Gruselkabinett 191: Schauermärchen 2, Jacob und Wilhelm Grimm & Ludwig Bechstein (Hörspiel)

Gruselkabinett 191
Schauermärchen 2
Jacob & Wilhelm Grimm & Ludwig Bechstein & Marc Gruppe (Script)
Sprecher: Bodo Primus, Reinhilt Schneider, Benedikt Weber u.a.
Titelbild: Ertugrul Edirne
Titania Medien, 2024, 1 CD, ca. 66 Minuten, ca. 8,99 EUR

Rezension von Christel Scheja

Die Märchen der Gebrüder Grimm sind nicht alle so harmlos, wie moderne Sammlungen den Lesern weismachen wollen. Denn es gibt auch Geschichten, die ausgelassen werden, weil sie sich mehr an Erwachsene richten, so wie die drei Erzählungen von ihnen und Ludwig Bechstein, die sich nun auch noch auf der zweiten „Schauermärchen“-Sammlung innerhalb der Reihe „Gruselkabinett“ befinden.

 

„Fitchers Vogel“ ist die Verkleidung eines Mädchens, das hinter die Geheimnisse eines Hexenmeisters kommt, nachdem erst ihre beiden älteren Schwestern und dann sie in seine Gewalt geraten sind.
Und auch in „Das Mörderschloss“ muss eine junge Frau um ihr Leben fürchten, nachdem sie auf einen gutausehenden und reichen Mann reingefallen ist.
„Der Wacholderbaum“ schließlich verschafft einem unschuldig ermordeten Jungen Gerechtigkeit.


Gerade die beiden ersten Geschichten verwenden Motive, die viele Zuhörer bereits aus einer Geschichte von der ersten „Schauermärchen“-CD kennen, denn auch dort erwies sich ein Schloss als Todesfalle für junge Frau, der scheinbar nette Mann als wahrhaftiges Monster. Einzig „Der „Wacholderbaum“ stellt wieder einmal die Stiefmutter an den Pranger, die gerne das Kind aus der ersten Ehe loswerden will, aber nicht damit rechnet, dass der Junge von magischen Mächten beschützt wird.

Es geht blutrünstig zu, da werden Körper zerhackt und Blut ist allgegenwärtig. Aber dennoch darf am Ende das Gute siegen, auch wenn seine Gerechtigkeit ebenfalls nicht ganz gewaltfrei ist. Immerhin darf zumindest in der ersten Geschichte eine aktive und mutige junge Frau den Tag retten und ist nicht nur das hilflose Opfer. Und auch der Wacholderbaum belohnt die Liebe und Güte der Schwester.

Man merkt gerade bei den Bösewichten, dass die Sprecher Spaß daran haben, ihre diabolische Ader zu zeigen. Wieder einmal wurden die Figuren gut besetzt, damit das Kopfkino anlaufen kann. Und trotz aller Ähnlichkeiten bieten auch die Geschichten Abwechslung, laden sogar zum Vergleichen ein.

Die Moral mag zwar die des 19. Jahrhunderts sein und ist sehr von den damaligen gesellschaftlichen und christlichen Werten geprägt, aber gerade das macht die Sammlung wieder einmal zu etwas Besonderem.

„Schauermärchen 2“ präsentiert weitere düstere und blutige Geschichten. Zwar mögen die beiden ersten ziemliche Ähnlichkeit mit „Blaubart“ haben, sind aber in einigen Details doch anders, was geradezu einlädt, sich nicht über die gleichen Motive zu ärgern, sondern die Stücke miteinander zu vergleichen.