Jenifer Ruff: Das letzte Schweigen - Agent Victoria Heslin ermittelt 1 (Buch)

Jenifer Ruff
Das letzte Schweigen
Agent Victoria Heslin ermittelt 1
(The Numbers Killer, 2019)
Übersetzung: Johanna Ellsworth
dp Verlag, 2024, eBook, 5,99 EUR

Rezension von Elmar Huber

Todd Meiser, der Kronzeuge im Fall gegen einen Waffenhändler und Drogenschmuggler, wird erschossen in seinem Haus aufgefunden. Die Umstände legen einen Auftragsmord nahe, um Meiser mundtot zu machen, doch der Zustand des Tatorts sieht nicht nach dem Werk eines professionellen Killers aus. Außerdem gibt die Zahl „2“, die auf die Stirn des Opfers geschrieben wurde, den FBI-Ermittlern Rätsel auf. Die Zahlen „3“ und „4“ tauchen auf den Köpfen eines unbescholtenen Ehepaars auf, das in keiner Verbindung zu Meiser und dem Gerichtsprozess steht. Das Motiv für die Morde muss neu überdacht werden.

Als die ermittelnde Agentin Victoria Heslin sogar eine persönliche Nachricht des Killers erhält, wird klar, dass die Mordserie noch nicht zu Ende ist.

 

Mit der „Agent Victoria Heslin”-Reihe hat der dp Verlag eine recht erfolgreiche Thriller-Serie aus Übersee an Land gezogen. Der vorliegende Auftaktband überzeugt mit einer trickreich erzählten Story, die erst am Ende vollständig zusammengefügt wird; Nachbesserungsbedarf gibt es auf Seiten der Charaktere.

Vor allem die Hauptfigur Victoria Heslin selbst bietet dem Leser kaum Identifikationspotential. „Ihre zarte Haut wurde immer blass, wenn sie nicht genug geschlafen hatte.“ Das scheint - neben dem Wohlergehen einer Unzahl von Hunden - die größte Sorge der Ermittlerin/Treuhanderbin zu sein, die überhaupt keinen Broterwerb ausüben müsste. Von einer Sahneschnitte, die ihr Tag und Nacht auf Abruf als Hundesitter zur Verfügung steht, gar nicht zu reden.

Davon ab ist der Kriminalfall ordentlich aufgebaut und geht von Beginn an mit rätselhaften Begleitumständen einher. Das FBI kommt aufgrund des Sonderstatus‘ des ersten Opfers ins Spiel, doch bald wir deutlich, dass es ein anderes Motiv für den Mord geben muss.

Abwechselnd verfolgt man die Nachforschungen der Agenten, sowie den Weg und die Taten des Killers. Es stellt sich also nicht die Frage nach dem „Wer“, sondern eher nach dem „Warum“. In diesen Abschnitten werden Spannungsszenen und Überraschungsmomente erstaunlich gut vereint. Die „Killer-Szenen“ sind weniger glatt und deutlich interessanter und spannender zu lesen als die Aktivitäten der Ermittler beziehungsweise etwas aus Victoria Heslins privilegierten Privatleben.

Langweilig und unnahbar charakterisierte Protagonisten untergraben den interessant aufgebauten Krimi-Polt.