Cloe Gong: Immortal Longings - Ein Spiel auf Liebe und Tod (Buch)

Cloe Gong
Immortal Longings - Ein Spiel auf Liebe und Tod
Flesh and False Gods 1
(Immortal Longings, 2023)
Übersetzung: Elena Helfrecht
Hobbit Presse, 2024, Hardcover, 432 Seiten, 25,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Es ist nicht verwunderlich, dass immer mehr asiatisch angehauchte Fantasy nach Deutschland gelangt. Die japanische und koreanische Popkultur hat einerseits das Interesse daran geweckt, andererseits ist auch die europäische Mythologie mittlerweile ausgeschöpft. Zudem besinnen sich auch immer mehr asiatischstämmige Autorinnen ihrer Wurzeln. So auch die in Hongkong geborene Chloe Gong, die inzwischen in New York lebt.


San-er ist ein Moloch, eine Metropole voller Menschen und damit auch ein wunderbares Spielfeld für all diejenigen, die in der Lage sind, mit ihrem Geist von einem Körper zum anderen zu wechseln. So wie Prinzessin Calla, die seit dem Tod ihrer Eltern und der Machtergreifung ihres Onkels im Verborgenen lebt.

Sie nimmt nun an den jährlich stattfindenden Spielen statt, um ihre Rache zu vollenden. Wenn da nicht Anton wäre, ein tief verschuldeter junger Mann, der ihr erbitterter Rivale ist - bis er ihr einen Pakt vorschlägt, der sie einander näherbringt, als es Calla lieb ist.


Einerseits bedient sich die Autorin eines derzeit sehr beliebten Handlungsschemas, das wohl aus der Romantasy nicht mehr wegzudenken ist, aber seine Wurzeln durch „Battle Royale“ auch in der fernöstlichen Popkultur hat. Andererseits orientiert sie sich wohl auch an der realen Stadt Kowloon, die immer unter chinesischer Herrschaft stand, aber sich auch an Hongkong orientierte. Das Ganze mischt sie mit einem Hintergrund, der weniger Fantasy ist als ein wilder Genre-Mix aus Dystopie, Superhelden und einem guten Schuss Moderne. Denn auch wenn die Helden nicht über die modernste Technik verfügen, so sind doch Fernseher und Telefone, ja sogar Pager vorhanden.

Die Handlung nimmt sich Zeit, die beiden Hauptfiguren aufzubauen, ihre Vorgeschichte, aber auch ihre Geheimnisse vorzustellen; das Spiel, an dem sie teilnehmen, wird eher im Hintergrund abgehandelt. Tatsächlich kreist das Geschehen bald nur noch um die Beiden, garniert mit einigen Szenen, die das ganze ergänzen sollen. Action und Gewalt sorgen für Spannung, aber zum Ende hin auch das erotische Knistern zwischen Calla und Anton.

Beide sind allerdings nicht die sympathischen Charaktere, mit denen man schnell warm wird, haben sie doch beide sehr kalte, grausame und egoistische Züge und gehen für die Erreichung ihres Ziels schon einmal über Leichen. Das sorgt dafür, dass man als Leser nicht unbedingt mit ihnen mitfiebern möchte. Alles in allem ist schon bis zu einem gewissen Grad vorherzusehen, wie sich die Geschichte weiterentwickelt, die natürlich auch mit einem Cliffhanger enden darf.

Das dramatische Abenteuer ist durchaus flott und ansprechend geschrieben, schafft es aber nicht, dem Hintergrund mehr Farbe zu geben oder Nähe zu den Figuren zu schaffen. Dadurch wirkt die Liebesgeschichte auch ein wenig zu gewollt, ebenso wie die Ereignisse, die dem intimen Höhepunkt folgen.

„Immortal Longing - Ein Spiel auf Liebe und Tod“ ist der Auftakt zur „Flesh and False Gods“-Saga, die zwar mit interessanten Ideen und einem Hintergrund aufwartet, der faszinierend sein könnte, wenn er mehr Raum bekäme. Aber leider folgt die Autorin - neben viel Action und einem guten Schuss Drama - lieber den Gesetzmäßigkeiten der Romantasy und schöpft damit das Potential ihrer Welt nicht aus.