Stacia Kane: Geisterflut – Chess Putnam 1 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 24. Februar 2011 19:20
Stacia Kane
Geisterflut
Chess Putnam 1
(Unholy Ghosts)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Jochen Schwarzer
Titelillustration von Ramona Popa
Lyx, 2011, Taschenbuch mit Klappenbroschur, 400 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-38025-8356-8
Von Carsten Kuhr
Wir schrieben das Jahr 1997. Die Grenze zwischen unserer Welt und dem Reich der Toten fiel, die Geister, die wir nie riefen, stürzten über uns herein. Mehr als Zweidrittel aller Menschen kamen in dem anschließenden Chaos um. Erst mit der Renaissance der Kirche der Wahrheit, die erfolgreich verkündet, dass wir keinen Glauben brauchen sondern nur Energie, um die Dämonen niederzuringen, kehrte wieder ein wenig Ruhe und eine labile Ordnung ein.
Gestatten, dass ich mich vorstelle? Chess Putnam mein Name, von Beruf Debunker, eine Hexe die, nachdem sie als Waisenkind von sie missbrauchenden Pflegevätern zu gewaltverliebten Drogenjunkies weitergereicht wurde, nun ihre Heimat und Auskommen im Schoß eben jener Kirche gefunden hat. Dass ich nebenbei von den kleinen, glücklich machenden Pillen abhängig bin, die mir mein Dealer Bump verehrt, macht mich allerdings angreifbarer, als ich es eigentlich möchte. Als Bump mich dann, kurz mal meine Schulden verfünffachend, bittet, auf einem stillgelegten Airport nach dem Rechten zu sehen, mache ich mich auf den Weg – und stoße auf schwarze, schwärzeste Magie …
Einmal mehr eine der üblichen Urban-Fantasy-Epen – Marke „das Reich der Geister/Dämonen etc. bricht über unsere Welt herein, ein paar besonders Begabte machen sich auf, das Unheil, so gut es eben geht zu bekämpfen und die Menschen ein Stück weit zu schützen“. Im Grunde genommen fasst dies die Handlung des Auftaktbandes des neuen Zyklus auch ganz treffend zusammen.
Was den Roman dann aber doch aus der Masse der entsprechenden Titel heraushebt, das ist seine ungewöhnliche ausgestaltete Protagonistin. Erstaunlicherweise versagt die Autorin sich hier die Chance, ihre Heldin aus der Ich-Perspektive erzählen zu lassen, dennoch bekommt der Leser schnell Zugang zu der jungen Hexe. Diese hat, das erfahren wir zu Beginn des Buches, schon Einiges durchmachen müssen. Als Waise von ihren Pflegefamilien missbraucht, wandte sie sich bald den Drogen und dem damit verbundenen Vergessen und künstlichen Glücksgefühlen zu. Dass sie uns als Junkie trotzdem sympathisch ist, dass sie ihr Leben und ihre Arbeit im Griff hat, nötig uns Respekt und, ja, ich gebe es zu, ein wenig Bewunderung ab.
Was folgt ist ein spannend aufbereiteter Mix aus packenden Actionszenen und der Auflösung von Geheimnissen. Das liest sich flüssig und ohne Brüche, verwöhnt mit einer Heldin abseits der gängigen Klischees und ist für Fans des Apokalyptischen einen näheren Blick wert.