Dorothe Zürcher: Ein geschwind listig Wib (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 20. März 2025 10:52

Dorothe Zürcher
Ein geschwind listig Wib
Südverlag, 2025, Hardcover, 300 Seiten, 22,00 EUR
Rezension von Christel Scheja
Dorothe Zürcher wurde 1973 in Zürich geboren und lebt auch heute immer noch in der Schweiz. Sie hat Geschichte studiert und arbeitet als Lehrperson, schreibt aber nebenher auch Romane und Kurzgeschichten, vor allem solche, die im Mittelalter spielen. Mit „Ein Geschwind Listig Wib“ wendet sie sich Agnes von Habsburg zu, die auch für die Schweiz eine besondere Bedeutung hat.
Jahrelange und zähe Verhandlungen führen dazu, dass Agnes von Habsburg mit Andreas, dem König von Ungarn, verheiratet wird, um endlich ein Bündnis mit dem Gegenspieler ihres Vaters zu schließen. Die junge Frau versucht auch eine gute Königin zu sein, aber die Oligarchen, die in ihrer neuen Heimat eigentlich das Sagen haben, bremsen sie aus.
So kommt es, dass sie nach dem überraschenden Tod ihres Mannes die Konsequenzen zieht und das Einzige tut, was ihr und ihrer Stieftochter Elisabeth das Leben retten kann - und wird so zu einer bedeutenden Persönlichkeit der frühen Habsburger-Sippe.
Auch wenn der vorherrschende Glaube immer noch ist, dass Frauen im Mittelalter zu nicht mehr bestimmt waren, als Kinder zu bekommen, aufzuziehen und den Haushalt zu führen, so gibt es doch immer mehr Quellen, die das Gegenteil belegen. Ob nun als Handwerkerinnen, Händlerinnen oder mächtige Äbtissinnen, sie waren präsent und standen aktiv mitten im Geschehen. Selbst im Adel gab es viele Frauen, die vielleicht nicht den Titel trugen, aber de facto die Regierungsgeschäfte meist für ihre Männer führten und auch sonst maßgeblich mitmischten.
In so eine Familie wurde auch Agnes von Habsburg geboren, die auch als Königin von Ungarn mithelfen wollte, das Reich ihres Mannes vernünftig zu regieren. Das Buch erzählt vor allem von dieser Zeit und den ersten Jahren danach, als sie durch den Tod ihres Mannes alles verlor und sich selbst neu erfinden musste - auf eine Weise, die zu dem passt, was sie von Kind auf gelernt hatte und auch ihrem Wesen entsprach.
Natürlich konfrontiert die Autorin die Leser mit sehr vielen Namen und den politischen Intrigen, die im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und auch in Ungarn üblich waren, denn immerhin gab es überall mächtige Adelsfamilien, die noch mehr Reichtum, Land und Einfluss haben wollten.
Sie bleibt dabei nahe an Agnes und ihrer Lebenswelt, die zwar weiblich geprägt war, zeigt aber auch, wie Frauen damals durchaus in der Politik aktiv sein konnten. Und mit ihrer Hofdame Katharina und dem Händler Laios erschafft sie auch noch eine Verbindung zum einfachen Volk, um aus dessen Sicht zu reflektieren, was gerade geschieht.
Heraus kommt ein unterhaltsamer und spannender Roman, der durchweg unterhält, spielerisch viel Wissenswertes vermittelt und vielleicht auch das Interesse wecken kann, mehr über die Rolle der Frauen im Mittelalter zu erfahren, frei von den Behauptungen der Historiker und Chronisten, die lange Zeit ein eher negatives Bild von Frauen wie Agnes zeichneten.
„Ein geschwind listig Wib“ sei all jenen empfohlen, die Lust auf einen interessanten Historien-Roman abseits der gängigen Klischees haben, die historisierende Bestseller ins Leben gerufen haben und mehr über das Leben und Wirken der adligen Frauen im Mittelalter erfahren wollen. Denn Agnes von Habsburg war beileibe kein Einzelfall.