Maddrax 644: Geistwelten, Oliver Müller (Buch)

Maddrax 644
Geistwelten
Oliver Müller
Bastei, 2024, Romanheft, 68 Seiten, 2,40 EUR

Rezension von Matthias Hesse

Nicht mal zehn Ausgaben ist es her, dass das Autorenteam von „Maddrax“ Miki Takeo einer Verschwörung der Nosfera (so etwas wie die Vampire im Maddraxiversum) zum Opfer fallen und vom Roboter Lybreyz meucheln ließ. Der Tod des Androiden war nicht weniger als ein Paukenschlag, schien doch eine der wichtigsten Personen der Serie damit Vergangenheit zu sein.

Lange musste die Leserschaft allerdings nicht auf Takeos Auferstehung warten, wenn auch in ganz anderer Form. In „Prometeus 2.0“ erweckte Michael Edelbrock den treuen Verbündeten des Titelhelden wieder zum Leben: Als Mendrit wankte der gute Miki nun wie ein frankensteinsches Monster durch die Welt, einer hybriden Form zwischen Mensch und Wasserwesen. Nun gilt es, den neuen Körper zu ertüchtigen und die lädierte Seele wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Ein Job, den Oliver Müller erledigt, dem zuletzt mit „Neustart“ ein kleiner Höhepunkt im „Amraka“-Zyklus gelang.

Dieser hat allmählich sein Ende im Blick, und die Handlung konzentriert auf einen großen Kampf, der sich im postapokalyptischen Washington zusammenbraut. Weit weg von dort, zeitlich wie örtlich, platziert Oliver Müller die Eröffnungsszene von „Geistwelten“. Jahrtausende vor unserer Zeitrechnung begegnen wir dem Hydriten Pro’dos, der vom Halbgott Ei’don erst von einem Todesurteil begnadigt wird, welcher den Geistwanderer dann aber in ein einen Menschenkörper verbannt, was ebenfalls einem Todesurteil gleichkommt. Von hier aus gibt es keinen Rückweg in hydritische Körper. Doch Pro’dos entdeckt, dass er seinen Geist auf andere Sterbliche übertragen und somit ebenfalls lange leben kann - lange genug, um seine Rache an Ei’don zu planen und diese jetzt, im Jahr 2554, gut abgekühlt zu genießen. Gut, dass Ei’don sich Miki Takeos angenommen hat, denn der Körper eines Mendriten kann die entscheidende Schnittstelle für einen Geistwanderer sein.

Müllers Roman hat ein paar Unschärfen, denen ich beim Lesen etwas verständnislos hinterhergeeiert bin. Das bezieht sich im Wesentlichen auf Ei‘don, der zwar ein Halbgott, mithin so eine Art Jesus sein soll, jedenfalls ein legendäre, mythenumwirkte Gestalt. Aus einer Parallelwelt in das Serienjetzt gestolpert, macht er auf einmal den Job eines Vortragsreisenden und hilft Miki, sich in seinem neuen Körper zurechtzufinden, also eher - bar jeden spirituellen Glamours - ein Lifecoach. Seine Motivation, das zu tun, ist nicht so recht klar geworden, aber gut für ihn, dass er es getan hat. Das rettet ihm in einem recht vorrausschaubar konstruierten Showdown das Leben. Und so wankt „Geistwelten“ ein wenig unentschieden zwischen zwei Gravitationszentren hin und zurück, der Geschichte um die Pro’dos auf der einen und der Geschichte um Mikis neuer Identität auf der anderen Seite.

Beiden Handlungssträngen wäre mehr Raum zu wünschen gewesen. So wird zum Beispiel das Jahrtausende währende Leben des Attentäters zu spärlich ausgeleuchtet. Ebenso wird die titelbildgebende Szene, die einen interessanten Lernprozess der Protagonisten verspricht, zu schnell weggefrühstückt. Dennoch gefällt Oliver Müllers bodenständiger Stil, die „Highlander“-Anspielungen und Takeos neuer Weg.