Star Trek Deep Space Nine 5: Mission Gamma 1: Zwielicht, Keith R. A. DeCandido (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 27. Februar 2011 20:32
Keith R. A. DeCandido
Mission Gamma 1: Zwielicht
Star Trek Deep Space Nine 5
(Star Trek – Deep Space Nine: Mission Gamma 1: Twilight, 2002)
Übersetzung aus dem Amerikanischen von Christian Humberg
Cross Cult, 2010, Taschenbuch, 588 Seiten, 14,00 EUR, ISBN 978-3-941248-55-7
Von Christel Scheja
„Zwielicht“ markiert nicht nur den Beginn einer neuen Ära für Deep Space Nine und Bajor, sondern auch den eines Vierteilers mit dem Serientitel „Mission Gamma“.
Denn die „Defiant“, einst zum Schutz der Raumstation errichtet, zieht nun aus, um sich im Gamma-Quadranten umzusehen und die Gebiete zu erforschen, die nicht unter der Kontrolle des Dominion standen. An Bord sind neben Captain Vaughn auch dessen Tochter Prynn und nicht zuletzt Ezri Dax und Julian Bashir. Sie durchqueren das Wurmloch und begeben sich in Regionen, die nie zuvor ein Mitglied der Förderation bedrehten haben. Dabei schließen sie Kontakt mit einem einfachen aber freundlichen Volk, werden gleichzeitig aber auch von einem Energieimpuls erfasst, der vor allem den Schiffen schweren Schaden zufügt und nur der erste seiner Art zu sein scheint. Bei der Suche nach der Quelle des Ganzen machen sie eine ebenso folgenschwere wie dramatische Entdeckung, die mehr als einem von ihnen das Leben kosten und ein ganzes System vernichten könnte.
Auch das Leben auf der Raumstation Deep Space Nine geht weiter. Major Kira Nerys hadert mit dem Schicksal, dass man sie aus der Glaubensgemeinschaft der Bajoraner ausgeschlossen hat und muss doch dafür sorgen, dass der Anschluss ihrer Heimat an die vereinigte Förderation der Planeten friedlich und ohne Zwischenfälle abläuft. Das bedeutet allerdings auch, dass Ro Laren jetzt unter Umständen ihre Aufgabe als Sicherheitschefin verlieren könnte, da sie sich der Sternenflotte gegenüber durch ihre Desetierung zum Maquis schuldig gemacht hat. Überraschenderweise verbindet sie etwas mit Quark, der sich fragt, wie es mit sich und seiner Bar weitergehen soll, da nichts mehr so ist wie früher – weder bei den Gästen noch bei den Angestellten.
Auf Bajor selbst wartet Cassidy Yates auf die Geburt ihres Kindes, das noch von Benjamin Sisko selbst stammt und fragt sich, wie die Zukunft für sie beide aussehen wird...
Mit „Zwielicht“, dem ersten Band von „Mission Gamma“, kehrt auch „Deep Space Nine“ zum eigentlichen Ziel der Sternenflotte zurück – zu erforschen und neue Lebensformen kennenzulernen, den Frieden zu bewahren und Toleranz zu leben. Der Autor nimmt sich sehr viel Zeit, die einzelnen Punkte aufzudröseln und weiterzuspinnen. Die Figuren erhalten bei ihm Raum für ihre Gedanken und Gefühle. Während die Zurückgebliebenen auf der Raumstation noch mit ihrer Vergangenheit hadern und gar nicht so glücklich über die Zukunft sind, da sie Bajor vielleicht mehr Schwierigkeiten bereiten könnte als wirklich Glück bringen, bekommt die „Defiant“ in vollem Ausmaß zu spüren, wo die Reise hingeht, denn gleich einer ihrer ersten Aufträge führt sie in Kontakt mit ganz andersartigen Wesen. Um sie verstehen zu lernen, muss vor allem Captain Vaughn erst einmal andere Probleme familiärer Art lösen. Man kann daran teilhaben, wie zerrissen Kira Nerys ist – die immer noch glaubt, das nach der Ansicht einiger aber nicht mehr darf, aber auch wie sehr sie befürchtet, dass ihre Heimat durch den Krieg so erschüttert ist, dass sie gerade jetzt zerbrechen könnte. Auch die Beziehungsgefüge zwischen anderen Figuren entwickeln sich interessant weiter – man lernt sogar den sonst immer so selbstsicheren Quark von einer verletzlichen Seite kennen.
Eigentlich passiert auf den fast sechshundert Seiten gar nicht so viel, aber das, was passiert, geht den Figuren – und vielleicht auch manchen Lesern regelrecht unter die Haut. Gerade diese Konzentration auf den Einzelnen, seine Gedanken und Entscheidungen macht aber genau den Zauber von „Star Trek“ aus. Wieder werden Probleme nur in letzter Konsequenz mit Gewalt und Technik gelöst – vielmehr stehen Toleranz und Einfühlungsvermögen im Mittelpunkt.
Das macht „Zwielicht“ zu einem Roman, der vielleicht nichts für die Leser ist, die Action und eine überschaubare Handlung vorziehen, wohl aber für die „Star Trek“-Fans, die es gerade mögen, wenn sie die Entscheidungen ihrer Helden genau nachvollziehen können und die Geschichte den eigentlich von Gene Roddenberry beabsichtigten Geist von Neugier, Wissensaustausch und Toleranz gegenüber den anderen lebt.