Amélie Wen Zhao: Das verbotene Siegel - Song of Silver 1 (Buch)

Amélie Wen Zhao
Das verbotene Siegel
Song of Silver 1
Titelbild: Sija Hong
(Song of Silver, Flame like Night, 2023)
arsEdition, 2024, Paperback, 528 Seiten, 18,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Amélie When Zhao wurde in Paris geboren, wuchs aber in Peking auf und lebt heute In New York, um im Finanzsektor zu arbeiten und nebenher zu Schreiben. Auf Deutsch erschien nun „Das verbotene Siegel“, der erste Teil ihrer magischen Fantasy-Dilogie „Song of Silver“.


Lan schlägt sich seit dem Tod ihrer Mutter als Singmädchen durch und versucht so gut sie kann über die Runden zu kommen und dabei nicht den elantinischen Besatzern aufzufallen, die ihr Land seit Jahren unterjochen. Denn sie hütet ein dunkles Geheimnis und nährt in ihrem Herzen den Wunsch nach Rache.

Ein Hexer hat ihre Mutter umgebracht und scheint nun auch hinter ihr her zu sein. Doch als es brenzlig wird, schreitet ein junger Mann ein, der selbst über besondere Kräfte verfügt und von nun an scheinen ihr und Zens Schicksal miteinander verbunden zu sein, denn er blickt hinter das Siegel, das sie trägt - und weiß um ihre wahre Macht.


Es ist schon interessant, dass in der letzten Zeit nicht nur immer mehr Fantasy auf den Markt kommt, in dem die chinesische Mythologie und Geschichte im Mittelpunkt steht, sondern auch, dass auf einen ganz bestimmten Abschnitt der Vergangenheit angespielt wird: Der Versuch der europäischen Kolonialmächte, das Reich der Mitte wirtschaftlich und politisch zu kontrollieren, und zugleich dessen Kultur zu zerstören. Auch hier spielt das in gewissem Sinne eine Rolle, wenn auch mehr im magischen und mythischen Bereich. Denn die Geschichte bewegt sich bewusst von der Politik weg und spielt mit den Symbolfiguren Chinas, der Darstellung der Magie und den Mythen, die damit verbunden sind.

Anders als bei vielen anderen Autorinnen steht einmal nicht die Romantik im Vordergrund, tatsächlich nimmt sich Amélie Wen Zhao auch die Zeit, den Hintergrund auszubauen und vor allem die Kultur genauer vorzustellen. Der Anfang mag daher ein wenig sperrig wirken, aber man wird durch lebendige Schilderungen und eine gut aufgebaute Handlung belohnt, die sich zum Ende hin immer mehr zuspitzt und interessante Weichen stellt, aber erwartungsgemäß auch mit einem Cliffhanger endet.

Die Figuren sind ausreichend charakterisiert, man lernt gerade die beiden Hauptfiguren Lan und Zen sehr gut kennen, versteht ihre Entwicklungen gerade zum Ende hin besser. Die Nebencharaktere erfüllen erst einmal ihre Funktion, bekommen aber nach und nach auch immer mehr Profil.

Alles in allem bietet die Handlung auch dem Fantasy-Fan Einiges, denn der Hintergrund wird angemessen ausgebaut, die Mythologie interessant eingeführt und auch die Spannung auf einem hohen Niveau gehalten. Sicherlich ist auch eine Liebesgeschichte enthalten, die ordnet sich aber dem Geschehen erst einmal unter.

„Das verbotene Siegel“ kann durch einen schön ausgebauten, angenehm exotischen Hintergrund überzeugen, der die Handlung zu tragen weiß, und vor allem dem Abenteuer gerecht wird. Die romantischen Gefühle sind auch da, fügen sich aber gut in das Gesamtbild ein und dominieren nicht alles. So kann der Fan auf den zweiten Teil der Dilogie mehr als gespannt sein.