Ferenc Herczeg: Sirius (Buch)

Ferenc Herczeg
Sirius
Herausgegeben von und mit einem Nachwort von Lars Dangel
Verlag Dieter von Reeken, 2024 Paperback, 198 Seiten, 15,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Heute ist Ferenc Herczeg selbst in seiner Heimat Ungarn ein fast Unbekannter. Der Autor, der seinerzeit sogar für den Literaturnobelpreis vorgeschlagen war, ist ob seines Nationalismus umstritten, seine Bücher kaum mehr bekannt oder erhältlich.

Dass Herczeg in seinem Oeuvre auch phantastische Stoffe hatte, erläutert Phantastik-Kenner Lars Dangel in seinem 62seitigem Nachwort, in dem er uns den Menschen, Autor und Phantasten näher vorstellt. Wie wir dies von Dangel kennen, erläutert er uns flüssig zu lesende, trockene Daten ebenso, wie er eine Einschätzung des Autors und eine Vorstellung seiner phantastischen Erzählungen beifügt.

Dabei präsentiert er uns neben dem titelgebenden „Sirius“ weitere sechs Erzählungen mit phantastischen Elementen, die Dangel selbst teilweise ins Deutsche übertragen hat und die somit erstmalig in deutscher Sprache vorliegen.

Die Geschichten selbst lassen sich auch heute noch vergnüglich lesen, bieten interessante Ideen, jede Menge Gesellschaftskritik an den damaligen Zuständen, aber auch immer wieder humorvolle Aspekte. Die Übersetzungen lesen sich angenehm flüssig, sodass das das schmale Buch schnell verschlungen ist.


Als Auftakt erwartet uns die erste Zeitreise-Geschichte der Neuzeit. Lange vor Wells erschien 1890 „Sirius“ zum ersten Mal. Es geht um einen Erfinder, der begleitet von einem Offizier mittels eines Fluggeräts in die Vergangenheit reist. Hier trifft besagter Offizier auf seinen Vorfahren, der so gar nicht nach seinem Gusto ist. Es kommt zu einem Duell - Urenkel gegen Ahnen… keine gute Idee.

In den anderen Beiträgen begegnen uns zum Beispiel ein künstlicher Ehemann - der perfekte Gatte für die reiche Dame von Welt -, ein Verliebter, der sich eines ihn unsichtbar machendes Elixier bedient, um seiner Angebeteten nahe zu kommen, Gestaltwandler, eine Gerichtsverhandlung unter matriarchalischer Leitung oder den interessierten Blick per Teleskop von den Bewohnern des Jupiters auf ihren Nachbarplaneten Erde.


Wie schon erwähnt, lesen sich die Erzählungen angenehm, bieten immer wieder unerwartete, interessante Ideen, so dass der Herausgeber uns einmal mehr einen zu Unrecht vergessenen Phantasten vorstellt.