Wolfgang Armin Strauch: Scribent: Sapere aude (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 20. Januar 2025 09:30
Wolfgang Armin Strauch
Scribent: Sapere aude
2023, Taschenbuch, 704 Seiten, 24,99 EUR
Rezension von Christel Scheja
Wolfgang Armin Strauch hat nicht nur Jura studiert, sondern auch Software entwickelt, seine Leidenschaft aber gehört von Kindesbeinen an der Musik und dem Schreiben. Bei letzterem liebt er es, tief in die Geschichte einzutauchen und durch intensive Recherchen interessante Querverbindungen zu erkennen und damit deutliche Fragen aufzuwerfen, so wie in seinem aktuellen Mystery-Roman „Scribent: Dapere aude“, der entstand, nachdem er Kupferstiche fand, die bewiesen, dass das Grabmal von Papst Hadrian VI. verändert wurde.
Im Jahr 1914 wird der deutsche Student Friedrich Stein dazu genötigt, endlich sein Studium abzuschließen. Er überredet seinen belgischen Kommilitonen Francois Gaspard, ihm ein passendes Buch zu verschaffen. Der Fund eines seltsamen Werkes und eines Briefes aber tritt Ereignisse los, die vor allem Gaspard und seine Nachkommen fast ein Jahrhundert beschäftigen werden.
Denn etwas steht in diesen Schriften, das nicht nur die Freimaurer dazu bringt, dem jungen Mann zu helfen, sondern auch Agenten des Vatikans, Nazis und andere seltsame Gestalten aufscheucht, die ihn und seine Familie über den halben Erdball verfolgen. Doch was steht in den Schriften des Papstes und vor allem in dem Brief, den Stein an sich nahm, dass selbst die Mächtigen der Welt aufgeschreckt werden?
Es ist schon interessant, durch welch geringe Anlässe eine ganze Lawine ins Rollen kommen kann. Ein fauler Student im Jahr 1914, sein Kommilitone, der froh ist, ein wenig seinen Lebensunterhalt aufbessern zu können, und ein Buchversteck in einer alten Bibliothek, sind der Anlass zu einer interessanten Schnitzeljagd, die ein wenig an die Bestseller von Dan Brown erinnern mag, aber doch ganz anders ist. Denn immerhin enthalten die Schriften Hadrians Geheimnisse, die Viele gerne vernichten oder an sich bringen würden - und dabei sind sie bereit über Leichen zu gehen, wie Francois schon kurz nach dem Fund erkennen muss.
Anhand der Lebensgeschichte Gaspards und seiner Familie, die sich mehr oder weniger alle in den Dienst der Enthüllung dieser Geheimnisse stellen, wird die Zeitgeschichte fast eines ganzen Jahrhunderts gestreift, denn der Fund hat auch immer den Hauch eines Politikums und ist auch nach dem Zweiten Weltkrieg brandgefährlich. Dabei sollte man keinen actionreichen Mystery-Thriller erwarten, denn die Helden agieren mehr oder weniger mit ihrem Verstand und ihrer Fähigkeit, genau hinzusehen und die Funde zu analysieren.
Man merkt, dass der Autor sehr akribisch recherchiert hat, um die Theorien zu beweisen, die gegen Ende des Buches in einem langen Kapitel zusammengefasst werden. Damit sich auch der Leser ein Bild machen kann, gibt es Fotos der erwähnten Kunstwerke und Gemälde, die nach und nach ein interessantes und vor allem auch glaubwürdiges Bild ergeben, das bis fast in das Jahr 0 unserer Zeitrechnung zurückreicht.
Das Ganze ist in eine ansprechende Handlung gepackt, die nicht trocken, sondern durch die menschlichen Schicksale lebendig wirkt. Der Stil von Wolfgang Armin Strauch mag zwar manchmal etwas distanziert und steif wirken, passt aber auch zu den geschilderten Ereignissen, sind die Figuren doch nur so weit ausgearbeitet, wie es in der Geschichte benötigt wird.
Denn in erster Linie versucht der Autor eines: Er möchte seine Theorien und Erkenntnisse nicht in einer trockenen Facharbeit vermitteln, sondern eine breitere Leserschaft erreichen, die durch die Verbindung zu den Charakteren leichter in die Geschehnisse eintauchen und mit diesen rätseln kann, was es nun mit den ganzen Marien-Darstellungen auf sich hat, die auch schon den letzten deutschen Papst beschäftigt haben.
„Scribent: Sapere aude“ verpackt ein interessantes Thema in eine abenteuerliche Geschichte, die sich und ihre Figuren allerdings bewusst den Recherchen unterordnet, deren Ergebnis der Autor unterhaltsam und auch für Laien ansprechend vermitteln will. Die Story hat etwas von einem Mystery-Thriller, verzichtet aber auf die Effekthascherei eines Dan Brown.