Pierre-Ambroise-Francois Choderlos de Laclos: Gefährliche Liebschaften (Buch)

Pierre-Ambroise-Francois Choderlos de Laclos
Gefährliche Liebschaften
(Les Liaisons dangereuses, 1782)
Übersetzung: Claudia Pastors
Titelbild und Innenillustrationen: Anna Frohmann
arsEdition, 2024, Hardcover, 494 Seiten, 30,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Willkommen im Frankreich vor der Französischen Revolution. Während die Massen darben, vergnügt sich der Adel mit Intrigen, gewagten Liebeshändeln und Duellen. Die Dekadenz, die Überheblichkeit und die Habgier sind all überall sichtbar. Lang schon haben die „besseren Kreise“ jeglichen moralischen Anstand verloren, leben zügellos und agieren menschenverachtend.

Vorhang auf für den Vicomte de Valmont und die Marquise de Mertreuil, die dem gehobenen und angesehenen adeligen Kreisen angehören. Nur heißt angesehen eben gerade nicht, dass sie höflich oder zurückhaltend agieren.

Einst ein Paar, das eine Affäre miteinander hatte, mittlerweile einander spinnefeind und in Sachen Zynismus, Berechnung und Intrige wohlgeschult und engagiert, verachten sie sich nurmehr, sind verletzt und wollen den anderen erniedrigen.

Zu ihrem Vergnügen machen sie das Schicksal anderer Menschen zu einem Spielball ihrer berechnenden Absichten, berichten sich in wechselseitigen Schreiben von ihren Plänen und Erfolgen. Es geht ihnen einzig darum, andere Menschen zu manipulieren, deren Gefühle zu einem Spielball ihres Amüsements zu machen, letztlich die eigenen Gelüste zu befriedigen, ohne auf die Kosten für andere zu achten.


Pierre-Ambroise-Francois Choderlos de Laclos hat diese 1782 erstveröffentlichten Beschreibungen einer uns fernen Zeit in 175 Briefen festgehalten. In diesen berichten die beiden Verfasser ihrem jeweiligen Adressaten von ihren menschenverachtenden Plänen, ihren Handlungen und deren Auswirkungen auf die Opfer.

Der Roman galt lange Zeit, ob seiner erotischen Darstellungen, als veritabler Skandalroman, der naturgemäß die Massen anzog. Die aus heutiger Sicht eher gemäßigten Schilderungen der erotischen Begegnungen verlieren meines Erachtens gegenüber den Intrigen, der Offenlegung des menschenverachtenden Vorgehens der beiden Intriganten an Faszination.

Die Charakter-Studien machen den Briefroman aber auch heute noch interessant und gut lesbar. Dem Verfasser gelingt es, uns das Bild von zwei Menschen aufzuzeigen, die innerlich verletzt um sich schlagen, jegliches Maß und Ziel verloren haben und nur noch ihr eigen Wohl und den Triumph gegen ihre Gegner anstreben.

Wie wir dies von der arsEdition kennen und schätzen, haben die Verleger in Zusammenarbeit mit der Illustratorin keine Mühen gescheut, uns hier etwas Besonderes vorzulegen. Die farblich voneinander abweichenden Briefe erwarten uns in entsprechendes optisches Schreibpapier gekleidet, die Akte sind sehr gemäßigt, fast schon klassisch ausgeführt. Immer wieder zieren kleine Illustrationen von Tintenfässchen, Schreibfedern oder Papier die Seiten, auch Tintenkleckse erwarten uns.

So ist dies einmal mehr ein Band, der sich an Liebhaber toll gemachter Bücher wendet. Passend zur Reihe haben die Lektoren wieder einen klassischen Text ausgesucht, dessen Übersetzung neu durchgesehen wurde. Das Besondere sind - wie immer innerhalb der „Bibliotheca Obscura“ Reihe - natürlich die unzähligen Illustrationen, die dem Roman eine weitere, eine neue Ebene hinzufügen. Die wunderbare bibliophile Gestaltung lässt keine Wünsche offen, so dass auch dieser Band wieder eine Zierde für jedes Bücherregal darstellt.