Nanna Voss: Die Leoniden - Spektrum 1 (Buch)

Nanna Voss
Die Leoniden
Spektrum 1
(Spektrum 1 - Leoniderne, 2020)
Übersetzung: Alina Becker
Arctis, 2024, Hardcover, 496 Seiten, 23,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Die 1985 geborene dänische Autorin Nanna Foss studierte unter anderem Journalismus, Sprache und Medien. Sie unterrichtet Literarisches Schreiben, hält Vorträge und Workshops. Ihre Jugendbuchserie „Spektrum“ erschien bereits von 2014 bis 2019, der Arctis Verlag hält sich aber offensichtlich an die Neuauflage von 2020. Auf Deutsch frisch erschienen ist der erste Band, „Die Leoniden“.


Emilie fragt sich, warum sie ausgerechnet in der Nacht, bevor er bei ihr in der Schule auftaucht von Noah geträumt hat, einem Jungen mit türkisfarbenen Augen und einem seltsamen Anhänger. Das, und ein Wissenschaftsprojekt, zieht die beiden und ihre Freunde schon bald in ein Abenteuer, das es in sich hat.

Denn in einem heruntergekommen Observatorium fällt ihnen auch noch ein Kompass in die Hände und ein Stromschlag, der sie alle niederstreckt und verletzt, führt schon bald dazu, dass sie sich selbst und der Wirklichkeit nicht länger trauen können. Denn alles ist völlig außer Kontrolle geraten - und wem sie nun trauen können, das wissen sie auch nicht mehr.


Mystery, Science Fiction oder Fantasy - die Autorin lässt die genaue Zuordnung der Geschichte offen, die in erster Linie ein Young-Adult-Roman ist, eine Geschichte, die sechs sehr unterschiedliche Jugendliche zusammenführt und in ein Abenteuer stürzt, das nicht so ganz von dieser Welt ist.

Aber bis es so weit ist, nimmt sich die Autorin erst einmal die Zeit, die Figuren und ihre direkte Umgebung vorzustellen. Emilie und ihre direkten Freunde Linus und Alban sind eher stille Außenseiter, die natürlich zunächst nichts mit Noah und Pi und schon gar nicht mit Adriana anfangen können, mit denen sie zusammen an einem Wissenschaftsprojekt arbeiten sollen. Genau das bringt sie an einen Ort und in den Besitz von Gegenständen, die schon bald ihr ganzes Leben auf den Kopf stellen.

Dabei bleibt die Autorin realistisch und lebensnah. Sie setzt auf die Entwicklung der Figuren, die erst lernen müssen, aufeinander zugehen zu müssen und den anderen zu vertrauen, aber nicht nur das. Als es zur Sache geht, sind die Helden keineswegs glücklich darüber, dass sie nun übernatürliche Fähigkeiten besitzen, sondern haben bei aller Neugier auch immer wieder Angst. Das macht sie lebendig und facettenreich - selbst durch die Sicht Emilies, die als Ich-Erzählerin fungiert.

Das Abenteuer kommt ebenfalls nicht zu kurz, denn schon bald überschlagen sich die Ereignisse durch Zeit und Raum, machen den Freunden klar, dass sie schon mittendrin stecken und nicht mehr zurückkönnen.

Die Geschichte ist klug aufgebaut, endet halbwegs in sich geschlossen, stellt aber dennoch viele Weichen für die Fortsetzung. Hierbei erweist die Autorin sich als sehr ideenreich und interpretiert nicht nur paranormale Fähigkeiten neu, sondern auch die Art und Folgen der Zeitreisen, die eng mit dem Sternenhimmel verbunden zu sein scheinen.

Zudem wird die Geschichte in einem angenehmen und kurzweiligen Stil erzählt, eine Mischung, die nicht nur jugendlichen Lesern gefallen dürfte.

„Die Leoniden“ ist der Auftakt der Serie „Spektrum“. Die dänische Autorin legt gleich mit vielen spannenden Ideen und frischen Auslegungen klassischer SF- und Mystery-Elemente los. Sie beweist damit, dass gute Young- Adult-Romane mit phantastischem Inhalt nicht nur aus Amerika oder England kommen müssen.