Hans-Peter Michael: Im Fadenkreuz der Gier (Buch)

Hans-Peter Michael
Im Fadenkreuz der Gier
2021, Paperback,‎ 632 Seiten, 20,32 EUR

Rezension von Christel Scheja

Vieles von dem, was Hans-Peter Michael in seinem Roman „Im Fadenkreuz der Gier“ erzählt, hat er nach eigenen Angaben selbst erlebt. Immerhin war er dabei, als die Treuhand die Staatsbetriebe in der ehemaligen DDR abgewickelt hat und lebte auch lange Jahre selbst in Südamerika.


Hans Holt hat einen Mann als Geisel genommen. Seine Absicht: Diesen zu demütigen und vielleicht sogar zu töten, denn er hat ihm Schlimmes angetan. Und als er zur Tat schreitet, erinnert er sich gut daran, wie es dazu gekommen ist und warum er sein Opfer so behandelt.

Mit einem Vermögen durch den Aufkauf einer Firma ausgestattet, versucht er in Costa Rica Fuß zu fassen, gerät dabei aber an einen windigen Geschäftsmann, der ihn durch geschickte Manipulationen um sein Geld bringt und dazu zwingt, sich in den folgenden Jahren immer wieder mit daraus resultierenden Schwierigkeiten herumzuschlagen.


Die Prämisse des Romans ist schon recht interessant, da sie sehr persönlich gehalten ist, aus der Sicht eines normalen Menschen erzählt wird, der von den falschen Leuten zum Bösen getrieben wurde. Man merkt an den Beschreibungen, dass der Autor Vieles davon wohl selbst erlebt haben muss, sei es nun die Tricks, die er und auch seine Feinde verwendet haben, oder der Umgang der Behörden in den verschiedenen Ländern damit.

Das Ganze wird sehr detailreich und authentisch beschrieben, macht manchmal auch ordentliche Schlenker, was allerdings der Spannung ein wenig schadet, wenn die Hauptfigur zusammen mit der Partnerin wieder einmal versuchen, in einem anderen Land Fuß zu fassen und das haarklein beschrieben wird, wenngleich es auch die Glaubwürdigkeit stärkt.

Da die Charaktere aus einer ziemlichen Distanz heraus beschrieben werden, wird man als Leser unter Umständen auch nicht mit ihnen warm, auch wenn man gelegentlich Einblicke in ihre Denkweise bekommt.

Alles in allem hat die Geschichte ihre fesselnden Momente, aber auf der anderen Seite auch ihre nicht zu übersehende Längen. Die Distanz zu den Hauptfiguren führt dazu, dass man nicht so wirklich Anteil an ihrem Schicksal nimmt, egal ob sie nun Helden oder Schurken sind, auch wenn ihr Lebensweg natürlich interessant ist.

Der Roman erschien wohl 2015 schon einmal in zwei Bänden, liegt aber nun in einem Buch zusammengefasst vor.

„Im Fadenkreuz der Gier“ will ein sich nahe an der Wirklichkeit bewegender Thriller sein, der von Korruption und Geldgier erzählt, von den Wegen, die ein Mann zusammen mit seiner Partnerin gehen muss, wenn er einmal übelst ausgetrickst und bestohlen wurde. Die Geschichte wirkt durchaus authentisch, hat aber durch die vielen Kleinigkeiten leider auch ihre Längen.