Kate J. Armstrong: Der Kuss der Nachtigall - Nightbirds 1 (Buch)

Kate J. Armstrong
Der Kuss der Nachtigall
Nightbirds 1
(Nightbirds, 2023)
Übersetzung: Franziska Jaekel
Ravensburger, 2024, Paperback, 544 Seiten, 17,99 EUR

Rezension von Christel Scheja

Kate J. Armstrong liebt Abenteuer in fernen Welten, hat aber auch in ihrem Leben schon an vielen Orten quer um die Welt gelebt. Sie hat als Lehrerin und Lektorin gearbeitet, ist erfolgreiche Podcasterin und hat sich offenbar nun dazu entschlossen, auch Romane zu schreiben. „Der Kuss der Nachtigall“ ist ihr Debüt und Auftakt zur „Nightbirds“-Dilogie.


Schon vor vielen Generationen wurde die Magie in Simta durch die Kirche verboten und viele junge Frauen mussten sterben. Nur wenige überlebten, geschützt von den mächtigen Familien, die sich die besonderen Kräfte zunutze machen wollten. Denn mit einem Kuss sind Mädchen wie Mathilde, Sayer und Æsa in der Lage, ihre Kräfte auf andere zu übertragen.

Zwar führen sie vordergründig ein Leben als junge Damen der Oberschicht, bekommen im Schutz der Maske aber auch immer viel zu tun, bis zu dem Tag, an dem ihr Geheimnis keines mehr ist. Nach einem Attentat machen sich die drei Frauen auf die Suche nach Antworten, die sie auch in die anrüchigen Viertel der Stadt führen.


Wie bei vielen Young-Adult-Romanen bleibt der Weltenbau eher schwammig, sowohl was die Kultur als auch die zugrundeliegenden Konflikte angeht. Klar ist nur, dass sich die Gesellschaft zwar nicht sonderlich auf Technik stützt, aber an die des ausgehenden 19. Jahrhunderts, garniert mit Elementen aus den 1920er Jahren erinnert.

Wie so oft wird Magie, die nicht durch die Obrigkeit der Kirche und vor allem Männer kontrolliert wird, als gefährlich angesehen, was zu ziemlichen Hexenjagden geführt hat und auch jetzt immer noch andauert, immer wieder neu angefacht durch fanatische Anhänger des Glaubens.

Die drei Heldinnen leben zunächst in Wohlstand und Luxus, auch wenn sie bestimmten Regeln unterworfen sind, werden dann aber deutlich daran erinnert, dass ihr Leben an einem seidenen Faden hängt. Das zwingt sie natürlich dazu, ihren goldenen Käfig zu verlassen und sich an den Orten umzusehen, die ihnen früher verboten waren, nur um einige Dinge zu erfahren, die man ihnen wohlweißlich verschwiegen hat.

Immerhin steht in diesem Band nicht die Romantik im Vordergrund, tatsächlich geht es eher darum, dass sich Madeline, Sayer und Æsa weiterentwickeln und stärker werden, um nicht im Strudel der dramatischen Ereignisse vernichtet zu werden. Denn immerhin sind ihre Kräfte stärker als gedacht und sie tatsächlich nicht allein, sondern sie müssen auch genau abwägen, wem sie nun wirklich vertrauen können.

Das Ganze wird recht ansprechend und kurzweilig erzählt, allein am Anfang zieht sich die Handlung etwas, da die Autorin sich sehr viel Zeit nimmt in alles einzuführen. Immerhin erweitert sich nach und nach der Hintergrund um die drei Heldinnen und bringt sie dazu, immer mehr für sich selbst einzustehen. Natürlich kreuzen auch interessante Männer ihren Weg, aber die bleiben tatsächlich erst einmal Nebensache. Die Spannung entsteht durch die eine oder andere Überraschung, da es der Autorin gelingt, dem eigentlich bekannten Thema auch noch ein paar neue Facetten abzugewinnen.

„Der Kuss der Nachtigall“ ist der interessante Auftakt des „Nightbirds“-Zweiteilers. Die Autorin setzt dabei auf eine solide Mischung aus Abenteuer, Entwicklung der Figuren und einem Schuss Liebe und spricht so vielleicht auch den einen oder anderen Genre-Fan an, der Lust auf Intrigen und das Erstarken der Magie in einem untypischen, aber wenigstens nicht anachronistischen Setting hat.