Benedict Jacka: Magie verpflichtet - Haus Ashford 1 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 15. März 2025 09:55

Benedict Jacka
Magie verpflichtet
Haus Ashford 1
(An Inheritance of Magic, 2024)
Übersetzung: Michelle Gyo
Blanvalet, 2025, Paperback, 432 Seiten, 17,00 EUR
Rezension von Carsten Kuhr
Stephen Oakwood lebt zusammen mit seinem Kater in London. Derzeit ist er bei einer Zeitarbeitsfirma beschäftigt und kommt finanziell gerade so über die Runden. Was er mit seinem Leben anfangen will, weiß er nicht so recht. Seine Mutter, die aus begütertem Hause stammt, hat ihn und seinen Vater kurz nach seiner Geburt verlassen. Sein Dad ging vor einem Jahr und hinterließ ihm nur einen Brief, in dem stand, dass er gehen müsse. Warum, schrieb er nicht.
Das Besondere an Stephen: Er beherrscht, und dies ohne jegliche Schulung, Drucraft, wie die Magie mittels Sigils genannt wird.
Eines Tages bekommt er in der Bruchbude von einem Zimmer, das er bewohnt, Besuch. Eine junge, offensichtlich vermögende Frau nimmt mit ihm Kontakt auf und teilt ihm mit, dass er über seine Mutter mit dem Haus Ashford, einem der mächtigsten Magierclans Britanniens, verwandt ist. Etwas, das zu schön klingt, um wahr zu sein - und genau das ist es auch.
Zwar stimmt die Aussage an sich, doch die Dame hat natürlich ihre eigenen, intriganten Pläne mit Stephen. Als sie erfährt, wie mächtig seine Gaben sind, versucht sie, ihn zu entführen.
Andere Familienmitglieder nehmen Kontakt auf, doch alle - inklusive seines Großvaters - hegt eigene Hintergedanken.
Seine Katze wird brutal zusammengetreten; nur mittels eines von ihm selbst geschaffenen Sigils gelingt es ihm, Hobbes zu retten. Er ahnt, dass er schnell lernen muss, um zu überleben - schließlich sind seine Feinde einflussreich, schwimmen in Geld und wollen von dem Emporkömmling nichts wissen.
Benedict Jacka - da war doch etwas? Ein Zyklus um einen jungen Magier aus London, ein verpönter Renegat innerhalb der altehrwürdigen Familie der Magier, ein Rebell, der den Status quo im Reich derer, die sich für die Herren der Welt halten, kräftig durcheinanderwirbelte. Alex Verus hieß der Mann, zwölf Bände lang begleiteten wir ihn voller Faszination bei seinen Abenteuern im Blanvalet Verlag.
Nach dem Abschluss des Zyklus musste - die monatlichen Rechnungen wollen ja beglichen werden - etwas Neues her. Dabei blieb Jacka sich selbst treu, zumindest was die Anlage des Protagonisten betrifft. Die Ähnlichkeiten sind frappierend, was nicht unbedingt etwas Schlechtes sein muss.
Beginnen wir mit dem Positiven. Das beschriebene Magiesystem ist innovativ und durchaus fesselnd. Allerdings nutzt der Autor bei der Vorstellung desselbigen teilweise massive Info-Dumps, die mir die alte Wahrheit „Show, don’t tell“ einmal wieder deutlich ins Bewusstsein riefen. Das hätte der Verfasser eleganter lösen können, ja müssen.
Unser Erzähler ließ mich ein wenig hilflos zurück. Zunächst wird er uns als Loser beschrieben, als ein Mensch, der nicht recht weiß, was er mit seinem Leben anfangen soll. Ein typischer Underdog, dachte ich - bis eben diesem Versager im Alltag plötzlich und scheinbar mühelos magische Fähigkeiten zufliegen, für die andere jahrelang büffeln müssen.
Stephen ist auch kein Charakter, in dessen Haut wir gerne schlüpfen. Er trieft vor Selbstmitleid, ist ständig unzufrieden, hat wenig Antrieb oder Esprit. Natürlich meint es das Schicksal in Gestalt des Verfassers nicht wirklich gut mit ihm. Er hat, wie so viele heutzutage, sein Päcklein zu tragen. Gerade über den Kontrast zu den Ashfords kommt hier eine leicht dosierte Gesellschaftskritik in den Plot - allerdings war dies bei Alex Verus deutlicher ausgeprägter und unterhaltsamer aufgezogen.
Dabei kann sich unser Filou eigentlich nicht wirklich beklagen. Ja, seine Mutter will nichts von ihm wissen, sein Großvater komplimentiert ihn aus dem Haus und speist ihn mit einem Almosen ab, ohne jegliches Interesse an seinem aufgetauchten Enkel zu zeigen. Aber er hat Freunde, die sich um ihn kümmern, und er findet sich als Autodidakt immer besser in der Welt der Magie zurecht - so schlecht ist seine Lage eigentlich gar nicht. Seine Fähigkeiten, für die er kaum etwas tun muss, heben ihn aus der Masse der Magier heraus und sorgen dafür, dass er immer wieder Situationen meistert, die für andere desaströs gewesen wären.
Insgesamt also ein durchwachsener Beginn der neuen Reihe. Im Original hat Jacka bereits Band zwei nachgereicht - warten wir ab, ob der Plot dort Fahrt aufnimmt und die Anfangsfehler vergessen lässt.