Ernest Nybørg: Martensen und das wehrlose Wasser (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 28. Juni 2024 08:29

Ernest Nybørg
Martensen und das wehrlose Wasser
Edition AV, 2024, Paperback, 280 Seiten, 18,00 EUR
Rezension von Christel Scheja
Nach dem Studium der Literatur und Musik, schrieb Ernest Nybørg zunächst für Film und Fernsehen, arbeitete auch als Gastlektor für Dramaturgie und betreute Produktionen bei der Stoffentwicklung. Inzwischen hat er sich aber mehr dem Schreiben von Thrillern und Kriminalromanen mit realen Hintergründen zugewandt. Das merkt der Leser auch bei seinem neuesten Werk, „Martensen und das wehrlose Wasser“.
Anders als sein Vorgesetzter nimmt Kommissar Martensen den Mord an einem Regionalpolitiker und eine abgesagte Pressekonferenz nicht auf die leichte Schulter, denn er ahnt, dass der Mann sicherlich nicht durch ein Eifersuchtsdrama starb. Und richtig - schon bald spürt er ein wahres Netz von Intrigen auf.
Doch was hat die Fynwater Invest und ihr Plan, Frischwasser nach Berlin zu liefern, mit dem Mord zu tun, der nicht der einzige bleibt? Martensen ist auf einer interessanten Spur und lässt sich zudem nicht davon beirren, dass die Verdächtigen unangreifbar zu sein scheinen…
Tatsächlich basiert die Geschichte auf echten Plänen, wie man im Nachwort erfahren kann, ist die Wasserknappheit in Berlin doch real und auch die Idee, sich über eine Pipeline sauberes Trinkwasser liefern zu lassen, nicht neu. Erfunden ist deshalb nur die Geschichte, die Ernest Nybørg darum gesponnen hat.
Der spannende Thriller macht überraschenderweise für den Leser keinen großen Hehl daraus, wer der Mörder ist, so dass man etwas mehr als der Kommissar weiß, der mit Beharrlichkeit und Ruhe den Spuren nachgeht, aber auch auf eine tatkräftige Kollegin zählen kann, die ihm den Rücken freihält, wenn der Vorgesetzte wieder einmal querschießt.
Zudem bleibt die Geschichte spannend, zumal man lange nicht weiß, warum der Politiker und andere eigentlich überhaupt sterben mussten, wem sie letztendlich im Weg waren. Die Enthüllung dessen folgt erst zum Ende hin, so dass man gerne bei der Stange bleibt.
Die Figuren sind gut ausgearbeitet, wirken lebendig und haben auch ihre Macken und Schwächen, so dass man sie sich gut vorstellen kann. Dazu kommt ein guter Schuss Lokalkolorit, denn auch das Leben und die Menschen in Dänemark wirken angenehm authentisch. Letztendlich kommt der Autor auch ohne dramatische und actionreiche Szenen aus, denn die Geschichte lebt durch die Interaktion des Kommissars mit seinem Umfeld; für ein Augenzwinkern sorgt zudem ein gelegentlich auftretender Papagei, der die Dinge auf den Punkt trifft.
„Martensen und das wehrlose Wasser“ erzählt einen spannenden Kriminalroman auf Basis realer Fakten und bietet neben interessanten Ermittlungen auch lebendige Figuren und eine zwar ruhige, aber abwechslungsreiche Handlung, die zu keinem Zeitpunkt langweilig wird.