Brent Weeks: Jenseits der Schatten – Schattentrilogie 3 (Buch)

Brent Weeks
Jenseits der Schatten
Schattentrilogie 3
(Beyond the Shadows)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Hans Link
Blanvalet, 2010, Paperback mit Klappenbroschur, 700 Seiten, 15,00 EUR, ISBN 978-3-442-26630-2

Von Carsten Kuhr

Brent Weeks’ „Schatten“-Trilogie ist etwas Besonderes. Da schickt sich ein junger, bis dato unbekannter Autor an, seine Leser in eine Fantasy-Welt zu entführen, die weitab gängiger Klischees daherkommt. In diese brutale – dabei sehr realistisch gezeichnete – Umwelt platziert er dann diverse Handlungsstränge, die zunächst kaum etwas miteinander zu tun haben.

Statt der üblichen zwei, maximal drei Erzähler präsentiert er uns acht, neun Figuren, die jede für sich faszinierend komplex aufgebaut ist, die aber auch kaum dem üblichen Muster von Gut oder Böse entspricht. So gibt es weder übliche Helden noch den gewohnten Antagonisten, die Queste bleibt recht diffus, wenn man denn von einer solchen überhaupt sprechen kann. Angesichts dieser Voraussetzungen erscheint es schwierig, mit den Büchern warm zu werden – doch, hoppla, da reiben wir uns erstaunt die Augen, wir trauern den stromlinienförmigen Heldenepen und Völkerquesten nicht etwa nach, sondern lassen uns gefesselt in die Welt des Brent Weeks ziehen.

Unsterbliche Meuchelmörder, Hexen, strauchelnde Herrscher und eine Entscheidungsschlacht am Ende des letzten Bandes, das erinnert ein wenig an gewohnte Aufzüge, doch was Weeks daraus macht, das ist erstaunlich, das zeigt Potential und überrascht den Rezipienten.

Es ist kaum möglich, die Handlung kurz und treffend zusammenzufassen, zu viele Details sind wichtig, beeinflussen wiederum andere Handlungsstränge, bevor im Finale alles folgerichtig zusammenläuft. Für diejenigen, die die ersten beiden Titel gelesen, was sage ich, genossen haben, darf ich den Geschehnisse kurz anreißen: Kylar macht sich auf die Suche nach dem Schwert Curoch, das er Wolf versprochen hat. Tera Graesin übernimmt die Herrschaft über Cenaria und droht die Stadt in ihren Untergang zu führen. Einzig der Nachtengel könnte den Untergang verhindern, doch dessen Freund Logan will nicht, dass der Nachtengel wieder mordet. Vi soll eine Gruppe Frauen in der Kriegsmagie ausbilden, um diese im Kriegszug gegen die Khalidor einzusetzen. Bei dem im Hochland in Erscheinung getretenen Hochkönig handelt es sich um den Propheten Dorian, der versucht, das Land zu befrieden.

Angesichts der vielen häufigen Perspektivenwechsel ist es ein Wunder dass weder der Autor noch der Leser zwischendrein die Übersicht verliert. Auch wenn das Tempo zum Finale hin weiter zunimmt, die Handlung recht abrupt zu einem letztlich befriedigenden Schluss gebracht wird, fügen sich die unterschiedlichen Fäden zum Ende zu einem überzeugenden Ganzen. Natürlich hat auch Weeks’ Trilogie ihre Fehler und Schwächen – insbesondere was die zu häufig genutzte Magie als einfache Lösung eines Problems anbelangt, doch es ist erstaunlich, wie rund sich letztlich die Welt darbietet, wie stimmig die Figuren darin agieren und wie faszinierend die Handlung wirkt.

Dass der Autor sich eine Rückkehr offengelassen hat sei erwähnt, zunächst aber geht es im Herbst mit „Schwarzes Licht“ in eine andere Umgebung. Warten wir gespannt, ob der Autor die Erwartungen, die die „Schatten“-Trilogie geweckt hat, dort erfüllen kann.