Nicole Stoye: Winter: Mond und Sterne (Buch)

Nicole Stoye
Winter: Mond und Sterne
2024, Paperback, 212 Seiten, 12,95 EUR

Rezension von Christel Scheja

Nicole Stoye hat schon so einige Geschichten veröffentlicht, die mit dem Winter und den Raunächten zusammenhängen, nun widmet sie aber den Mythen und Bräuchen eine ganz eigene Geschichte in „Winter: Mond und Sterne“.


In den Raunächten, der Zeit zwischen den Jahren, kann viel geschehen, ist es doch die Zeit, in der andere Gesetze herrschen und Wunder geschehen, seltsame Geschöpfe und die Seelen der Verstorbenen sich unter die Menschen mischen, wenn auch nicht mit guten Absichten. Tiere fangen an zu sprechen und nicht zuletzt bestraft die Wilde Jagd Übeltäter.

Bisher haben die mächtigen Hexen Hulda und Bertha alles getan, um die Menschen zu beschützen, aber nun prophezeit eine Katze ein Jahr ohne Sommer und die Rückkehr des Rattenkönigs, so dass sich Bertha dazu entschließt, mit der Wilden Jagd zu reisen und nach Hilfe in fernen Ländern zu suchen…


Wie man sich denken kann, ist das Ganze nicht so einfach wie es scheint, denn schon wenige Tage später wird auch Hulda durch eine weitere Weissagung dazu aufgefordert, ihrer Schwester zu folgen, denn das Unheil scheint nicht so leicht zu besiegen zu sein.

In die von der Handlung her zunächst sehr geradlinig erzählten Geschichte sind viele Märchen, Mythen und Sagen eingebunden, die Leser, wenn sie sich bereits damit beschäftigt haben, zum Teil wiedererkennen können, ebenso wie Erzählungen, die die Gebrüder Grimm in ihren Sammlungen einem größeren Publikum zugänglich gemacht haben.

Immer wieder sind Bräuche und Aberglauben geschickt in die Handlung eingebunden, die zunehmend dramatischer wird und am Ende mit einer Überraschung endet, die aber ebenso ins Bild passt wie alles andere.

Neben den vielen Gebräuchen und Riten bietet die Geschichte auch einen facettenreichen Blick auf magische Wesen wie Zwerge und nicht zuletzt die Perchten selbst. Das Geschehen ist flott und atmosphärisch erzählt. Einzige das Ende schwächelt ein wenig, was daran liegt, dass ab einem bestimmten Punkt Bertha ganz aus der Handlung verschwindet und nur noch von Hulda erzählt wird, so dass sich die Geschichte erst ein wenig zieht und dann überhastet endet. Aber ansonsten weiß die Geschichte zu gefallen, gerade wenn man auf spielerische Weise mehr über die Magie und Mythen der Raunächte erfahren will.

In „Winter: Mond und Sterne“ vereint Nicole Stoye all die Mythen und Verhaltensregeln, die mit den Raunächsten einhergehen und die Menschen teilweise auch heute noch als Brauchtum ausüben. Das Ganze wird in eine spannende Geschichte über zwei mutige Hexen eingebettet, die dem Leser auch sehr schnell vertraut sind, wie so Manches andere. Die Geschichte wird durchaus spannend und atmosphärisch erzählt, verliert nur gegen Ende hin leider zu schnell an Fahrt.