Doubt 2 (Comic)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 10. April 2011 13:12
Yoshiki Tonogai
Doubt 2
Aus dem Japanischen von John Schmitt-Weigand
Carlsen, 2011, Taschenbuch, 210 Seiten, 7,95 EUR, ISBN 978-3-551-75444-1
Von Irene Salzmann
Die Schüler Yu, Haruka, Eiji, Rei und Hajime haben sich über das populäre Online-Game ‚Rabbit Doubt‘ kennengelernt und wollen sich endlich persönlich treffen. Ihnen schließt sich Mizuki, eine Klassenkameradin von Yu, an. Der fröhliche Nachmittag endet jedoch anders, als sie sich das vorgestellt haben: Ein Unbekannter entführt die Jugendlichen und sperrt sie in einer verlassenen Psychiatrischen Anstalt ein.
Hajime, der bei dem Treffen gefehlt hatte, wurde ebenfalls aufgegriffen. Alle außer Yu tragen einen Strichcode, mit dem sich eine einzige Tür öffnen lässt, und hinter einer davon finden sie Rei – ermordet. Es ist wie im Spiel: Unter den Häschen befindet sich ein Wolf, und entweder wird er schnellstens entlarvt, oder er frisst ein Häschen nach dem anderen. Nun geht die Angst um, keiner wagt es, den anderen zu vertrauen. Wegen des fehlenden Barcodes wird Yu von Hajime überwältigt und gefesselt. Mizuki versteckt sich, nachdem sie von Haruka angegriffen wurde. Eiji sitzt immer noch in der Zelle, in die er genötigt wurde. Als Hajime etwas überprüfen will und Yu allein zurücklässt, beobachtet dieser über einen Monitor, wie jemand Eiji tötet.
Er ist überzeugt, das Hajime, den er als einzigen nicht hatte sehen können, der Mörder ist. Während Mizuki wieder zu den Jungen stößt, bleibt Haruka verschwunden. Die drei entdecken alte Akten und finden darin Berichte, die vielleicht erklären, weshalb man ihnen all das antut. Im Fall von Eiji und Hakura scheint alles klar zu sein, doch Reis Tod gibt immer noch Rätsel auf – und was könnten Yu, Mizuki und Hajime verbrochen haben?
Die vierteilige Serie „Doubt“ ist äußerst bedrückend, düster und faszinierend. Yoshiki Tonogai verbindet die weit verbreitete Begeisterung für Games mit einem bekannten Motiv aus dem Psycho-Thriller: Was wäre, wenn das Spiel zu böser Realität wird, man zusammen mit anderen, die man kaum kennt, entführt wird – man den Grund nicht weiß, es keinen Ausgang aus dem unheimlichen Gefängnis gibt, die Hoffnung auf Rettung durch kleine Hinweise genährt und anschließend wieder zerstört wird, man befürchten muss, dass einer in der Gruppe ein Mörder ist?
Die Verzweiflung bringt die unterschiedlichsten Seiten des Einzelnen zum Vorschein, die guten genauso wie die schlechten. Obwohl es am einfachsten wäre, sich nicht zu trennen, sondern gegenseitig im Auge zu behalten, fällt die Gruppe immer wieder auseinander, und schon ein Moment des Alleinseins genügt, um dem Mörder eine Chance einzuräumen, den Nächsten abzuschlachten. Dabei kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass eine oder weitere Person in dem Gebäude weilen, schließlich stießen die Jugendlichen bereits auf ein ihnen unbekanntes Opfer. Orientiert man sich an der Kleidung, müsste man auf einen Täter von außerhalb der Gruppe schließen, aber Hemd und Hose kann er oder sie beim Anlegen der Häschenmaske gewechselt haben. Es gibt zahlreicher Verdachtsmomente und somit viele Möglichkeiten, wer der Mörder sein könnte und welche Motive sein Handeln bestimmen. Der Leser wird zusammen mit den noch lebenden Schülern zum Spekulieren aufgefordert. Die letzte Seite kommt dann leider viel zu schnell – am liebsten würde man sofort die nächsten Bände (und die Folgeserie) zur Hand haben, um die Lösung des Rätsels zu erfahren. Wer beziehungsweise wird überhaupt jemand der tödlichen Falle entkommt?
Die Zeichnungen sind klar und realistisch; es kommen viele Grauschattierungen (Rasterfolie) zum Einsatz, die die unheilvolle Stimmung hervorragend transportieren.
„Doubt“ ist eine großartige Serie, die sich an ein etwas reiferes Publikum wendet und vor allem Leser anspricht, die Gefallen finden an Titeln wie „The Ring“, „Spiral“ oder „Redrum 327“, in denen mit der menschlichen Psyche gespielt wird, große Geheimnisse aufgedeckt werden müssen und auch Mystery-Elemente mit einfließen. „Doubt“ fällt etwas aus dem Raster der üblichen Manga-Reihen und dürfte auch Comic-Lesern zusagen, die um Bücher aus Fernost üblicherweise einen Bogen machen.