Fabian K. Roth: Ghostnet - Die Letzte Stadt (Buch)

Fabian K. Roth
Ghostnet - Die Letzte Stadt
2024, Paperback, 252 Seiten, 8,99 EUR

Rezension von Christel Scheja

Der in Basel lebende Fabian K. Roth hat Naturwissenschaften und Scientific Visualization studiert und interessiert sich dabei vor allem für die Entstehung, Evolution und Zukunft des Universums, aber auch die Realität an sich. So kommt es, dass er in seinem Debütroman „Ghostnet - Die Letzte Stadt“ nicht nur unsere heutige Gesellschaft, sondern auch Technologie hinterfragt.


Glitch zieht mit seinem Roboterpferd und seiner Begleiterin Nina durch die Ruinen einer untergegangenen Zivilisation, um nicht nur Gesetzlose zu stellen und töten, sondern auch der Technik zu berauben, die in deren Körper steckt. Er verdient sein Geld mehr schlecht als recht als Scrapper, um in der letzten Stadt über die Runden zu kommen.

Ein neuer Auftrag führen ihn und Nina wieder hinaus in die Einöde. Dort sollen sie einen Programmierer jagen, der seine Frau umgebracht hat. Doch schon bald zeigt sich, dass diese neue Aufgabe viel brisanter ist als gedacht, denn sie geraten an gefährliches Wissen.


Dystopische Welten gibt es immer wieder, in den letzten Jahren zwar meistens mit romantischen Untertönen, aber es gibt immer noch genügend Autoren, die dem klassischen Weg folgen und sich bewusst mehr auf den Cyberpunk-Sf-Aspekt konzentrieren, so wie in diesem Fall.

Das Szenario wirkt zunächst wie aus einem „Mad Max“-Film übernommen: Die Welt ist eine Einöde, die Zivilisation, so wie wir sie kennen, zerfallen. Der Held zieht zusammen mit einer Begleiterin durch die Lande, um Gesetzlose auszuschalten und sie ihrer letzten Schätze zu berauben, einen Killerroboter an ihrer Seite.

Zynisch und ein wenig brutal setzt der Autor die Arbeit der Figuren in Szene, ehe er sie dann an ihren Heimatort zurückkehren lässt, der wie eine bittere Parodie unserer modernen Welt anmutet, nur dass die Menschen mit ihrer Stadt vernetzt sind, um deren Annehmlichkeiten zu genießen. Oder zumindest eine trügerische Illusion davon. Denn auch wenn alles vollautomatisiert zu sein scheint, so wird der Leser den Eindruck nicht los, dass die Bewohner mehr oder weniger subtil von dem gelenkt werden, was die Stadt am Laufen hält. Und so strahlend und schön ist der Moloch auch nicht - eher heruntergekommen und schmutzig wie in „Das fünfte Element“.

Und tatsächlich bestätigen sich die unterschwelligen Wahrnehmungen schnell, denn ihr neuer Auftrag hilft den Helden schließlich, hinter die Kulissen zu blicken…

Das Ganze wird actionreich in Szene gesetzt, besitzt eine Atmosphäre, die einem Endzeit-Western alle Ehre macht. Gewalt und Zynismus regieren auch die Charaktere, sind aber tatsächlich kein Selbstzweck, sondern wichtiger Bestandteil der Handlung, die von Anfang bis Ende spannend bleibt und am Ende mit einer bösen Überraschung aufwartet. Allerdings hört das Buch auch mit einem Cliffhanger auf, der aber neugierig auf die Fortsetzung macht und hohe Erwartungen an den Autor stellt.

„Ghostnet - Die Letzte Stadt“ bietet nicht nur ein spannendes, postapokalyptisches Szenario mit jeder Menge Western-Atmosphäre, sondern auch ein interessant gestaltetes Cyberpunk-Szenario, das durchaus zum Nachdenken anregt. Und auch der Titel kommt nicht von ungefähr.