Craig Schaefer: Stadt der Dämonen - Daniel Faust 1 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 22. März 2024 18:56
Craig Schaefer
Stadt der Dämonen
Daniel Faust 1
(The Long Way Down, 2014)
Übersetzung: Bernhard Kempen
Heyne, 2024, Paperback, 398 Seiten, 17,00 EUR
Rezension von Carsten Kuhr
Las Vegas, Nevada, ist für eines bekannt: hier kann man, genügend grün bedruckte Scheine vorausgesetzt, so ziemlich alles kaufen, was das Herz begehrt. Hier lebe ich. Mein Name: Daniel Faust, meine Profession: Magier - zur Not auch noch Schnüffler, Gauner und Straßenzauberer, je nachdem, wie sehr die Miete im Rückstand ist.
Ich habe mir einen gewissen Namen gemacht. Ab und an kümmere ich mich darum, dass es ein klein wenig gerechter zugeht - für genügend Greenbacks kann man mich engagieren und ich trete des bösen Buben aber auch so was von richtig auf die Zehen.
Eines Tages kommt ein alter Opa vom Lande auf mich zu. Seine Enkelin ist ertrunken - sagen zumindest die Cops. Laut dem Obduktionsbericht allerdings zwei Tage, bevor der Regen Las Vegas heimsuchte.
Bei meiner Recherche komme ich zunächst einem schleimigen Porno-Regisseur, der zu gerne Frauen vor laufender Kamera missbraucht und übel zusammenschlägt, auf die Spur. Als ich ihn zu Hause besuche, glaube ich meinen Sinnen nicht zu trauen - hat der doch tatsächlich eine Dämonin, einen Succubus, an sich gebunden!
Dass er der Mörder ist, wird schnell klar, dass hinter der Tat aber weit mehr steckt, als zunächst vermutet, wird bald deutlich. Der Oberboss des organisierten Verbrechens, steckt ebenso mit drin, wie eine Firma aus dem Osten. Und hinter der stecken ein paar Möchtegern-Magier, die etwas in ihrem Besitz haben, was die Welt buchstäblich in Stücke reißen könnte. Dumm daran: Sie kennen die Beschwörung, die die seit Generationen verschollene Kiste öffnet und sind willens, das auch durchzuziehen. Zwischen ihnen und der Vernichtung von allem, was wir als Realität kennen, stehen meine Freunde, die alternden Magier der Stadt, die betörende Dämonin und meine Wenigkeit…
Craig Schaefer hat bei seinem Deutschen Hausverlag bereits den Urban-Fantasy-Zweiteiler um die Geister von New York vorgelegt. Nun, nachdem dieser sich wohl recht ansprechend verkauft hat, beginnt Heyne mit der Herausgabe seines zehnteiligen Daniel-Faust-Zyklus.
In den USA sind alle „lediglich“ im Taschenbuch erschienen (zu den zehn Romanen gesellen sich noch vier Erzählungen, die uns Heyne bei entsprechendem Erfolg sicherlich in einem Sammelband nachreichen dürfte), was darauf hinweist, dass der Zuspruch und die Begeisterung bei der Originalausgabe sich eher in Grenzen hielt.
Craig Schaefer erfindet das Rad vorliegend auch bestimmt nicht wirklich neu. Er räubert doch recht deutlich bei Richard Kadreys „Sandman Slim“. Die Verbindung des vorlauten, manches Mal brutalen Protagonisten mit den Abkömmlingen der Hölle, die Darstellung der sozialen Missstände im Everyday America, erinnern an die kultige Reihe Kadreys, die bei uns, leider zum wiederholten Male, zuletzt bei Blanvalet gefloppt ist.
Das heißt nicht, dass vorliegender Auftakt nicht durchaus seine spannenden Seiten hätte. Schaefer bedient sich zwar bei vielen Vorbildern - die Darstellung des Mobs von Vegas hat sich seit den Zeiten Dean Martins wenig fortentwickelt -, die korrupten Bullen, die Obdachlosen in den Regentunneln unterhalb der Stadt, das Porno-Business - das hat alles hohen Wiedererkennungswert.
In diese bekannte Kulisse hat er dann seinen Plot um die Untersuchung der Vorkommnisse und die Jagd nach den Möchtegern-Magiern gesetzt. Das hat durchaus Tempo und liest sich zeitweise recht packend, weist aber auch deutliche Gewaltschilderungen auf. Vorhandene logische Fehler störten mich dabei weniger als die doch recht stereotyp ausgeführten Figuren und die letztlich vorhersehbare Handlung. Dem Vernehmen nach wird es aber in den folgenden Bänden, in denen Daniel Faust mehr eigene Wege geht, deutlich besser. Bislang zumindest offeriert die Reihe noch nichts wirklich Eigenständiges; da waren Jim Butcher, Benedict Jacka, M. R. Carey und Simon Green doch noch ein wenig eigenständiger.