Amber Chen: Von Jade und Drachen (Buch)

Amber Chen
Von Jade und Drachen
Der Sturz des Drachen 1
(Of Jade and Dragons, 2024)
Übersetzung: Katrin Aust
Titelbild: Kelly Chong
Cross Cult, 2024, Paperback, 454 Seiten, 18,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Amber Chen lebt heute in Singapur, hat aber Abschlüsse der Universität Cambridge und ein Diplom im Schreiben von Drehbüchern. Eines ihrer Werke, die nur im Netz erschienen, „The Cutting Edge“, wurde sogar verfilmt. „Von Jade und Drachen“ ist ihre erste Verlagsveröffentlichung und Auftakt der Saga „Der Sturz des Drachen“.


Ahui Ying will in die Fußstapfen ihres Vaters treten, aber ihr Traum wird jäh zerstört, als ein Attentäter diesen vor ihren Augen ermordet. Von Rache getrieben, beschließt die junge Frau ihn zu rächen und begibt sich deshalb in Verkleidung in die Hauptstadt, um sich dort als Lehrling in die Ingenieursgilde einzuschleichen.

Glücklicherweise hat sie Unterstützung und wird nicht gleich sofort enttarnt. Doch je mehr sie in den Sumpf aus Intrigen eintaucht, desto mehr erfährt sie über die Hintergründe des Mordes an ihrem Vater und merkt schon bald, dass sie vielleicht niemandem wirklich trauen kann.


Amber Chen verlässt sich grob gesehen auf klassische Motive, die sich bereits in vielen Fantasy-Romanen finden. Ein junger Mensch - egal ob Mann oder Frau - wird von Rache getrieben und sucht an dem Ort nach Antworten, der für ihn vielleicht am gefährlichsten ist. Das Ganze wird natürlich auch noch mit schulischem Umfeld garniert, ein Ort, der vor allem jungen Lesern gefallen dürfte. Und nicht zuletzt finden sich im Umfeld der Heldin gleich mehrere Männer, die vielleicht zu mehr werden könnten, wenn sie ihnen nur trauen könnte.

Man merkt schon, dass romantische Gefühle mitschwingen, aber immerhin bleibt die Liebe deutlich im Hintergrund, hat doch Ying erst einmal gar keine Zeit für irgendwelche Gefühle, sondern genug damit zu tun, sich in der reinen Männerwelt der Ingenieursgilde zu behaupten und aufzupassen, dass sie nicht enttarnt wird. Zudem wird auch sie ein Ziel weiterer Angriffe. Dennoch lässt sie sich nicht beirren und entwirrt zusammen mit dem Leser nach und nach das Geflecht an Intrigen und Geheimnissen, die den Tod ihres Vaters umgeben. Und sie bleibt erstaunlich konsequent, gerade, als sich die Ereignisse zum Ende des Buches hin überstürzen.

Der Hintergrund ist gerade so weit ausgearbeitet, wie ihn die Geschichte benötigt, aber das stört nicht weiter, wird das Geschehen doch klar aus der Sicht der Heldin erzählt, die anfangs auch noch nicht so viel weiß. Zudem konzentriert sich das Ganze klar auf die Intrigen in der Hauptstadt, die auch nicht ganz ohne sind.

Die Figuren wirken anfangs archetypisch, entwickeln sich aber angenehm rund um die Heldin weiter und wissen zu überraschen. All das garantiert eine durchweg spannende Abenteuerhandlung mit allem was dazu gehört, auch wenn der Weltenbau noch auf einem niedrigen Niveau bleibt. Aber die Mischung aus Steampunk und fernöstlicher Fantasy funktioniert ausgezeichnet.

„Von Jade und Drachen“, der Auftakt der Saga „Der Sturz des Drachen“, weiß durch eine abwechslungsreiche und ansprechend variierte klassische Rachemotiv-Handlung und ein stimmiges Ambiente zu gefallen. Die Figuren entwickeln sich angenehm weiter und bleiben sich treu, auch wenn natürlich ein paar romantische Gefühle mitschwingen dürfen, die aber deutlich im Hintergrund bleiben und dem Abenteuer und den Intrigenspielen den Vorzug geben.