Richard Schwartz: Invasion - Die Eisraben-Chroniken 3 (Buch)

Richard Schwartz
Invasion
Die Eisraben-Chroniken 3
Titelbild: Uwe Jarling
Piper, 2024, Paperback, 408 Seiten, 17,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Alexandra McInness schrieb sich schon in jungen Jahren bei der US Army ein. In Kampfeinsätzen überall auf der Welt war sie für Uncle Sam unterwegs, riskierte ihre Gesundheit und ihr Leben. Dass ein Autounfall dann dieses fast zum Erlöschen brachte, war ein Witz des Schicksals. Querschnittsgelähmt vegetierte sie vor sich hin - bis ihr ein unwiderstehliches Angebot gemacht wurde.

Ihr Körper würde über Monate mittels einer revolutionären Heilmethode regeneriert werden, ihr Bewusstsein so lange in eine durch Quantencomputer simulierte Fantasy-Welt transferiert. Als Herzogen von Arensvelt soll sie das von ihrer bösen Zwillingsschwester verfluchte Land befreien und zu Frieden und Wohlstand führen.

Dass ihre alten Kumpel, mit denen sie unzählige Einsätze geflogen war, mit von der Partie sind, erleichtert ihr die Queste. Doch dann muss sie erkennen, dass sie weit gefährlichere Gegenspieler hat, als zunächst angenommen.

Dass ihr neuronales Interface auf geheimer Alien-Technologie beruht und man schon vor Jahrzehnten eine Warnung aus dem All vor einer drohenden Invasion erhalten hat, ahnt von ihren Mitmenschen kaum jemand. Mittels den zusammen mit der Warnung übermittelten Bauplänen, wurde die Technologie hinter dem Game, das Interface und das in Bau befindliche Raumschiff, das sie eines Tages in Richtung der Gefahr steuern soll, erst möglich. Mittlerweile aber sind Konkurrenten auf den massiven technologischen Fortschritt aufmerksam geworden - hat ihre Genesung im Tank doch gleich alle genetischen Defekte mit behoben… inklusive der natürlichen Alterung.

Lange, viel zu lange für seine vielen Fans, war es ruhig geworden um Richard Schwartz. Nach dem Abschluss seiner gepriesenen „Askir“-Reihe und der „Lytar“-Trilogie legte er in seinem Hausverlag zwar noch die ersten beiden „Eisraben“-Chroniken auf, zudem den ersten Teil der „Sax“-Chroniken, dann aber stockte der Nachschub. Eine schwere Erkrankung fesselte ihn ans Bett, an Schreiben war in dieser Zeit nicht zu denken.

Nun, glücklicherweise wieder genesen, legte er im Eigenverlag einen neuen Phantastik-Roman - erneut, wie kann es anders sein, der Auftakt einer Reihe – vor („Nebenwelten“), bei Piper folgten die lang erwarteten Fortsetzungen um Sax und Alex.

Wir, Alt wie Jung, kennen und lieben sie: die Rollenspiele. Früher, in der „guten, alten Zeit“ spielte man sie gemeinsam am Couchtisch, heute wird im PC oder online auf Abenteuer gegangen. Neben den mannigfaltigen Ballerspielen gibt es natürlich auch die klassischen Fantasy-Games.

Und genau hier setzt Richard Schwartz an. Er will den Gamern nicht einfach nur die Romanversion eines erfolgreichen Spiels offerieren, oh nein, er versucht die Spieler mit einer Handlung in einem so nicht käuflichen Spiel und jeder Menge Verwicklungen zu ködern.

Wie von dem Verfasser gewohnt, steigt er ohne große inhaltliche oder zeitliche Brüche in den dritten Teil der Handlung ein. Allerdings verlagert er seinen Schwerpunkt deutlich. Stand bislang die Handlung im Game im Zentrum des Textes, so erhalten wir nun mehr und mehr Hintergrundinformationen um die Vorgänge, Geheimnisse und Entwicklungen in der realen Welt. Das wirkt zunächst entschleunigend, sprich, das Tempo ist erst einmal ziemlich draußen. Dazu kommt, dass Schwartz mit Stereotypen nur so um sich schmeißt - die Südstaaten-Schönheit, die sich im lokalen Honkytonk ihre nächtliche Unterhaltung sucht und - natürlich - in einem Kollegen findet; sorry, da war ich draußen.

Nach Rückkehr ins Game wird es deutlich besser. Hier, inmitten finsterer Bedrohungen, fieser Gegner und im Kreise ihrer Unterstützer, ist die Spannung wieder da.

Es ist die Verzahnung der Spiel-Ebene mit der Realität, die in meinen Augen nicht ganz funktioniert. Hier der Plot, der im Wesentlichen Science-Fiction-Thematiken aufgreift, dort die archaische Fantasy-Handlung im Game - das zwingt uns immer wieder von Neuem, uns einzufinden, stört den Lesefluss. Dabei ist der Zusammenhang zwischen Spiel und Pseudo-Realität durchaus vorhanden, wenn auch ein wenig an den Haaren herbeigezogen.

Mit einem wirklich fiesen Cliffhanger schließt der Roman dann wieder ab - ein Ende ist nicht in Sicht. Es bleibt letztlich die Frage, wann die Handlung fortgesetzt wird.