Holly Renee: The Veiled Kingdom (Buch)

Holly Renee
The Veiled Kingdom
The Veiled Kingdom 1
(The Veiled Kingdom, 2024)
Übersetzung: Dorothee Witzemann
Carlsen, 2025, Hardcover, 336 Seiten, 22,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Holly Renee ist in East Tennessee geboren worden und lebt auch heute noch dort mit ihrer Familie. Anders als viele andere Autorinnen veröffentlicht sie ihre Romane wohl in Eigenregie und ohne einen Verlag im Hintergrund. „The Veiled Kingdom“ schaffte es wohl bei TikTok so aufzufallen, dass der erste Band der gleichnamigen Serie nun auch bei Carlsen erschienen ist.


Der König von Marmoris ist erbarmungslos und so grausam, dass selbst seine eigene Tochter vor ihm flieht. Nyra geht buchstäblich in den Untergrund und gerät dort an die Rebellen, die gegen den Tyrannen kämpfen und ist damit vielleicht vom Regen in die Traufe geraten.

Sie kommt in die Obhut von Dacre, dem Sohn des Anführers der Aufständischen, der sie grob behandelt, ihr aber nicht wirklich traut. Dennoch können beide nicht verleugnen, dass sie sich einander angezogen fühlen.


Und das ist es auch, was das Buch zusammenhält. Denn der Hintergrund ist eher nebensächlich. Die Autorin erklärt nur das, was ihr notwendig erscheint, so dass man sich absolut kein Bild von der Welt und der Kultur machen kann, nicht einmal von der unterirdischen Stadt, in die sich die Rebellen zurückgezogen haben. Es scheint auch nicht wichtig zu sein, warum der König von Marmoris als Tyrann gehandelt wird, ein paar Schlagworte reichen. Ebenso wenig wird die Motivation der Rebellen klar, und auch der Fantasy-Anteil kommt nicht wirklich zum Tragen.

Die Geschichte spielt in einem kleinen Raum und Rahmen, dreht sich mehr oder weniger nur um die beiden Hauptfiguren, die auch nicht wirklich Charakter erhalten, sondern mehr oder weniger klassischen Archetypen entsprechen - die der jungen und unerfahrenen Frau, die mehr oder weniger im goldenen Käfig lebte, auch wenn der nicht angenehm für sie war, und des Mannes, der vor allem eines kann: toxische Maskulinität ausstrahlen. Beide werden dadurch nicht einmal einen Hauch sympathisch und anziehend. Dazu kommt Anziehung, die einzig auf Lust und Leidenschaft basiert, weniger auf echten Gefühlen. Und das Ende mag zwar ein Cliffhanger sein, lässt den Leser aber auch nicht wirklich neugierig zurück.

Die Geschichte mag zwar flott geschrieben sein, ist aber extrem oberflächlich und konzentriert die Handlung allein auf das Umkreisen der Figuren, garniert mit einer derben Sprache, die vor allem in den intimen Szenen zum Tragen kommt. Gelegentlich gibt es zwar ein paar Gefahren, aber die dienen nur dazu, das Geschehen voranzutreiben und nicht um wirklich dem Hintergrund mehr Raum zu geben. Die wenigen guten Ideen werden leider schon im Ansatz erstickt, da es letztendlich nur um das Eine geht. Und gäbe es nicht die Innenillustrationen, könnte man sich nicht einmal die Hauptfiguren vorstellen. Die sind neben der hübschen Einbandgestaltung und dem Farbschnitt noch das Highlight an dem ganzen Roman, der Inhalt leider nicht.

„The Veiled Kingdom“ ist somit weder ein spannendes und magisches Fantasy-Abenteuer mit interessantem und farbenprächtigem Hintergrund, noch bietet es sympathische Figuren und eine ansprechende Liebesgeschichte. Gerade einmal die Lust an derbem und heißem Spice mit toxischen Untertönen wird befriedigt.