Robert Kraft: Um die indische Kaiserkrone 2 (Buch)

Robert Kraft
Um die indische Kaiserkrone 2
Erlebnisse eines Deutschen im Lande der Wunder
Titelbild und Innenillustrationen: Adolf Wald
Verlag Dieter von Reeken, 2024, Hardcover, 476 Seiten, 32,50 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Weiter geht es mit den Abenteuern im fernen Indien. Vorliegender Band setzt dann auch dort an, wohin die Leserinnen und Leser Kraft gerne folgen. Wir befinden uns im Dschungel. Hier, weit abseits der Metropolen, treffen wir auf eine Expedition. Unter der Leitung des deutschen Reihenfels ist eine Gruppe Europäer mitsamt Trägern und Führern unterwegs. Sie sind auf der Suche nach dem verschollenen britischen Gentleman, um diesen aus der jahrelangen Gefangenschaft der Thags zu befreien.

Auf ihrem Weg treffen sie auf einen von einem Tiger schwer, ja tödlich verwundeten Einheimischen. Dass dieser den finsteren Machenschaften Nana Sahibs zum Opfer gefallen ist, ahnen sie nicht.

In dem nahegelegenen Jagdschloss treffen sich derweil die Verräter, um über ihre Rebellion gegen das britische Kolonial-Joch zu beraten.

Reihenfels führt seine Gruppe zu eben jenem Schloss und gefährdet damit die durchtriebenen Pläne des Rebellen-Anführers.

Die von einem britischen Schurken aufgestachelten Inder starten ihre Rebellion gegen die verhassten Besatzungstruppen…


Robert Kraft wusste, was seine Leserinnen und Leser von ihm erwarteten. Und genau dies, jede Menge Exotik, finstere Schurken, aufrechte Helden und eine farbenprächtige Kulisse, bot er diesen an.

So liest sich auch vorliegender Band wieder durchaus flüssig und spannend, obwohl, und dies muss man sich immer vor Augen führen, der Text mehr als hundert Jahre auf dem Buckel hat. Naturgemäß sind viele Beschreibungen überholt, Darstellungen nicht mehr zeitgemäß. Hier kann, soll, ja muss man die Romane immer auch als Zeitzeugnisse lesen, die die damaligen Zustände und Denkweisen porträtieren.

Wie bereits früher ausgeführt, gehörten zur Zielgruppe, an die sich der Verfasser richtet, in erster Linie nicht das Bildungsbürgertum - die derartige Machwerke wohl nicht mit der Zange angefasst hätten -, sondern die einfachen Menschen. Ihnen wollte Kraft die Möglichkeit von ein wenig Abwechslung aus dem tristen Alltag eröffnen, wollte sie verzaubern und ihre Sorgen und Nöte ein paar Stunden vergessen lassen. Und dies, das kann man dem Roman attestieren, ist ihm gelungen.

Natürlich reihen sich gefährliche Situationen zuhauf aneinander, aus denen unsere Helden, allen Wahrscheinlichkeiten zum Trotz, immer wieder herausfinden. Und auch die Darstellung des Landes, seiner Kulturen und Menschen bleibt oberflächlich, ja stereotyp. Hier darf man nicht vergessen, dass Kraft als Seefahrer zwar die Welt damals bereist hat, dabei aber zumeist eben nur die Häfen kennenlernte, kaum einmal, wenn überhaupt, ins Landesinnere vorgestoßen ist. Ergo bezog er sein Wissen von mitreisenden Seefahrern, die er auf dem Schiff kennenlernte und einigen Recherchen, die er betrieb.

Dies im Hinterkopf behaltend, darf man dem Autor attestieren, dass er packend und unterhaltend zu schreiben wusste, dass er dabei die Fähigkeit hatte, seine Leserinnen und Leser bei der Stange zu halten und zu faszinieren.