Gabriella Poole: Verborgene Macht – Dark Academy 2 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 01. März 2011 22:43
Gabriella Poole
Verborgene Macht
Dark Academy 2
(Darke Academy. Blood Ties, 2009)
Aus dem Englischen von Michaela Link
Titelgestaltung von HildenDesign unter Verwendung eines Motivs von Gettyimages/WIN-Initiative (Mann) und einer Illustration von www.punkshits.deviantart.com
Autorenfoto von Ian Philip
cbt, 2010, Paperback mit Klappenbroschur, 304 Seiten, 12,99 EUR, ISBN 978-3-570-16098-5
Von Irene Salzmann
Cassie Bell hat sich nach anfänglichen Schwierigkeiten in der Dark Academy eingelebt – und gehört obendrein zu den sogenannten Auserwählten. Ranjit Singh, der das hatte verhindern wollen, muss nun genauso wie sie akzeptieren, dass die damit verbundenen Veränderungen nicht mehr rückgängig zu machen sind. Er möchte Cassie helfen und bekennt sich auch zu seinen Gefühlen für sie.
Was genau Cassie zustieß, als sie zu einem Mitglied der Auserwählten gemacht wurde, können ihre Freunde Isabella Caruso und Jake Johnson nur ahnen. Zu gern würde Cassie das Erlebte verdrängen, aber das lässt Estelle Azzedine, deren Geist sich bei der Zeremonie teilweise im Körper des Mädchens einnisten konnte, nicht zu. Sie spricht zu Cassie, verlangt von ihr, auch den Rest ihres Geistes einzulassen – und sie hungert. Deswegen geht es Cassie immer schlechter, denn sie will sich nicht von anderen Menschen nähren, seit sie Zeuge wurde, was einige Auserwählte ihren Opfern antun. Letztlich hat sie jedoch keine andere Wahl, als dem Drang nachzugeben. Isabella erklärt sich freiwillig dazu bereit, Cassies Nahrungsquelle zu sein, allerdings darf Jake davon nichts wissen. Seine Schwester starb unter ungeklärten Umständen; sicher ist nur, dass einige Auserwählte ihre Hände dabei im Spiel hatten, womöglich Ranjit, der mit Jessica befreundet war.
Es warten jedoch noch mehr Überraschungen auf Cassie: Als Katerina Svensson, die an einigen hässlichen Vorkommnissen die Schuld trägt und von der Dark Academy verwiesen wurde, einen neuerlichen Angriff startet, entfaltet Cassie Fähigkeiten, wie sie kein anderer Auserwählter besitzt. Prompt wird sie vor den Rat befohlen, dessen Vorsitz ausgerechnet Katerinas Mutter führt, die ihre Tochter rächen will.
Alric Dark, der Leiter der Lerninstituts, kann zwar für Cassie das Schlimmste verhindern, nicht aber für Jake, der für einen Außenstehenden zu viel weiß, und das Schicksal, das Brigitte Svensson dem Jungen zugedacht hat, ist etwas viel Schlimmeres, als das, was der Rat über ihn verhängte. Cassie und Isabella sind auf sich gestellt, wollen sie Isabellas Freund befreien. Von Ranjit, der Cassie hatte beistehen wollen, fehlt jegliche Spur, genauso wie in Jessicas Todesnacht, und dem smarten Richard Halton-Jones kann sie nicht mehr vertrauen, seit sie weiß, dass er es war, der sie bei ihrer gewaltsamen Initiierung Katerina auslieferte ...
Nachdem der erste Band der „Dark Academy“, „Geheimer Pakt“, mit einem Höhepunkt endete, der nicht ganz unerwartet kam, erfahren die Leser zusammen mit Cassie, welche Konsequenzen es hat, zu den Auserwählten zu gehören und das Gefäß eines uralten Geistes zu sein. Man wundert sich, dass diese Geister, die sonst nicht mit einem Namen belegt wurden und ihren Trägern die Führung zu überlassen scheinen, sich in Cassies Fall anders verhalten: Estelle Azzedine suchte sich das Mädchen selbst aus und ringt mit ihr um die Vorherrschaft über den Körper. Obendrein verfügt sie über einen Namen – ob es sich um ihren eigenen oder den ihrer vorherigen Trägerin handelt, wird nicht klar. Aber das ist auch nebensächlich, denn dies ist nur einer von vielen Punkten, die verdeutlichen, dass Cassie etwas Besonderes ist. Tatsächlich befindet sich nur der halbe Geist von Estelle im Körper des Mädchens, das plötzlich psychokinetische Kräfte entfaltet. Damit versetzt sie die erwachsenen Auserwählten in Erstaunen und Angst. Sie wissen nicht, wie sie mit Cassie umgehen sollen und würden sie am liebsten wegsperren – so wie andere, die ihn gefährlich werden könnten. Wie Jake. Allerdings gehen die Pläne von Brigitte und ihren Handlangern noch viel weiter, und letztlich ist Cassie auf ihre ‚Superkräfte’ angewiesen, um die ‚Bösewichter‘ aufzuhalten. Zweifellos hätte die Handlung auch auf andere Weise funktioniert, hätte die Hauptfigur ‚menschlicher‘ bleiben können, doch dann wäre ein subtiler Plan notwendig geworden. Und hier macht es sich die Autorin doch ein bisschen zu einfach, indem sie überlegene Fähigkeiten, permanentes Glück und Deus ex Machina aushelfen lässt, um die Geschichte in die gewünschte Richtung zu lenken. Auch die Charaktere sind relativ einfach gestrickt: Die ‚Bösen‘ sind böse, die ‚Guten‘ fragwürdig, geheimnisvoll oder gut. Die Szenen, welche die Geschichte voran bringen und wichtige Informationen liefern, sind vergleichsweise dünn gesät, denn es wird viel Zeit in die Romanze von Cassie und Ranjit und Geplänkel investiert.
Endlich erfährt man Näheres über die Auserwählten und ihre mehr oder minder freiwilligen Ernährer, weshalb Cassie als Außenseiterin (sie entstammt zerrütteter Verhältnisse und lebte in einem Heim) ein Stipendium erhielt, dass eigentlich jemand anderes Estelles Gefäß und sie der Ernährer hatte sein sollen, und, und, und. Vor der Kulisse New Yorks spult die Autorin ihr Garn ab. Sie stellt die Weichen für den dritten Teil, „Dunkle Seelen“, und lässt das vorliegende Buch mit mehreren Cliffhangern enden, die neugierig machen, wie es weiter geht.
„Dark Academy“ ist eine Serie für romantische Leserinnen ab 15 Jahre, die Spaß an Titeln wie „Twilight“, „Evergrey“, „House of Night“ etc. haben und nicht jedes Detail hinterfragen, sondern eine Handlung schätzen, die einigermaßen spannend ist, mit Überraschungen aufwartet, sympathische Helden zur Identifikation anbietet, in einem bekannten Setting (Schule) angesiedelt ist, Intrigen und Romanzen bietet. Das alles findet man in dieser Reihe, doch sollte man die Bände in der richtigen Reihenfolge lesen, da sie aufeinander aufbauen. Gefällt das Thema, wird man trotz der Kritikpunkte sehr gut unterhalten und möchte das Buch erst aus der Hand legen, nachdem man die letzte Seite gelesen hat.