Genre vom „Rein und Raus in allen Varianten“ mit X, Y, Z (als was auch immer diese sich gerade lesen) hinausgehen. Den Anforderungen des Verlags geschuldet, finden sich reichliche erotische Momente, die im annehmbaren Bereich bleiben, ausführlich beschrieben werden, aber nicht zu derb ausfallen. Darüberhinaus würzt die Autorin mit Spannungselementen aus Krimi und Phantastik sowie gut recherchierten Hintergrundinformationen, weshalb man immer wieder gern zu ihren Titeln greift; sie stehen für Qualität und Abwechslung.
Freilich manövriert sie sich selbst dadurch in eine Falle: Man erwartet von ihr, dass jedes Buch mindestens so gut ist wie das vorherige, dass jeder neue Roman den Vorgänger toppt. Wer selbst schreibt, weiß, dass das gar nicht so einfach ist, zumal die Geschmäcker der Leser verschieden sind.
Diesmal wählt Freja Lind als Hauptfigur eine Künstlerin, die wohl im Alter vieler Leserinnen ist und etwas erlebt, das sie an ihre Grenzen bringt. Ist, was Rina widerfährt, real, oder hat sie geträumt, wie Christoph behauptet? Will jemand sie täuschen, wenn ja, warum ausgerechnet sie und zu welchem Zweck?
Alles erscheint, weil der Zufall sehr oft die Weichen stellt, recht dünn und ist am Ende doch schlüssig, vor allem überraschend. Erfahrene Leser kommen der Wahrheit schnell auf die Spur, weil Rina das Naheliegende erst spät überprüft. Aber alle Verwicklungen kann keiner vorhersehen.
Freja Lind hat ihr Bestes gegeben, um ihre Fans, die Spannung und interessante Charaktere wünschen, im Rahmen des erotischen Schwerpunkt-Themas nicht zu enttäuschen. Mit wachsenden Erwartungen seitens der Leserschaft und den Ansprüchen, die man als Autor selbst an sich stellt, wird das jedoch immer schwieriger. Dennoch: Wieder einmal gut gemacht!