Max Valier: Spiridion Illuxt / Die Fahrt ins All (Buch)

Max Valier
Spiridion Illuxt / Die Fahrt ins All
Verlag Dieter von Reeken, 2024, Paperback, 102 Seiten, 12,50 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Herausgeber und Verlagsinhaber Dieter von Reeken legt uns in diesem dünnen Band zwei Novellen des in Bozen geborenen Max Valier vor. Erstaunlich zunächst, dass „Die Fahrt ins All“ tatsächlich 1931 übersetzt ihren Weg über den Großen Teich ins amerikanische „Wonder Stories“ fand.


In der ersten Novelle steht ein Mensch im Zentrum, der mit einzigartigen Geistesgaben ausgestattet wurde. Scheinbar ohne jegliche Mühe schüttelt er eine bahnbrechende Erfindung nach der anderen aus dem Ärmel - allerdings nutzt er diese nicht etwa zum Wohl seiner Mitmenschen, sondern um seine perversen Macht-Phantasien und abartigen sadistischen Pläne durchzuführen. Niemand kann ihm, der aus Blei Gold machen kann, etwas anhaben - bis er sich in eine junge, unschuldige Frau verliebt und diese auf seine Insel entführt. Als die bereits vergebene Dame seine Avancen abwehrt, lanciert er weiterhin seine Absicht, die Erde mit all ihren Bewohnern der Vernichtung auszusetzen - er selbst will aus sicherer Entfernung im All zusehen…

Zwei private Forscher haben in dem zweiten Beitrag eine Rakete entworfen, mit deren Hilfe sie, über einen Auftankstop auf dem Mond, Richtung Mars aufbrechen wollen. Mit an Bord - schließlich muss das bisschen Haushalt ja auch gemacht werden - die Ehefrau des Ingenieurs. Schon auf Luna machen sie aufsehenerregende Entdeckungen, mit deren Hilfe sie hoffen, eines Tages ein Ätherschiff bauen zu können. Auf dem Weg zum Mars ist es natürlich die schwache Frau, die des endlosen Wartens leidig, den Gashebel nach vorne schieben und alle Berechnungen damit über den Haufen werfen möchte. Zum Glück erwacht der holde Gatte rechtzeitig. Danach wartet die Begegnung mit einem Kometen auf unsere wackeren Raumfahrer…


Während die erste Novelle durch ihre ungewöhnliche Hauptfigur, einen skrupellosen Egomanen, besticht, wurde der zweite Beitrag schon öfter veröffentlicht. Der Grund hierfür liegt auf der Hand: Der Verfasser beschreibt darin, physikalisch zutreffend, die Zustände, die bei einer Raumfahrt auf die mutigen Raumfahrerinnen und Raumfahrer warten. Das überkommene Bild der Ehefrau, die weitgehend nur mitgenommen wird, um den Tisch zu decken, ist aus heutiger Sicht fast schon lustig, wirkt überzeichnet, bietet aber in Wirklichkeit einen Einblick in zum Glück längst vergangene Denkweisen.

Insgesamt war ich von dem diabolischen Unhold und seinen Plänen mehr angetan als von der Beschreibung der Raumfahrt. Letztere las sich sehr oberlehrerhaft, war unschwer als Vehikel zur Bildung der jungen Leser zu erkennen, während unser Diabolus in seiner Unbarmherzigkeit faszinierte.