Allison Saft: A Dark and Drowning Tide (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 10. Februar 2025 11:53

Allison Saft
A Dark and Drowning Tide
(A Dark and Drowning Tide, 2024)
Übersetzung: Ann-Sophie Ritscher
Lyx, 2024, Hardcover, 464 Seiten, 16,90 EUR
Rezension von Carsten Kuhr
Willkommen im Königreich Brunnestaad, einem Reich, das erst vor recht kurzer Zeit aus ganz unterschiedlichen Provinzen und Völkern gegründet wurde. Insofern sind gegenseitige Animositäten an der Tagesordnung, Volksgruppen werden diffamiert und ausgegrenzt.
Der König versucht dem entgegenzuwirken. Das beste Mittel gegen interne Feindseligkeiten wäre, dass es allen besser ginge. So lässt er von der Universität zu Ruhigburg nach der legendären Quelle, dem sagenumwobenen Ursprung suchen.
Nachdem die Quelle lokalisiert wurde, wird eine Expedition ausgerüstet. Ihr Auftrag: die Quelle aufzusuchen und für das Königreich zu sichern.
Angeführt werden soll die Expedition von der renommierten Adligen und Professorin Ziegler. Als Co-Leiterin wählt sie statt der erwarteten ständig positiven, ja überschwänglichen Sylvia von Wolff, die Eigenbrötlerin Lorelei Kaskel, die als yevanische Schlange und Diebin verunglimpft wird.
Naturgemäß ist Sylvia nicht sonderlich begeistert über diese Entscheidung.
Dann passiert das, was nie hätte geschehen dürfen: die Leiterin wird auf dem Schiff, das sie zu der Quelle bringen soll, ermordet. Um den Täter zu finden und die Expedition nicht scheitern zu lassen, sind die beiden vom Aussehen, Herkunft und Naturell so ungleichen Frauen gezwungen, zusammenzuarbeiten - und kommen sich dabei näher…
Allison Saft erzählt uns eine Geschichte, die zunächst in gewohnten Bahnen verläuft. Wir lernen ein Königreich kennen, in dem Ressentiments und Vorurteile an der Tagesordnung sind. Stellvertretend werden uns zwei junge Figuren präsentiert; die eine aus begütertem, privilegiertem Haus, die andere ein Emporkömmling, die für ihren mühsamen Aufstieg gekämpft und geschuftet hat. Begleitet von einer Handvoll Kameraden, die alle ihre eigene Agenda verfolgen und einander spinnefeind sind, geht es auf die Expedition, deren Aufgabe es eigentlich ist, das Reich zu einen.
Hier nimmt vor unseren Augen eine Welt Gestalt an, die fremd und doch vertraut erscheint. Eine Gesellschaft, die innerlich zerrissen ist, die Unterschiede zu Gegensätzen macht, statt sie als Chance zu sehen, die Gesellschaft breiter aufzustellen - das kennen wir aus der Realität. Dabei ist diese, in ihrem Inneren zerrissene Welt durchaus interessant, wenn auch ein wenig rudimentär beschrieben.
Dass dann ein Mord passiert, dass unsere Beiden so Ungleichen bei der Ermittlung zusammenarbeiten müssen, gibt der Verfasserin die Gelegenheit, Zwischenmenschliches in ihren Plot einfließen zu lassen. Jede der wenigen Figuren wird dabei unterschiedlich gezeichnet, da sie alle ihre Stärken zum Wohl der Expedition einsetzen müssen.
Das Tempo des Romans wechselt permanent. Actionreiche Abenteuer-Szenen leiten in eher ruhige, gefühlsbetonte Kapitel über, magische Wesen wie etwa die Nixen reichern die Welt an.
Letztlich ist dies ein Fantasyroman, der Fragen der Macht, der gegenseitigen Akzeptanz und der Schwierigkeiten von Menschen, Anderen vorurteilsfrei gegenüberzutreten thematisiert, dabei durchaus packend unterhält und eine flüssige Lektüre anbietet.