Sophie Kim: Der Schrei der Schwarzkraniche - Kings and Thieves 2 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 21. August 2024 15:26
Sophie Kim
Der Schrei der Schwarzkraniche
Kings and Thieves 2
(Wrath of the Talon, 2024)
Übersetzung: Anne Braune und Susanne Klein
Loewe, 2024, Paperback, 592 Seiten, 17,95 EUR
Rezension von Christel Scheja
Sophie Kim ist eine der amerikanischen Autorinnen, die die zunehmende Popularität koreanischer Pop-Kultur zum Anlass nehmen, nun auch auf die fernöstliche Mythologie zurückzugreifen, mit der sie aufgewachsen sind, um ihre Geschichten zu erzählen. „Kings and Thieves“ bedient sich einiger Elemente aus den Märchen und Sagen, erzählt aber eine ganz eigene, romantisch angehauchte Geschichte, die in „Der Schrei der Schwarzkraniche“ fortgesetzt wird.
Lina hat in den letzten Jahren sehr viel durchgemacht - angefangen mit dem Verlust ihres Clans und ihrer Freunde über die Knechtschaft bei den Schwarzkrallen bis hin zu der Diebestat, die sie in das Reich der Dokkaebi führte und dort tiefe Geheimnisse über sie enthüllte.
Auch wenn sie Gefühle für Rui, den unsterblichen Herrscher hat, kehrt sie in ihre Heimat zurück, um endlich Rache an den Schwarzkrallen und ihrem Anführer zu nehmen. Und dann ist da diese unheimliche Stimme in ihrem Innern, die ihr immer wieder erklärt, dass sie mit ihren neu erwachten Kräften für weitaus Höheres bestimmt ist.
Immerhin sorgen die fernöstlichen Mythen und Sagengestalten dafür, dass die Handlung etwas interessanter und exotischer wirkt, als sie eigentlich ist. Denn auf das Wesentliche reduziert ist es schlichtweg eine einfache Rache-Geschichte, in der sich die Heldin nach und nach immer näher an die mächtigeren Feinde heranarbeitet und dabei natürlich immer mehr ihren neu gewonnenen Kräften verfällt.
Das Ganze wird dann natürlich auch noch mit dem bestehenden Gefühlschaos garniert, das sie weiterhin an Rui bindet. Immerhin gibt es auch Szenen aus seiner Sicht, die verraten, dass die Bindung auch von seiner Seite aus besteht. Und genau diese Fäden werden später miteinander verwoben, um das Drama komplett zu machen.
Denn es kommt, wie es kommen muss, erfährt doch Lina nach und nach immer mehr über das, was in ihr schlummert und sie dazu zwingt, einen bestimmten Weg zu gehen, auch wenn sie sich innerlich dagegen wehrt. Das Geschehen darf dann auch noch in einem fiesen Cliffhanger enden.
Die Figuren entwickeln sich durchaus weiter, gehen einen anderen Weg als man eigentlich erwartet hat. Denn die Stellung der beiden Hauptfiguren zueinander verändert sich auch auf eine interessante Weise - ist Lina doch nicht länger die Unterlegene und hat buchstäblich eher mit eigenen Dämonen zu kämpfen. Und ihr Verhalten macht sie auch nicht gerade zu einer moralisch einwandfreien Heldin.
Alles in allem weiß der zweite Band die Karten neu zu mischen, ist er doch ungewohnt actionreich und dramatisch und verändert einige Gegebenheiten, die das Geschehen nun umso spannender machen und damit auch neugierig auf den dritten Band. Denn immerhin neigen fernöstliche Mythen oft genug dazu, nicht unbedingt mit einem glücklichen Ende abzuschließen.
„Der Schrei der Schwarzkraniche “ setzt gegenüber dem ersten Band von „Kings and Thieves“ noch Einiges drauf, entwickelt sich die Geschichte doch in eine überraschende Richtung, die nicht mehr unbedingt so klar auf ein bestimmtes Ziel zusteuert, zumal die beiden Hauptfiguren nun mehr oder weniger ebenbürtig geworden sind und der Cliffhanger alles möglich macht.