C. K. McDonnell: Relight my Fire (Buch)

C. K. McDonnell
Relight my Fire
(Relight my Fire, 2024)
Übersetzung: André Mumot
Eichborn, 2024, Hardcover, 554 Seiten, 22,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Manchester ist berühmt für seine zwei namenhafte Fußballclubs, dazu gibt es einige alte Häuser und eine Zeitung, wie es sie im UK nirgends sonst gibt!

Die „Stranger Times“ widmet sich in den Artikeln all dem, was seriöse Zeitungen nicht mal mit der Kneifzange anfassen. UFO-Sichtungen, das Monster von Loch Ness, Vampire und Dämonen, selbst Engel und Ehefrauen von Autobahnen werden hier gewürdigt.

Kopf hinter der Zeitung ist Herausgeber Vincent Bancroft. Einst war er der Enthüllungsjournalist schlechthin, ein Mann, der mehr Politiker und Banker entlarvt und auf die Anklagebank geschickt hatte, als all seine Kollegen zusammen. Dann starb seine Frau - der krasse Absturz folgte.

Die „Stranger Times“, sein cholerisches Naturell und die Flasche mit dem Hochprozentigen sind nun seine Begleiter. Inzwischen hat er eine illustre Runde an Mitarbeitern verpflichtet: ein gefallener, traumatisierter und gar merkwürdiger Engel wird dem Wesen wohl am Ehesten gerecht, eine Ex-Ehefrau, eine heranwachsende Zauberin, dazu zwei abgehalfterte Journalisten und eine gottesfürchtige, gute Seele geben eine durchaus respektable Einsatztruppe ab.

Dieses Mal dürfen sie sich mit Menschen beschäftigen, die nach dem Genuss einer besonderen Ecstasy-Pille magische Kräfte entwickeln. Das schwebt plötzlich ein junger Mann am Himmel, bis er realisiert, dass er sich ohne Netz oder Absicherung in der Luft befindet und ziemlich rasant gen Boden rast, da spießen Blumen aus Motorhauben - Sie erkennen das Bild?

Die Spur führt über einen früheren Rock-Star zu einer etwas, nein, seien wir ehrlich, ziemlich abgedrehten Wissenschaftlerin, die auch den Begründern und den Altvorderen bereits aufgefallen ist.

Gut, dass es das Team der „Stranger Times“ gibt, das die Kohlen aus dem Feuer holen kann - so können sich die mächtigen Strippenzieher zurücklehnen und gemütlich abwarten, was Bancroft und Co. nicht so alles bewegen und entdecken - die Artikel wird dann sowieso niemand für voll nehmen…


Mit vorliegendem Band möchte der Verfasser, hinter dessen Pseudonym sich niemand geringeres als der gefeierte Comedian Caimh McDonnell verbirgt, einen neuen Handlungsabschnitt beginnen. Mit dem vorhergehenden Roman hatte er seine erste Trilogie um die „Stranger Times“ abgeschlossen, nun gibt es also Nachschub - wobei sich dieser inhaltlich nicht wirklich von den Vorgängern unterscheidet… von wegen also etwas mit neuem Handlungsabschnitt.

Erinnern wir uns zurück; der Auftaktband, der es auch bei uns zu Bestseller-Ehren brachte, bot erfrischend neue Ansätze. Jede Menge schwarzer, staubtrockener Humor, skurrile Figuren und Gesellschaftskritik der beißenden Art mischten sich zu einem wahren Lese-Leckerbissen. Der Folgeband enttäuschte (mich) dann auf der ganzen Linie. In Band 3 wurde McDonnell dann wieder ein bisschen besser.

Nun, vorliegender Roman liest sich ganz nett und auch recht flüssig, ist allerdings deutlich zu lang ausgefallen und lässt leider wieder all das vermissen, was den Auftakt aus der Masse der entsprechenden Urban-Fantasy-Werke so wohltuend herausgehoben hat.

Wo sind sie geblieben, die pointierten Seitenhiebe auf gesellschaftliche Missstände, wo der Sprachwitz und der trockene Humor? Selbst die Darstellung unserer Reporterin als Groupie des inzwischen deutlich gealterten, einstigen Rockstars ließ wirklichen Esprit oder Ironie vermissen. Auch ein auf den Friedhöfen schnüffelnder Ghoul kann da wenig retten.

Der Plot selbst unterscheidet sich vom Ansatz und Ausführung her kaum mehr von gängigen Konkurrenten. Etwas Böses macht sich auf, Unschuldige heimzusuchen, unsere Helden jagen und stellen sich diesem.

Insoweit werden die Fans der Reihe den Roman lesen, dabei durchaus flüssig unterhalten werden - das Besondere aber fehlt auch hier, leider.