Die Herren von Cornwall 1: Das Blut von Lyonesse (Comic)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 21. März 2011 08:53
Die Herren von Cornwall 1
Das Blut von Lyonesse
(Les Seigneurs de Cornwall: Le Sabg du Loonois)
Text: Sylvain Cordurié
Zeichnungen: Alessio Lappo
Farben: Olivier Héban
Übersetzung: Monja Reichert
Lettering: Delia Wüllner-Schulz
Splitter, 2010, Hardcover, 48 Seiten, 13,80 EUR, ISBN 978-3-86869-232-7
Von Irene Salzmann
Während Arthur Pendragon gegen die Pikten und die Scoten kämpf, nutzt Duncan, der König von Hibernia, die Gelegenheit, Cornwall zu erobern. Trotz erbitterten Widerstands sind die Kornen letztendlich machtlos, denn gemeiner Verrat ebnete den Eindringlingen den Weg. König Mark von Cornwall wird zum tributpflichtigen Vasall. Vor diesem Hintergrund siedelt Sylvain Cordurié seine Geschichte um „Die Herren von Cornwall“ an.
Rivalen von Lyoness ist in der Stunde höchster Not der einzige Gefolgsmann, auf den sich König Mark verlassen kann. Allerdings weiß König Duncan um dessen Treue und Magie und plant, ihn als erstes aus dem Weg zu räumen. Hilfe erhält er dabei von der Fee Gloredell, die ihre Schwestern, die loyal zu ihrem Land standen, ermordet und die Druiden zur Neutralität gezwungen hat. Zum Dank fordert sie, Duncans Gemahlin und Königin zu werden. Rivalens Frau und seine Söhne Gethelin, der ein begnadeter Waffenbauer ist, und Tristan, der die Magie der Natur spürt und benutzen kann, müssen vor Duncans Leuten und den monströsen Formoriern, die in die Burg Tintagel eindringen, fliehen – und nicht alle können ihrem Schicksal entrinnen.
„Das Blut von Lyonesse“ fließt in Strömen, die Tragödie formt die Hauptfigur des oder der kommenden Album/Alben. Tatsächlich wird hier die Vorgeschichte von „Tristan und Isolde“, einer der bekanntesten mittelalterlichen Erzählungen, geschildert. Man geht davon aus, dass der Stoff keltischen Ursprungs ist. Im Laufe der Jahrhunderte diente er immer wieder vor allem englischen und französischen Dichtern als Vorlage für ihre Werke und wurde mit dem Artus-Mythos verknüpft. Von daher ist es auch keine große Überraschung zu lesen, wer letztlich zu den Überlebenden des Massakers gehört. An diesem nahmen nicht nur erfahrene Krieger sondern auch magische Wesen teil: die Elfe Gloredell, die nach Macht strebt, und die Formorier, missgestaltete Riesen aus der irischen Mythologie (die unter anderem auch in Michael Moorcocks „Corum“-Saga auftauchen).
Ihrer Magie und dem Verrat haben König Mark und seine Getreuen wenig entgegenzusetzen, und so entfaltet sich vor dem Betrachter ein grausiges Drama, in dessen Verlauf auch so mancher Hoffnungsschimmer zunichte gemacht wird. Man nimmt Anteil an dem Leid, das den Protagonisten, die man schnell lieb gewonnen hat, widerfährt. In kleinen Szenen wurden sie glaubwürdig und individuell geschildert, so dass man eine Beziehung zu ihnen aufbaute.
Die Illustrationen sind aufwändig und detailreich, weisen aber keine gleichbleibende Qualität auf. Es gibt Panels, die elegant und nahezu realistisch anmuten neben solchen, die hölzern und comichaft wirken. Insbesondere die Gesichter sind teilweise wie bei Karikaturen verzerrt und wurden durch zu kräftige Tuschestriche ihrer Lebendigkeit beraubt.
Trotzdem vermag der Band das Interesse von Comic-Freunden, die Fantasy und historische Abenteuer-Erzählungen schätzen, zu wecken. Die Story beruht zwar auf einer bekannten Sage, doch wurde sie atmosphärisch dicht und überzeugend umgesetzt. Vor allem der Rahmen, der am Anfang und Ende der Tragödie im Stil eines Gobelins die Geschichte der Invasion beschreibt, ist eine reizvolle Idee. Man darf gespannt sein, was sich das Künstler-Team für Band 2, „Das Patenkind der Feen“, ausgedacht hat.