Reinhard Klein-Arendt (Hrsg.): Angst im Empire (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 23. Dezember 2024 09:21
Reinhard Klein-Arendt (Hrsg.)
Angst im Empire
Übersetzung: Reinhard Klein-Arendt
Titelbild und Innenillustrationen: Thomas Hofmann
Edition Dunkelgestirn, 2024, Hardcover, 536 Seiten, 55,00 EUR
Rezension von Carsten Kuhr
„Angst im Empire“ - ein Titel, der vorliegend Programm ist. Herausgeber und Übersetzer Reinhard Klein-Arendt teilt uns in seinem kurzen, aber sehr informativen Vorwort mit, dass der zu früh verstorbene Frank Rainer Scheck in der von diesem editierten Blitz-Verlag-Reihe vorhatte, zwei Bände mit klassischen Schauer-Geschichten aus dem „Vorderen Orient“ und aus „Inden und Hinterindien“ vorzulegen. Bedauerlicherweise konnte Scheck diese Planung nicht mehr in die Tat umsetzen.
Klein-Arendt hat nun einen Teil der vorgesehenen Erzählungen für den vorliegenden Band verwandt, fasst sein Einzugsgebiet für Erzählungen aber weiter, als dies Scheck vorgehabt hatte.
Statt sich auf den Orient und Indien zu beschränken, hat der Afrikanistik und Ethnologie studierte Herausgeber auch den Rest des Empires - Ozeanien, Kenia, Ägypten und Malta - mit aufgenommen und präsentiert uns hier einen ebenso bunten, wie exotischen Strauß zu Unrecht vergessener phantastischer Fundstücke.
Den jeweiligen Beiträgen hat er eine kurze Vorstellung des Verfassers beigefügt, so dass wir en passant ein wenig mehr über die Schöpfer der Texte erfahren.
Das Besondere an den Beiträgen ist, dass diese naturgemäß immer ihren Handlungsort in den Gefilden rekrutieren, in denen der jeweilige Autor lebte. So erhalten wir nicht nur einen Einblick in fremde Orte und exotische Landschaften, sondern erhaschen so manches Mal auch einen Blick auf andere Kulturkreise, Überlieferungen und Rituale.
Wie wir dies von der Edition Dunkelgestirn kennen und schätzen, ist das Buch erneut ein bibliophiler Leckerbissen. Halbleinen mit Rückenprägung, roter Kunstschlangenlederbezug, Lesebändchen und signiert vom Illustrator und dem Herausgeber, bleiben hier keine Wünsche offen.
Der Verlag hat sich dazu entschieden, den Band trotz seines Umfangs nicht auf zwei Bücher zu verteilen. So erwartet uns ein wahrer Ziegelstein an Buch, das uns abwechslungsreichen Lesestoff für viele gemütliche Abende bietet.
Dabei sind die gebotenen Topoi ganz unterschiedlich; geht es um Heimsuchungen, um Geister und Dämonen, um Geheimnisse und Rache, Verrat und Beschwörungen - die Bandbreite ist erstaunlich und bietet für absolut jeden Geschmack etwas. Gerade diese Palette an unterschiedlichsten Motiven macht, neben dem Bild einer vergangenen Ära, einen großen Reiz des Bandes aus.
Darüberhinaus hat der Herausgeber in einem Anhang dem Band noch eine fundierte und gut zu lesende Abhandlung über die Beziehung zwischen der seelischen, geistigen und moralischen Verfassung der Bewohner des Empires und der kolonialen unheimlichen Literatur, inklusive einer Darstellung des historischen Rahmens, beigefügt.
So lassen Sie uns aufbrechen in ferne Gestade, in eine andere frühere Zeit, als das Empire noch groß, die Engländer noch beherrschend und die Monster furchteinflößend waren.