T. Kingfisher: Was die Toten bewegt (Buch)

T. Kingfisher
Was die Toten bewegt
(What Moves The Dead, 2022)
Übersetzung: Elena Helfrecht
Cross Cult, 2024, Hardcover, 192 Seiten, 20,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Als einer der großen Autoren der Schauer-Romantik gilt Edgar Allan Poe. Auch wenn man sie vielleicht nicht gelesen hat, so sind seine Geschichten durch die Verfilmungen und Referenzen in der Unterhaltungsliteratur und Popkultur doch irgendwie jedem bekannt. Und manchmal machen sich auch Autoren der Moderne daran, die alten Geschichten noch einmal nachzuerzählen, so wie T. Kingfisher mit „Was die Toten bewegt“.

 

Alex Easton, eine gestandene Soldatin, die gerade erst ihren Dienst quittiert hat, reist unverzüglich zu ihrer Jugendfreundin in das ländliche Ruravien. Sie will Madeleine, die im Sterben zu liegen scheint, in ihren letzten Lebenswochen beistehen. Doch schon bei ihrer Ankunft wird schnell klar, dass weder das Siechtum der anderen Frau noch der Zustand ihres Bruders Roderick natürlichen Ursprungs scheinen. Denn die Umgebung rings um das Anwesen, vor allem der nahegelegene See, haben etwas Unheimliches, ja Bedrohliches an sich.


Pilze spielen eine bedeutende Rolle in der Nacherzählung von „Der Untergang des Hauses Usher“, die sich zwar einerseits an die von Poe vorgegebene Handlung hält, aber immer wieder auch neue Aspekte einbaut. Die Autorin verwendet dabei einen anderen klassischen Kunstgriff, siedelt das ganze in einer Welt ähnlich der unseren und in einem Operettenstaat an, befindet sich dabei in einer guten Tradition mit anderen Klassikern wie „Der Gefangene von Zenda“.

Das erlaubt es ihr, einen Hintergrund zu gestalten, der nur bedingt viktorianisch ist und der ein paar interessante Eigenheiten besitzt, die durchaus auch unter queeren Lesern Anklang finden könnten. Die Handlung selbst nimmt sich sehr viel Zeit, das Grauen langsam aufzubauen, wirkt im Gegensatz zu anderen Geschichten eher behäbig.

Hier bekommt das Unheimliche und Übernatürliche auch eine Stimme, und viele Erkenntnisse fußen auf wissenschaftlichen Grundlagen, so dass der Grusel-Faktor dennoch erhalten bleibt. Es mag natürlich sein, dass der eine oder andere die Auflösung unbefriedigend findet, sie wird allerdings der Geschichte gerecht, die einerseits den klassischen Verlauf wahrt, andererseits aber auch sehr modern erzählt wird.

„Was die Toten bewegt“ kann durchaus wörtlich genommen werden. Und das ist auch der Aspekt, der in dieser Nacherzählung von „Der Untergang des Hauses Usher“ in den Mittelpunkt rückt - weniger der Kampf aufrechter Helden gegen das Übernatürliche als der Versuch, es zu entschlüsseln und verstehen.