Susan Jearney: Die Geliebte des Zeitreisenden – Pendragon 1 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 01. März 2011 22:39
Susan Kearney
Die Geliebte des Zeitreisenden
Pendragon 1
(Lucan. The Pendragon Legacy, 2009)
Aus dem Amerikanischen von Michael Siefener
Piper, 2011, Taschenbuch, 390 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-492-26765-6
Von Irene Salzmann
Die Menschen auf der Erde sind vom Aussterben bedroht, denn es werden immer weniger und schließlich gar keine Kinder mehr geboren: Umweltgifte haben Frauen und Männer im fortpflanzungsfähigen Alter unfruchtbar werden lassen. Um sein Volk zu retten, fliegt der Archäologe und Sprachwissenschaftler Lucan mit einem Raumschiff in die Galaxie Pendragon. Angeblich soll sich auf Avalon der Heilige Gral befinden, mit dem sich dieses Problem lösen ließe.
Allerdings forschen auch andere Gruppen auf dem bewohnbaren Mond nach dem legendären Artefakt: die Hohepriesterin Ceal, die damit ihren im Sterben liegenden Neffen Jaylon heilen möchte, ein Priester, der auf Unsterblichkeit hofft, und das Militär, das sich davon die ultimative Waffe verspricht.
Als Lucan und Cael auf erste Spuren stoßen, wird das Forschungsteam, dem beide angehören, angegriffen. Ihnen gelingt als einzigen die Flucht, aber nirgends sind sie sicher, da die Militärs ihnen die Morde anlasten, und sich Verräter in den eigenen Reihen verbergen. Die Lage erscheint aussichtslos, doch dann erhalten sie unverhofft Hilfe von Rion, einem mysteriösen Mann, der sich als Außenweltler wie Lucan outet, aber noch einige Geheimnisse mehr hütet. Können sie ihm wirklich vertrauen – oder sucht auch er aus persönlichen Gründen nach dem Gral? Schließlich eskaliert die Situation, und Cael muss Lucan ihre wahre Identität enthüllen, um sie beide zu retten. Allerdings wird Lucan angeschossen, und um ihn vor dem sicheren Tod zu bewahren, gibt Cael ihm eine Transfusion ihres eigenen Blutes. Lucan erholt sich, doch dann beginnt er sich zu seinem großen Entsetzen zu verändern. Wenn er so wird wie Cael, dürfte es unmöglich sein, zur Erde zurückzufliegen – falls er den Gral wirklich findet und den Feinden entkommen kann...
Der Titel „Die Geliebte des Zeitreisenden“ ist irreführend, denn er impliziert eine Handlung, wie sie nicht gegeben ist. Statt durch die Zeit reist Lucan durch den Raum in eine weit entfernte Galaxie, um dort den Heiligen Gral zu finden. Das und auch der Reihen-Titel „Pendragon“ lassen ahnen, dass der „Arthus“-Mythos ins Spiel kommt – und tatsächlich sind die Handlungsträger Nachkommen des legendären Kelten-Königs und seiner Ritter, die sich überdies durch eine genetische Besonderheit auszeichnen. Im Laufe des Buches wird der Background erweitert, sodass es nicht mehr nur um die Rettung eines kleinen Jungen und das Überleben der Menschheit geht: Auch die Feinde von König Arthus, die sogenannten Zwölf Stämme, existieren noch immer und sind bestrebt, jene Völker auszulöschen, die unter dem Schutz der Tafelrunde standen. Dabei kommt der Erde eine Schlüsselrolle zu. Fällt sie, fallen alle anderen Welten auch.
Der erste Band der (dreiteiligen?) „Pendragon“-Saga kann sich nicht entscheiden, ob er Fantasy oder SF sein möchte, aber da viele Erklärungen ‚wissenschaftlich‘ begründet werden, möchte man die Reihe eher der SF zuordnen. Eindeutig ist nur, dass die romantische Komponente nicht zu kurz kommt, denn Lucan und Cael verlieben sich ineinander, obwohl sie Angehörige verschiedener Völker sind, jeweils persönliche Ziele verfolgen und vor dem anderen wesentliche Dinge verbergen, bis die Wahrheit auf die eine oder andere Weise ans Licht kommt. Hier liegen auch die Schwächen des Romans: Wieso ist es nicht möglich, auf der Erde Samenbanken anzulegen und Gen-Manipulationen vorzunehmen, um die Existenz der Menschheit zu sichern? Warum wollen die Zwölf Stämme die Nachkommen von Arthus Pendragon und seiner Ritter vernichten? Wie können Cael und Lucan sogar in Momenten höchster Gefahr an Sex denken (und ihn praktizieren)?
Obwohl viel passiert, wirkt die Handlung unausgereift, zumal man sich Caels Heimat und die Personen ihres Umfelds trotz der Beschreibungen nicht bildlich vorstellen kann. Unlogische Momente (Sex, wenn der Feind in der Nähe ist, Cael verfängt sich in einem Rohr, weil sie ihre Eule befreien möchte, die nie gefangen war) und die Hilfe von Deus ex Machina (Rion, Lucans Verwandlung) wirken in diesem Zusammenhang umso mehr wie Notlösungen der Autorin, um die Handlung in die gewünschte Richtung zu lenken und durch erotische Momente für Highlights zu sorgen, da sie mit Spannung trotz der Angriffe und Verfolgungsjagden nicht punkten kann. Gerade das Ende mit seinem schnellen Quasi-Happy-End wirkt arg konstruiert. Damit werden zweifellos die Weichen gestellt für den nächsten Roman, in dem vermutlich Rion und Lucans Zwillingsschwester Marisa in den Mittelpunkt rücken und einige der offenen Fragen wohl beantwortet werden.
Leserinnen, die einfach nicht genug bekommen können von Paranormal Romances, werden den Romanen von Susan Kearney sicher gern eine Chance geben wollen. Da „Die Geliebte des Zeitreisenden“ relativ in sich abgeschlossen ist, kann man nach der Lektüre entscheiden, ob man es dabei belässt oder auch die Folgebände liest. Natürlich ist jedes Buch Geschmackssache, aber wenn die Serie keine Steigerung erfährt, dann gehört die „Pendragon“-Saga nicht zu den Titeln, die man unbedingt kennen sollte. Gerade die Freunde der Phantastik, die mehr Wert auf eine packende Handlung und interessante, nachvollziehbare Charaktere legen, eine Romanze innerhalb dieses Rahmens als zusätzliche Würze (und nicht als Dreh- und Angelpunkt der Geschichte) betrachten, sind mit anderen Reihen besser beraten.