Annette Oppenlander: Ein Schimmer am Horizont - Zwischen den Welten 1 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 05. Januar 2025 12:17
Annette Oppenlander
Ein Schimmer am Horizont
Zwischen den Welten 1
2024, Paperback, 326 Seiten, 18,99 EUR
Rezension von Christel Scheja
Da sie dreißig Jahre in den USA gelebt hat, wurde bei Annette Oppenlander auch das Interesse an der Geschichte europäischer Einwanderer geweckt. Nachdem sie in einem anderen Buch die Prohibition behandelt hat, geht sie nun in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück „Ein Schimmer am Horizont“, der Auftakt von „Zwischen den Welten“, beginnt nicht ohne Grund im Jahr 1848.
Es sieht nicht gut für die Familie von Davin Callaghan aus, so dass dieser beschließt, sich in einer Stadt ein Auskommen als Zimmermann zu suchen, um den elterlichen Hof zu erhalten. Doch mehrere Schicksalsschläge - der Diebstahl seines Jahresgehalts und der Tod von Vater und Mutter - bringen ihn dazu, einen noch größeren Schritt zu wagen.
Er will wie viele andere in die Neue Welt auswandern scheinen die Vereinigten Staaten doch viele Möglichkeiten zu bieten, ihn zu einem wohlhabenden Mann zu machen. In Liverpool lernt er die junge Deutsche Mina kennen, die mit ihrem Mann mehr oder weniger aus ihrer Heimat verschwinden musste, weil dieser Mist gebaut hatte.
Wie man sich denken kann, empfinden die Beiden schon bald mehr füreinander, merken sie doch, wie gut sie miteinander harmonieren. Allerdings sind sie an andere Menschen gebunden, er an eine Witwe mit ihrem Sohn und sie an einen trunk- und spielsüchtigen Ehemann.
Diese persönlichen Dramen treiben natürlich die Handlung voran, wichtig ist es der Autorin aber auch, das Leben der Auswanderer und die damalige Gesellschaft vorzustellen. Denn die Reise in das gelobte Land war für die Menschen, die sich dazu entschlossen, kein Zuckerschlecken und endete für eine Weile oft sogar in Sklaverei. Sie erweckt eine Zeit zum Leben, in der selbst die Schiffsreise noch mit vielen Risiken verbunden war und erzählt von den Missständen, die vielen Menschen das Leben gekostet hat, auch wenn man in einigen Maßnahmen schon weiter war als noch ein oder zwei Generationen zuvor.
Im Mittelpunkt stehen die beiden Hauptfiguren, die trotz aller Schwierigkeiten und Widrigkeiten ihre Menschlichkeit und innere Stärke bewahren, dem Schicksal trotzen und es irgendwie schaffen, in den Staaten Fuß zu fassen. Dabei lässt die Autorin auch nicht die ungerechte Behandlung der Frauen außer Acht. Der größere Hintergrund bleibt zwar schwammig, dennoch ist das Buch atmosphärisch und stimmig, weil es sich bewusst nur auf das direkte Umfeld der Charaktere konzentriert und den dadurch entstehenden kleinen Kosmos, in der die erste Devise ist, so gut wie möglich zu überleben und sich selbst treu zu bleiben.
Das macht das Buch dann auch so mittelbar, denn die Figuren bleiben sehr nahe am Leser. Fies ist letztendlich nur der Cliffhanger, der an einem recht spannenden Punkt eine Zäsur in die Geschichte bringt und neugierig auf Mehr macht.
„Ein Schimmer am Horizont“ erzählt lebendig und unmittelbar von dem Leben der Auswanderer, die sich buchstäblich „Zwischen den Welten“ bewegen und zeigt anhand einer deutschen Frau und eines irischen Mannes anschaulich, warum Menschen den Schritt in eine neue Welt wagen, die ihnen gänzlich fremd ist. Ein wenig Drama treibt dabei auch die Handlung spannend voran.