Jan C. Behmann: Reitmayr machte immer alles mit links (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 16. Juli 2024 15:29
Jan C. Behmann
Reitmayr machte immer alles mit links
2024, Taschenbuch, 300 Seiten, 14,00 EUR
Rezension von Christel Scheja
Hauptberuflich arbeitet Jan C. Behmann als Erste-Hilfe-Ausbilder, Fachkraft für Arbeitssicherheit, Sicherheitsfachkraft und geprüfter Brandschutzbeauftragter, ist Leiter einer eigenen kleinen Firma. Dennoch findet er gelegentlich Zeit, zu schreiben, und lässt seinen Ideen in Romanen wie „Reitmayr machte immer alles mit links“ freien Lauf.
Frederick Reitmayr sonnt sich in seinem Erfolg. Er stammt aus einfachen Verhältnissen, hat aber nun mit 43 Jahren schon erreicht, Partner und Teilhaber in einer renommierten Anwaltskanzlei zu werden und ordentlich zu verdienen. Die Einzigen, die ihn nerven sind Multi-Aufsichtsrat Burchardt und seine eigene Assistentin Constanze Neuhaus.
Doch dann rückt der Kanzlei eine Wirtschaftsprüferin auf die Pelle und einige der Partner kommen ins Schwitzen. Sie sorgen dafür, dass Reitmayr in den Fokus der Ermittlungen gerät.
Wo man den Roman nun genau einordnen soll, das ist schwierig. Denn auch wenn die Geschichte Züge eines Krimis hat, so hat sie doch nur wenige Elemente und Strukturen, die das Genre ausmachen. Als Satire auf die mit vielen der reichen Anwaltskanzleien verbundenen Vorurteile und Klischees funktioniert der Roman eher. Denn der Autor setzt darauf, all das einzubringen, was man den Anwälten nachsagt: einerseits das materielle - wie sechsstellige Gehälter, Häuser in besseren Gegenden, Zweitwohnungen für das eine oder andere Stelldichein und nicht zuletzt auch schnittige Sportwagen und maßgeschneiderte Kleidung und Schuhe -, andererseits aber auch das Gedankengut, das die meisten mit sich herumschleppen und das vor allem auf den eigenen Profit ausgerichtet ist, egal ob darunter andere leiden müssen.
Und natürlich will man den Status quo erhalten, der im Roman regelrecht zelebriert wird. Reitmayr ist dabei nicht unbedingt die Haupt-, aber eine der zentralen Figuren, die alle mehr oder weniger ambivalente Gefühle auslösen.
Auch wenn im Grunde nicht ganz so viel passiert, so kommt doch keine Langeweile auf, denn es macht Spaß, die Gedankengänge der Figuren nachzuverfolgen, sich über diese zu amüsieren, oder aber auch unangenehm berührt zu sein. Und nicht zuletzt wartet man auch eine ganze Weile auf den Knall, der dann auch zum passenden Zeitpunkt kommt.
Alles in allem zeichnet sich die Geschichte durch seinen bitterbösen Humor und auch die fiesen kleinen Einblicke in die Welt der großen Kanzleien aus. Sicherlich ist Manches überspitzt dargestellt, aber lange nicht alles. Spaß hat man bei alledem dennoch von Anfang bis Ende. Und sogar der Titel hat irgendwie seinen Sinn.
„Reitmayr machte immer alles mit links“ funktioniert am besten als Gesellschaftssatire mit einem Schuss an Krimi-Elementen. Bitterböse, aber genüsslich werden hier die Partner einer angesehenen Kanzlei mit all ihrer Bigotterie und ihren Narzissmus durch den Kakao gezogen, der Titelheld inbegriffen.