Robert E. Howards Conan: Das Blut der Schlange, S. M. Stirling (Buch)

Robert E. Howards Conan
Das Blut der Schlange
S. M. Stirling
(Conan: Blood of the Serpent, 2022)
Übersetzung: Stephanie Pannen und Claudia Kern
Illustrationen: Roberto De La Torre
Cross Cult, 2025, Hardcover, 480 Seiten, 35,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Willkommen zurück in einer Zeit, als die Welt noch grenzenlos weit war, als Heldinnen und Helden diese bevölkerten und dem Bösen Einhalt geboten.

Wir befinden uns im Hyborischen Zeitalter, so in etwa 10.000 vor Christus.

War da nicht was, hatten wir nicht schon einmal von den Stämmen und Recken gehört und gelesen?

Ja, an den Lagerfeuern, damals wie heute, werden die Sagen um die Pikten oder die Stygier erzählt, und oft wird dabei von Abenteuern und Heldentaten von Valeria von der Roten Bruderschaft oder Conan, dem Cimmerier berichtet.

Einst, das hat uns der Barde Robert E. Howard überliefert, trafen die Beiden schon einmal aufeinander. Doch dies war mitnichten das erste Mal, dass sie einander begegneten.

Höret nun, kommt herbei, wenn ich euch erzähl‘, die Geschichte ihres ersten Aufeinandertreffens - eine Mär voller exotischer Handlungsorte mit gefährlichem Wild, ehrlosen Gegnern und dunkler Magie - eine Saga, die uns tief ins Innere des großen Kontinents im Süden der Welt führt. In eine Zeit, da der Stahl noch gewissenhaft geschärft werden musste, in der Sklaverei und Verrat an der Tagesordnung waren, aber auch Heldentaten und Opferbereitschaft herrschten - willkommen also an unserem Feuer, macht es euch gemütlich und höret die Mär von Conan, Valeria und dem Fluch des Magiers…


Ein neuer Conan - schon die Ankündigung sorgte für Aufregung und Vorfreude bei mir, hoffte ich doch, dass uns der mir bis dato unbekannte Verfasser die Saga um den muskelbepackten Recken mit einer weiteren Geschichte ergänzen würde.

Zu Beginn des Romans jedoch erging er sich langatmig in der Beschreibung der Kleidung unserer beiden Helden. Da war bei mir Stirnrunzeln angesagt, wusste ich doch nicht wirklich, was ich mit der Information, welche Farbe und Schnitte die Hosen hatten, anfangen sollte.

Doch, um es vorwegzunehmen: Es blieb bei diesem „Ausrutscher“, danach konzentrierte sich Stirling auf seinen Plot.

Und dieser zog mich in seinen Bann. Ja, die Beschreibung der Handlungsgegenden verbleiben im Gewohnten: der Dschungel ist grün, heiß und gefährlich, der Plot selbst erweist sich als eine Aneinanderreihung von üblichen Scharmützeln, Intrigen und Schlachten. Aber dem Autor gelingt es, die Atmosphäre der Conan-Erzählungen stimmig einzufangen, unseren Barbar aus dem Norden entsprechend den Vorgaben Howards zu zeichnen und agieren zu lassen.

Howard selbst ließ die Kämpferin Valeria nur in einer Kurzgeschichte, „Red Nails“, die der Verlag dem Buch dankenswerterweise unbearbeitet und damit unzensiert beigefügt hat, auftreten.

Sicherlich wird man heute Figuren und Völker anders darstellen, als zu der Zeit, als Howard sich seinen Recken ausgedacht hat. Das Gebotene entspricht so nicht dem gegenwärtigen Sprachgebrauch, ist teilweise rassistisch und diskriminierend, aber eben auch als solches ein Zeitzeugnis. Hier ist dem Verlag dafür zu danken, dies in dem kurzen Nachwort klargestellt zu haben, aber auch den Mut besessen zu haben, den Text in der ursprünglichen Version zu präsentieren.

Wie viele seiner Kollegen ließ sich Stirling von Howard dazu inspirieren, sich selbst im fiktiven Zeitalter Conans auszutoben und dem Altmeister seine Referenz zu erweisen. Dabei baut er nicht nur auf die Gestalt Conans auf, auch der Handlungsort, ein archaisches Zentralafrika, entlehnt er dem Kanon um den Cimmerier.

Im Unterschied zu dem klassischen Barbaren zeigt sich der ikonische Kämpfer vorliegend etwas nachdenklicher, weniger impulsiv, ja plant seine Handlungen gar im Voraus - potz Blitz, so kennen wir unseren Conan ja gar nicht!

Dagegen stoßen wir sonst auf viel Altbewährtes und Bekanntes. Da sind die fiesen Priester des Schlangengottes, gierige Sklaventreiber, unfähige Anführer und ehrbare Barbaren mit ihrem untrüglichen Kodex dessen, was Recht ist. Das Abenteuer führt uns von heruntergekommenen Kaschemmen über Freudenhäuser, Goldminen bis hin in das ewige Grün - natürlich inklusive Amazonen, wilden Pavianen und gefährlichen Nashörnern (die gefürchtetsten Tiere des Dschungels und der Savanne). noch lange vor den Großkatzen.

Ich habe mir die Luxusausgabe gegönnt - Hardcover mit passendem Rundum-Farbschnitt mit Schwert und Schlangenmotiv, dazu drei Kunstdrucke der wirklich kongenialen, beeindruckenden Schwarzweiß-Illustrationen aus dem Atelier De La Torres. In den Innenillustrationen greift er wichtige Szenen des Romans auf und verleiht ihnen ein wunderbar stimmiges Gesicht.

So erwartet die Leserin respektive den Leser ein kurzweiliger Band voller Abenteuer aus einer Zeit, als Heldinnen und Heroen noch wussten, wofür es wichtig ist, ihre oder seine Haut zu Markte zu tragen - großes Kino ohne Tiefgang oder stilistische Finessen, aber mit Sucht-Charakter.