Rebecca Yarros: Fourth Wing - Flammengeküsst 1 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 29. Dezember 2024 09:33
Rebecca Yarros
Fourth Wing
Flammengeküsst 1
(Fourth Wing, 2023)
Übersetzung: Michaela Kolodziejcok
dtv, 2023, Hardcover, 766 Seiten, 24,00 EUR
Rezension von Christel Scheja
Zu den Überraschungserfolgen der letzten Jahre, die einen gewissen Trend noch verstärkten, gehört „Forth Wing“, der Start einer Reihe, die viele Leserinnen dazu brachte, einen genaueren Blick auf eine bestimmte Spielart der Fantasy zu werfen und sogar Fan davon zu werden - die Romantasy. Dabei hat Rebecca Yarros zuvor eher romantische Geschichten für junge Frauen geschrieben, die in der amerikanischen Jetztzeit angesiedelt sind.
Eigentlich wollte Violet Sorrengail wie ihr Vater eine Schriftgelehrte am Basgiath War College werden, aber ihre Mutter entscheidet, dass sie eine Drachenreiterin wie sie selbst werden soll. So muss sie am harten Auswahlverfahren teilnehmen, das meist nur die Hälfte der Auserwählten überlebt.
Die junge Frau schafft nicht nur das, sie bindet nach harter Ausbildung auch noch einen der außergewöhnlichsten Drachen an sich. Und auch wenn ihre Beziehung zu Geschwaderführer Xaden zunächst von Feindseligkeit und Konflikten durchsetzt ist, so kommen sich die Beiden doch schnell nahe, als sie das Schicksal näher zueinander bringt.
Ganz offensichtlich hat Rebecca Yarros die richtigen Zutaten gefunden, um eine besonders schmackhafte Geschichte zu verfassen, die ihre Zielgruppe in den Bann schlägt, denn sie vereint die typischen Probleme und Denkweisen junger Erwachsener, die langsam merken, dass die ältere Generation auch nicht immer ehrlich zu ihnen ist und sie kleinhalten will, vor allem in bestimmten Bereichen, mit einer knisternden „Enemys to Lovers“-Liebesgeschichte und natürlich auch dem, was die Gemeinschaft in einem College mit sich bringt: Freundschaft und Rivalität.
Dabei bringt sie wohl auch viel Wissen und Erfahrungen ein, die sie oder ihr Mann auf der Miltär-Akademie gemacht haben, einschließlich mancher Verhaltens- und Sprechweisen. Nervenkitzel entsteht nämlich durch die Gefahren, denen die jungen Helden ausgesetzt sind, weil die Ausbildung immer wieder Opfer fordert, denn auch unter den Kadetten selbst wird mit harten Bandagen um Macht und Anerkennung gerungen.
Sieht man einmal von den Drachen und den Gaben ab, die die Reiter entwickeln, so ist der Fantasy-Anteil doch eher gering und wenn nutzt die Autorin sehr bekannte Versatzstücke, wie etwa die emotionale und geistige Bindung der Figuren zu ihren mythischen Fabelwesen-Gefährten.
Die Welt der Helden ist rein auf das College und die Kriegsschauplätze beschränkt, man erfährt eigentlich nicht viel über das Reich, in dem sie leben; die politischen und gesellschaftlichen Probleme werden wie der Hintergrund einfach angerissen und manchmal auch die Logik bei der Ausbildung etwas zurückgestellt, was Genre-Fans, die sich mehr erhofft haben, sicher enttäuschen könnte.
Die Figuren entsprechen den gängigen Archetypen, da haben wir die zunächst schwache und etwas unerfahrene Heldin, die schon bald ihre besonderen Fähigkeiten entdeckt und mehr oder weniger zu einer Superheldin wird, den Kindheitsfreund, den sie zunächst liebt, und dann natürlich auch noch den undurchsichtigen, harten Love Interest, der sie zunächst zu hassen scheint, ihr aber nach und nach näherkommt und auch eine sehr sanfte, beschützende Seite zeigt.
Und auch bei den Nebencharakteren findet sich alles, was man auch sonst in Colleges findet - von den treuen Freunden bis zu den fiesen, überheblichen Rivalen.
Natürlich sind die wichtigen Figuren gutaussehend, durchtrainiert und sexy, was der Autorin auch erlaubt, knisternde, intime Szenen zu beschreiben.
Wirkliche Ecken und Kanten oder Tiefe hat allerdings keine der Figuren. Auch die Drachen nicht.
Immerhin muss man der Autorin zugestehen, dass der Roman wie viele Militär-Romanzen durchaus flott geschrieben ist und kurzweilig daherkommt, da immer etwas passiert und so auch keine Langeweile aufkommt. Zudem gibt es einige Geheimnisse, die sich so entwickeln, dass man durchaus Lust hat, weiterzulesen, um mehr zu erfahren, zumal das Buch auch mit einem Cliffhanger endet.
„Fourth Wing“, der Auftakt der „Flammengeküsst“-Saga von Rebecca Yarros, bietet glatte und unkomplizierte Hochglanz-Fantasy, die bewusst der Masse gefallen soll, weil das magische Drumherum und auch der Weltenbau eher auf einem niedrigen Niveau bleiben und die Handlung selbst auf gängige Action setzt, wie man sie typischer in romantischen Thrillern findet vermischt mit einer leidenschaftlichen Liebesgeschichte.