Lena Falkenhagen: Undercover – Justifiers 2 (Buch)

Lena Falkenhagen
Undercover
Justifiers 2
Titelillustration von Oliver Scholl
Heyne, 2011, Taschenbuch, , 512 Seiten, 8,99 EUR, ISBN 978-3-453-52717-1

Von Carsten Kuhr

Ich töte Menschen nicht gerne, das können Sie mir wirklich glauben. Aber ich stehe in Diensten von Enclave Limited und habe eine kleine Sprengladung in meinem Kopf. Wenn ich also auf eigensinnige Gedanken komme, und so etwas hat ein Justifier tunlichst zu unterlassen, dann drückt mein Vorgesetzter auf den berühmt-berüchtigten Knopf, und für mich gibt es keine weitere Probleme mehr – nie mehr!

Dieses Mal aber habe ich meinen Auftrag versaut. Dabei ging es um eine Routinemission. Im Guavarra-System, genauer auf dem Planeten Pherostine, sollte ich eine Mine in die Luft jagen. Dass mir und der Bombe dabei eine Gruppe von Gewerkschaftern in die Quere kam, führte dazu, dass der Sprengsatz in meinem Kopf scharfgemacht wurde, um mich zu zwingen, den Anschlag trotz der zivilen Opfer abzuschließen. Dass einer der Gewerkschaftsfuzzis überlebte, hat mir gleich den nächsten Job verschafft. Ich habe drei Tage auf dem Planeten, um den Kerl auszuschalten – und ich habe einen Aufpasser.

Dass mich mit dem Typ weit mehr verbindet, als ursprünglich angenommen, macht mir das Leben auch nicht einfacher. Als ersten Job für Encave durfte ich seine Frau mit einem Vorschlaghammer erschlagen – nett, nicht? Da kommt doch gleich eine anheimelnde Atmosphäre auf…

Mit der „Justifiers“-Reihe wollte ihr Initiator Bestsellerautor Markus Heitz das etwas daniederliegende Genre der Space Opera neubeleben. Exotisch, voller Drive und Dramatik sollten die interstellaren Söldner ihre Leser in die Weiten des Alls entführen, auf fremden Planeten vom Überlebenskampf – aber auch der Auseinandersetzung der Konzerne gegeneinander – berichten. Lena Falkenhagen, die sich bislang eher um Deutschlands größtes Rollenspiel verdient gemacht hat, legt mit vorliegendem Band ein packendes Abenteuer auf.

Aus der Ich-Erzählperspektive berichtet sie uns dabei von einer Söldnerin, die aufgrund ihrer Paragabe besonders gut mit Sprengstoffen umgehen kann. Natürlich nutzt dies einer der Konzerne gnadenlos aus, pflanzt ihr, um sie im Griff zu halten, gleich noch eine Sprengladung in den Kopf. Vor dieser in seiner Auswirkung brutal geschilderten Ausgangslage lässt die Autorin ihre Handlung dann temporeich und mit vielen packenden Kämpfen gespickt ablaufen. Mit der Protagonistin hat sie eine geschickte Erzählerin geschaffen. Durch die Ich-Perspektive nimmt der Leser ganz direkt und intensiv an den vielen gefährlichen Situationen teil, das Schicksal, das sich uns im Verlauf der Handlung offenbart, erläutert ihre Einstellung und Handlungen in sich logisch. Der Zynismus mit dem sie sich zu schützen sucht, wirkt dabei wie das Tüpfelchen auf die i. Im Vordergrund stehen dabei aber ganz die packenden Geschehnisse, die in ihrer Verknüpfung mit den Gewerkschaften an die entsprechenden Kämpfe der Arbeiter gegen die sie ausbeutenden Unternehmer in den 20er Jahren erinnern.

Insgesamt hat Falkenhagen einen kurzweiligen, spannenden Roman vorgelegt, der den Leser mit vielen Wendungen und anschaulich geschilderten Kämpfen verwöhnt, und damit das Serienkonzept gut umsetzt. Heitz selbst steuert dem Band noch eine Folge seiner Fortsetzungsgeschichte bei, sodass das Buch viel Lesestoff zu einem moderaten Preis bietet.