Victor Kloss: Die Hüter der verborgenen Königreiche - Royal Institute of Magic 1 (Buch)

Victor Kloss
Die Hüter der verborgenen Königreiche
Royal Institute of Magic 1
(Royal Institute of Magic 1: Elizabeth’s Legacy, 2018)
Übersetzung: Sabine Felsberg
Titelbild: Helge Vogt
Ravensburger, 2024, Hardcover, 382 Seiten, 15,99 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Ben ist der Sunnyboy der Schule. Die Herzen der Mädchen fliegen ihm nur so zu, eine ganze Menge guter Freunde hat er auch noch und die Noten stimmen auch. Trotzdem hat er wahrlich kein einfaches Los. Vor ein paar Jahren kam er nach Hause zurück - nur um die Polizei im kleinen Reihenhäuschen seiner für Greenpeace arbeitenden Eltern vorzufinden; seine Mom und Dad waren spurlos verschwunden. Er kam zur Stiefoma - kein tolles Los, hat diese doch jede Menge „echter“ Enkel -, übernachtet wochentags wechselnd bei seinen Freunden, damit er in seiner bisherigen Schule bleiben kann.

Eines Tages bringt die Polizei die beschlagnahmten Beweise vorbei - auch wenn sie es nicht zugeben, die Ermittlungen dürften damit erfolglos eingestellt sein. Zusammen mit seinem besten Freund Charlie, einem Nerd aus dem Bilderbuch, sucht er die Sachen noch einmal durch. Und sie finden ein kleines Kästchen; drin ein Brief und zwei metallene, mit einem geprägten Elizabethanischen Wappen verzierte Karten.

Die Spur führt sie zum „Royal Institute of Magic“ - und dann ist Charlie, der Kopfmensch, erst einmal raus. Sie reisen mit einer von Drachen gezogenen U-Bahn in ein Reich, in dem die Verborgenen - magische Wesen - zurückgezogen vor der Welt leben.

Im Institut treffen sie auf ehemalige Freunde und Feinde von Bens Eltern, die nach wie vor steckbrieflich gesucht werden. Die Belohnung ist hoch, sollen sie doch den Thronprinzen der Dunkelelfen ermordet haben. Und die Dunkelelfen wollen Bens Gedächtnis auf der Suche nach Hinweisen zu seinen verschwundenen Eltern durchforsten - auch wenn ihn dies als lallenden Idioten zurücklassen könnte.

So bleibt unseren beiden Freunden, begleitet von der Halbelfin Natalie nichts anderes übrig, als selbst auf die Suche zu gehen - gibt es doch auch unter den Institutsleitern Verräter, denen Bens Wohl aber auch so was von egal ist…


Lange hat es gedauert, bis die Trilogie um das Royal Institute of Magic ihren Weg in deutsche Buchhandlungen fand. Ravensburger hat sich die drei Romane für seine kleine, aber feine Fantasy-Edition gesichert und legt diese in zeitlich recht kurzem Abstand - Band 2 folgt im Februar 2025 - auf.

Inhaltlich wartet ein Roman auf uns, der ganz auf die Zielgruppe - Jugendliche ab 10 Jahren - zugeschnitten ist. Der Verfasser fährt dabei auf, was faszinierend, erfolgserprobt und unterhaltsam ist.

Das beginnt mit dem schweren Los unserer Hauptfigur, geht mit seinem intelligenten, aber etwas introvertierten Freund weiter und - tja, dann wird es phantastisch! Schon die Reise in eines der verborgenen Reiche ist ein Abenteuer de luxe. Von Drachen gezogene U-Bahnen, dazu die üblichen phantastischen Völker (Elfen, Kobolde, Zwerge, Greife, Pegasusse…) und das Institut, das an altenglische Herrschaftssitze oder Universitäten erinnert - das hat viel Flair, kombiniert dabei altehrwürdige Auffassungen und Waffen mit moderner Technologie.

Erstaunlicherweise funktioniert diese Melange recht gut, auch, weil uns das rasant aufgezogene Abenteuer förmlich mitreißt.

Was nur steckt hinter dem Verschwinden der Eltern, wie passt der magische Schutz, den Ben vor Angriffen der Dunkelelfen hat, ins Bild, was suchen das Institut wie die Dunkelelfen nur? Fragen, die angerissen, teilweise beantwortet werden, dann aber am Ende offenbleiben, um das Interesse an der Fortsetzung zu wecken.

Sprachlich eher einfach gestrickt, kommt der Roman erfreulicherweise einmal ohne große Liebesgeschichte oder Gewaltszenen aus, konzentriert sich auf die durchaus faszinierende Welt und die auftauchenden Rätsel und unterhält abwechslungsreich und spannend.