Rose Garver: Benutz mich, stille deine Lust (Buch)

Rose Garver
Benutz mich, stille deine Lust
Blue Panther Books, 2023, Taschenbuch, 168 Seiten, 12,90 EUR

Rezension von Irene Salzmann

Sarah ist als Autorin leidenschaftlicher Liebesromane recht erfolgreich und „das beste Pferdchen im Stall“ ihres Chefs Patrick. Infolgedessen überrascht, ja, verstimmt es sie, als er sie bittet zu überlegen, die erotischen Szenen in ihrem nächsten Buch deftiger zu gestalten - präziser: Er wünscht sich SM.

Schließlich gibt Sarah nach und beginnt zu recherchieren, da sie wenig Ahnung von diesem Thema hat. In entsprechenden Foren entdeckt sie eine Fotogalerie, von der sie sich zu ihrem eigenen Erstaunen angesprochen fühlt, und knüpft einige hilfreiche Kontakte, die sie mit Informationen versorgen.

Eine besonders ergiebige Quelle ist der charmante Jacques, ein Dom, der ihr anbietet, sie in die Spiele um Dominanz und Unterwerfung einzuführen; Praxis ist besser als reine Theorie. Sarah fühlt sich hin und her gerissen, denn ein bisschen hat sie sich in diesen verständnisvollen Mann verliebt, der jedoch kein Hehl daraus macht, dass er nicht an einer festen Beziehung interessiert ist.

Allerdings ist da auch noch Sarahs Freund Martin, ein Bilderbuchmann, wie man ihn sich nicht besser wünschen kann, denn er ist zuvorkommend, häuslich, hat einen guten Beruf und zeichnet ihr eine gemeinsame Zukunft. Baldmöglichst Ehe, Hausfrau und Mutter - das geht Sarah nun doch zu schnell, zumal sie auch etwas vermisst, das sie zunehmend in der SM-Welt entdeckt.

Als wäre das nicht schon verwirrend genug, beginnt Patrick ebenfalls, sie zu umwerben und auf eine rasche Entscheidung zu drängen, weil er ein eifersüchtiger, ungeduldiger Dom ist. Sarah ergreift spontan die Flucht, um Abstand zu gewinnen und herauszufinden, was und wen sie will.


Rose Garver nimmt ihre Leser nur vordergründig in die Verlagswelt mit, denn der Auftrag an die Protagonistin, einen SM-Roman zu verfassen, liefert lediglich den Aufhänger dafür, dass sich Sarah mit dem Thema befasst, sich davon faszinieren lässt und letztendlich zu testen beginnt, ob ihr die Dominanzspiele, Spanking, Bondage etc. Spaß bereiten.

Bisher lebte sie in der gutbürgerlichen Blümchen-Sex-Welt, verkörpert durch Martin, der zwar lieb und bis zu einem gewissen Punkt einfühlsam ist, aber leider langweilig in seiner Vorhersehbarkeit und der Abneigung, etwas Spontanes zu tun, gar beim Sex etwas Neues auszuprobieren. An seiner Seite erwartet sie eine gesicherte, beschauliche Zukunft, jedoch ganz ohne Überraschungen.

Jacques kommt die Rolle des Mentors und auch Verführers zu, der Sarah Einblicke in ein ganz anderes Reich der Sinne vermittelt und sie auf den Geschmack bringt. Behutsam beginnt er, sie auf SM vorzubereiten und leicht zu formen, wobei sie sich als gelehrige Schülerin erweist.

Dass plötzlich auch Patrick Interesse signalisiert, er ihr Dom und somit ihre Zukunft sein möchte, die voller faszinierender Spiele sein wird, stürzt sie erst recht in eine Gewissenskrise. Sie muss reinen Tisch machen, denn sie will keinen ihrer Verehrer hinhalten. Tatsächlich hat sie sich bereits von dem Gedanken an ein braves, konventionelles Leben entfernt, ein Zurück erscheint immer schwerer, und Patrick gefällt ihr nicht nur als Dom, sondern auch als Mann.

Das leseerfahrene Publikum ahnt zweifellos, welche Wahl Sarah treffen wird, doch möglicherweise ist es dann schon zu spät, denn kein stolzer Mann lässt sich gern zurückweisen und wartet dennoch ewig auf seine Traumfrau.

Der Autorin ist ein unterhaltsamer, einfühlsamer SM-Roman gelungen, in dem angenehmerweise auf derbe Ausdrücke verzichtet wird, sodass er sich für Neulinge in dem Bereich und vor allem auch jene eignet, die es lieber romantisch als deftig mögen.

Das Buch punktet durch sympathische Protagonisten, die ihre Rollen erfüllen, während sich Sarah weiterentwickelt. Die Handlungen und Dialoge sind nachvollziehbar, die Geschehnisse nähern sich mit einer sanften Steigerungskurve dem befriedigenden Finale.

Obwohl der Titel „Benutz mich, stille deine Lust“ dem Inhalt nicht wirklich gerecht wird, verbirgt sich dahinter ein kurzweiliger Schmöker, den man gern auf einen Rutsch durchliest und der auch neugierig auf weitere Bücher von Rose Garver macht.