Callie Hart: Quicksilver - Tochter des Silbers, Gefangener der Schatten (Buch)

Callie Hart
Quicksilver - Tochter des Silbers, Gefangener der Schatten
(Quicksilver, 2024)
Übersetzung: Franca Fritz & Heinrich Koop
Penguin, 2025, 860 Seiten, 24,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Saeris hadert mit ihrem Schicksal. Ihre Eltern wurden von den Wachen der unsterblichen Herrscherin brutal ermordet, ihr jüngerer Bruder lebt immer noch in den Tag hinein, und sie muss sich um alles kümmern. Um die tägliche Ration an Wasser, die die Despotin dem Viertel, in dem sie lebt, zuweist - immerhin 20 Milliliter Abwasser aus den reicheren Vierteln pro Person - zu bezahlen, verdient sie ihr Geld als Diebin.

Als sie eines Tages einem der brutalen Wachen seinen goldenen Handschuh entwendet, meint sie, endlich einmal Glück zu haben. Doch merke: Man darf die Wachen nie angreifen, sonst droht Ungemach. Ganze Truppen an Wachen besetzen auf der Suche nach dem Dieb das Viertel, sie wird verhaftet und in den Palast gebracht. Hier droht ihr ein mehr als schmerzhafter, langsamer Foltertod.

Doch dann macht sie etwas, das undenkbar, unmöglich schien. Sie zieht ein seit Jahrhunderten in den Palastboden gerammtes Schwert heraus, der Fußboden verwandelt sich in einen Quecksilbersee, aus dem ein großgewachsener Recke mit spitzen Ohren steigt.

Kurz darauf kommt sie am Hof der Elfen zu sich. Statt versengender Hitze, die sie aus ihrer Heimat gewohnt ist, herrscht hier ewiger Frost, und sehr viele der Überlieferungen und Märchen rund um die unsterblichen Fae entsprechen - leider - der Wahrheit. Um zu überleben, muss sie sich anpassen, muss Verbündete suchen und finden und stößt dabei immer wieder auf ihren Retter, der aber selbst mehr als genug Probleme hat…


Was ist das für ein Buch, das diesseits wie jenseits des Atlantiks für Aufregung und Begeisterung sorgt?

Nun, der Beginn bot sich durchaus interessant, spannend und kurzweilig an. Ein Wüstenstadtstaat, eine unsterbliche Despotin, brutale Unterdrückung, eine Stadt, deren Viertel so unterschiedlich sind wie ihre Bewohner - und eine Diebin als Hauptfigur. Das war doch einmal etwas. Weibliche Protagonistin: check; fiese Antagonistin: check; ausbaufähiger Handlungsort: check.

Doch dann, nach einigen wenigen Kapiteln, der brutal wirkende Cut hin zu einer anderen Handlungsbühne mit Fae, einer sowohl emotional als auch witterungsmäßig kalten Welt. Auch der Fokus verschiebt sich ab diesem Zeitpunkt deutlich. Hatten wir bis dahin ein durchaus spannendes, interessantes Fantasy-Abenteuer in the Making, verlagert sich der Schwerpunkt deutlich in Richtung Dark Romance.

Vieles, fast alles, ordnet sich dem emotionalen Auf und Ab unter. Am Rande werden noch Themen wie Freundschaft, Unterstützung und Vertrauen gestreift, doch der Schwerpunkt liegt eindeutig im Dark-Romance-Bereich. Was die Zeichnung der Charaktere anbetrifft, reduziert sich diese auf den emotionalen Bereich, die Handlungsbühne bleibt eher blass. Hier baut die Verfasserin auf Altbekanntem auf, lässt Eigenes leider vermissen.

Wer also eine romantische Geschichte mit einigen dezent eingestreuten phantastischen Elementen sucht, wird hier fündig. Fans, die eher packende Fantasy suchen, sollten sich anderweitig umschauen.