Professor Zamorra 1219: Die Blutschule der Madame Esced, Ian Rolf Hill (Buch)

Professor Zamorra 1219
Die Blutschule der Madame Esced (2/4)
Ian Rolf Hill
Bastei, 2021, eBook, 1,99 EUR

Rezension von Elmar Huber

Die Schulleiterin des merkwürdigen Wiener Instituts, an das Lucia mehr oder weniger verschleppt wurde, Madame Esced, stellt sich als Vampirin Erzsébet Báthory heraus, die mit Bahadur Khan noch eine Fehde offen hat. Sie bittet Zamorra und Nicole um Hilfe gegen den gemeinsamen Feind, der es auf Lucia abgesehen hat.

Khan strebt die Weltherrschaft an, wobei ihm die aktuell unsichere politische Lage in die Karten spielt. Er möchte Lucias Para-Potenzial für seine Zwecke anzapfen, um sich gegen schwarzmagische Gegner zu wappnen, die seinen Plänen nicht tatenlos zusehen würden.

Der Schlüssel zur Vernichtung des Khans liegt in seinem Grab, das sich versteckt in der mongolischen Steppe befinden soll. Mit Merlins Zeitring soll Zamorra in die Vergangenheit reisen, um den Ort des Grabes während dessen Erstellung ausfindig zu machen. Das wirft die Frage auf, wieso es überhaupt ein Grab gibt, wenn der Khan in der Gegenwart noch lebt.

Währenddessen findet Lucia in Madame Esceds Schule in dem Mongolenmädchen Elayna (siehe Band 1201 und Band 1202) eine Freundin. Beide entdecken, dass in der Einrichtung noch mehr läuft als Schulunterricht. Nachdem sie Zeuge einer merkwürdigen Bluttransfusion wurden, fliehen sie in den umgebenden Wald, wo die untoten Schergen des Khans wieder auftauchen.


Nachdem bereits Teil 1 des Vierteiles Einiges aufgemacht hat, wird es hier nicht gerade übersichtlicher. Der Roman muss als Bindeglied zwischen dem vollgepackten Auftakt und Zamorras Reise in die Vergangenheit dienen. Dazu benötigt es die Überzeugungsarbeit von Madame Bathory (die Ian Rolf Hill bereits in einem „John Sinclair“-Taschenbuch, „Brandmal“, als Gegnerin verwendet hat), sodass diese Szenen ihre Berechtigung haben.

Lucias Handlungsanteile von den beiden Mädchen, die bei Nacht durch das Schulgebäude schleichen, vermitteln eine tolle Stimmung, welche von einer schrecklichen Entdeckung „gekrönt“ wird, die wieder neue Fragen aufwirft. Dem folgt ein weiteres wildes Kampfgeschehen, bei dem neben der Silbermonddruidin Teri Rheken noch eine weitere Figur aus dem Zamorraversum die Bühne betritt.

Wie bei „John Sinclair“ beginnt Ian Rolf Hill auch hier, tief in der Serienvergangenheit zu wühlen und alte Figuren wieder ans Licht zu ziehen. Die Frage, ob das ausgerechnet hier notwendig ist, müssen die folgenden Teile beantworten.

Auch die Vergangenheitshandlung um Temudschin/Dschingis Khan und seinen geheimnisvollen Patron, dem er offensichtlich seine Unsterblichkeit verdankt, entwickelt sich weiter. Der Khan realisiert, dass die Ansage der Gestalt in der goldenen Rüstung, er müsse sein eigenes Blut teilen, durchaus wörtlich zu verstehen ist. Dies alles wird noch mit viel Familien- und Stammes-Tamtam aufgefüttert.

Atmosphärisch großartig aufgebaut und erzählt, doch eindeutig zu viele Personen, die in den Schicksalsjahren des Khans eine Rolle spielen.

Zusätzlich kehrt der Autor noch einige lose Enden aus seinen vorherigen Romanen zusammen, denn wir erfahren endgültig, dass der Khan bereits dafür verantwortlich war, was Lucia in der psychiatrischen Klinik in Berlin (siehe Band 1210 und Band 1211) widerfahren ist. Schön geplant!

Insgesamt gibt es einige gelungene Szenen, doch ist „Die Blutschule der Madame Esced“ übervoll an Information und Personen. Auch durch die regelmäßigen Sprünge in die Khan-Historie kommt der Roman nicht recht in Schwung. Einiges erweist sich (zumindest hier noch) als schlicht überflüssig; Stichwort „Voodoo-Puppe“.